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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth
Autoren: Anke Dietrich
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das raubt mir in der letzten Zeit den Schlaf. Ich will nicht, dass meine Eltern, Verwandte und Freunde sich grämen, dass sie glauben, ich wäre tot. Ich möchte nur, dass sie wissen, dass ich in einer anderen Zeit gelandet bin, wo ich es gut habe, und selbst dieses Wissen würde sie zutiefst betrüben.«
    Ramses sagte kein Wort, denn darüber hatte er sich noch niemals Gedanken gemacht. Er konnte aber Meritusirs Schmerz verstehen.
    »Verzeih, Majestät«, riss sie ihn aus seinen Überlegungen, »du hattest Amunhotep etwas gefragt, und ich denke, dass er dir darauf antworten sollte.«
    Sie sah zu ihrem Mann, der sich zu ihr beugte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange gab, bevor er antwortete: »Meinem Vater geht es gut, wenn man von seinem Bein absieht, das ihm hin und wieder zu schaffen macht, doch jeden Tag spreche ich Gebete für meine Mutter. Ihre Gesundheit wird immer schlechter. Es grenzte schon beinahe an ein Wunder, dass sie sich wieder erholt hat, nachdem sie völlig geschwächt und ausgemergelt darniederlag. Nun aber hat sie ein erneuter Schwächeanfall ans Bett gefesselt, und ich glaube, dieses Mal kommt sie nicht wieder auf die Beine.«
    »Das tut mir leid zu hören. Bestelle ihr meine besten Wünsche, wenn du sie das nächste Mal siehst.«
    »Danke, Ramses, das werde ich tun. Wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, würde ich die beiden gerne mit Meritusir und meinem Sohn in Theben besuchen. Meine Mutter soll wenigstens noch ihren Enkel sehen, bevor sie in das Reich des Osiris geht. Bisher hatten wir keine Zeit dazu.«
    »Begleitet mich und seid meine Gäste in Theben zum Schönen Fest vom Tal«, sprach Ramses spontan eine Einladung aus und fragte sich im selben Moment, ob es ratsam war, Meritusir und Amunhotep nach Theben einzuladen. Er hatte Sethi, dem er keinerlei Verfehlungen im vergangenen Jahr hatte nachweisen können, wieder sein Vertrauen ausgesprochen und ihm zudem erlaubt, in die südliche Königsstadt zu reisen, um an der Festlichkeit teilnehmen zu können. Nun war es zu spät. Er konnte seine Einladung nicht wieder zurückziehen. Er räusperte sich und fügte hinzu: »Dann kannst du deine Mutter und deinen Vater besuchen, und Meritusir und dein Sohn können an den Feierlichkeiten zu Ehren unserer lieben Verstorbenen teilnehmen.«
    Meritusir, die noch eben bedrückt vor sich hingestarrt hatte, hob überrascht den Kopf, während ihre Augen begeistert zu leuchten begannen. »Darf ich dann auch mit ins Königstal, um mir unser Haus für die Ewigkeit anzusehen?«, fragte sie.
    Ramses bejahte.

ZWEI
     
     
     
     
     
     
     
    »Ich war froh zu hören, dass Pharao erkannt hat, dass du zu Unrecht unter Arrest gestellt wurdest«, biederte sich Hui bei Sethherchepeschef an, während er ihm den Verband an der linken Hand wechselte. »Nie habe ich geglaubt, was man über dich geredet hat, Hoheit.« Er sah auf und lächelte Sethi einschmeichelnd zu.
    Angewidert verzog der Prinz das Gesicht. Das schleimige Auftreten des Gehilfen des Obersten königlichen Arztes ging ihm gehörig gegen den Strich. Dennoch war er neugierig, was dieser zu berichten hatte. »Was genau wurde denn über mich geredet?«, fragte er.
    »Dies und das«, wich Hui einer konkreten Antwort aus.
    »Aha, also dies und das.«
    Hui ignorierte geflissentlich Sethis spöttischen Unterton und konzentrierte sich wieder auf das Verbinden der verstauchten Hand. »Diese Hofschranzen, die Ramses von früh bis spät den Speichel lecken, haben sich kräftig das Maul zerrissen, doch nun werden sie bei dir wieder angekrochen kommen, um sich erneut bei dir anzubiedern.« Er lachte boshaft. »Dabei hoffen sie doch alle nur auf ihren eigenen persönlichen Vorteil.«
    »Und worauf hoffst du?«
    Überrascht sah der Arzt wieder hoch. »Ich weiß nicht, was du meinst, Hoheit.«
    »O doch, Hui. Ich denke, du weißt genau, was ich meine, und du weißt auch, welchen persönlichen Vorteil du dir von mir erhoffst, wenn du mir zum Mund redest. Also, was willst du von mir?«
    Beleidigt sah der Mann wieder auf seine Arbeit. »Vielleicht einmal das Amt von Sari«, platzte er heraus, ohne den Blick von seiner Tätigkeit zu heben. »Der Oberste Arzt Seiner Majestät hat inzwischen ein Alter von siebzig Jahren erreicht, denkt aber noch immer nicht daran, seinen Platz einem jüngeren Mann zu räumen«, grollte er und verknotete das Ende der Binde am Handgelenk des Prinzen.
    »Und dieser jüngere Mann bist sicher du?«
    »Warum nicht, Hoheit. Ich bin
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