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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4
Autoren: Arena
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wo sie waren. Sie wussten nicht einmal, mit wie vielen Entführern sie es zu tun hatten. Selbst wenn sie imstande gewesen wären, aus dem Zimmer zu fliehen, hätten sie nicht gewusst, wie sie aus dem Gebäude kommen sollten, und selbst wenn sie aus dem Gebäude entkommen wären, hätten sie nicht gewusst, wohin sie sich wenden mussten. Wahrscheinlich waren sie irgendwo, wo es weit und breit keine Siedlung, kein Telefon, keine Straße gab: Selbst wenn ihnen eine Flucht glücken sollte, würde man sie wahrscheinlich im Nu wieder einfangen.
    Himmel – sie wussten nicht einmal genau, welchen Tag man schrieb!
    Carl hob plötzlich den Kopf, sah sich um, mit ruckartigen, witternden Bewegungen.
    »Was war das?«, fragte er leise.
    Urs lauschte. »Ich hör nichts.«
    »Da. Schon wieder.«
    Jetzt hörte er doch etwas. Ein Geräusch, als streiche weit weg jemand mit einem dicken Holzprügel an einem Eisengeländer entlang, wieder und wieder, mal lang, mal kurz, hin und her.
    Was umso bemerkenswerter war, als sie bis jetzt überhaupt nichts von draußen zu hören bekommen hatten.
    »Was meinst du, was ist das?«, flüsterte Urs.
    In diesem Augenblick tat es irgendwo einen Schlag, der den Boden zittern ließ. Ganz leicht, aber deutlich spürbar.
    »In Deckung«, sagte Carl.
    Er beugte sich über seine Schwester, packte sie, hob sie vom Bett, eine Anstrengung, unter der er fast in die Knie ging. Urs sprang ihm eilig bei.
    »Auf den Boden«, keuchte Carl. »Unter die Betten.«
    Sie legten Elinn, die sie schwer atmend ansah, mit schreckgeweiteten Augen und offenbar ohne zu begreifen, was vor sich ging, auf den Boden. Carl legte sich neben sie und zog sie mit sich unter das eiserne Gestell. Urs rollte sich unter das Bett daneben.
    Eine zweite Erschütterung war zu spüren. Deutlicher. Näher. Was um alles in der Welt ging da vor sich? Urs sah zu Carl hinüber.
    Der ließ die Tür nicht aus den Augen. Sprungbereit lag er da, hellwach, alarmiert, den Arm schützend um seine Schwester gelegt.
    Urs begriff. Aus irgendeinem Grund hatte Carl damit gerechnet, dass dies hier passieren würde.

28
    Rettungsengel
    Schreie, wütende Stimmen, gebrüllte Kommandos. Leute rannten. Etwas schlug gegen ihre Tür, hart und unvermittelt, sodass Elinn zu Tode erschrak.
    »Carl«, hechelte sie, »was ist da los?«
    »Die befreien uns.«
    »Wer?«
    Ihr Bruder zögerte. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Dann war plötzlich alles still.
    Nichts. Sie hörte nichts außer dem pfeifenden Geräusch, das ihr eigener Atem machte, und dem Schlagen ihres Herzens.
    Und das blieb so. Ewig lange. Ihr Mund schmeckte nach dem Staub, der von der Decke gerieselt war. Sie spürte einen Hustenreiz immer stärker, immer unbezwingbarer.
    »Was ist jetzt?«, flüsterte sie.
    »Psst«, machte Carl.
    Endlich war wieder etwas zu hören. Schritte, viele und harte Stiefel, die sich rasch näherten.
    Und vor ihrer Tür anhielten.
    Elinn merkte, wie ihr Bruder schluckte. Wie er sie unwillkürlich fester umklammerte.
    Dann, urplötzlich, ein ohrenbetäubender Knall. Sie schrie auf, drückte sich an den Boden, presste die Augen zusammen vor einem grell aufzuckenden Blitz, der den ganzen Raum in Stücke zu zerfetzen schien. Verbrannt riechende Hitze schlug ihr gegen das Gesicht, zerrte an ihren Haaren, versengte ihre Haut. Und im nächsten Moment erzitterte der Boden von dem Schlag, mit dem etwas Schweres umstürzte.
    Als es vorbei zu sein schien, öffnete Elinn die Augen vorsichtig wieder. Doch sie sah nichts, alles war voller Rauch und aufgewirbeltem Staub. Und da lag etwas. Sie blinzelte. Die Tür! Das war die Tür, die verschlossen gewesen war. Und aus der Öffnung, die sie versperrt hatte, erstrahlte jetzt gleißend helles Licht, in dem Rauch und Asche tanzten.
    Schnürstiefel kamen auf sie zu. Im nächsten Moment tauchte ein schweißnasses Gesicht mit Schlitzaugen zu ihr herunter.
    »Sie sind hier!«, rief das Gesicht und verschwand wieder nach oben.
    Sein Ruf wurde weitergegeben, draußen wiederholt, schien durch verschlungene Gänge zu wandern. Ruhe kehrte ein, aber diesmal war es nicht schrecklich still. Sie hörte Männer reden, jemand hustete, und der Staub begann, sich allmählich zu legen.
    Dann näherten sich wieder Schritte, rasch und zielstrebig, doch sie klangen anders als die Stiefel geklungen hatten. Ein Schatten tauchte in dem Licht auf, das aus der Türöffnung drang, und wurde zu einem Mann, der einen eleganten weißen Anzug trug und schmale weiße
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