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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4
Autoren: Arena
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nicht, welchen Planeten wir dort sehen. Die Anhaltspunkte sind dürftig. Vor ungefähr einer Stunde ist die Nachtperiode auf der anderen Seite zu Ende gegangen, doch der Himmel über der Welt, die wir dort sehen, war die ganze Nacht von Wolken bedeckt, sodass man keine Sterne oder Sternbilder ausmachen konnte, die einen Rückschluss auf die galaktische Position des Planeten erlaubt hätten. Die Wissenschaftler arbeiten jedoch ohne Pause. Gut möglich, dass wir in einigen Tagen mehr wissen. Aber so sensationell der Anblick auch sein mag – es gibt einen anderen Gesichtspunkt, der das, was sich hier im Augenblick abspielt, wirklich brisant macht.«
    Van Leer setzte sich auf eine Felskante, die er vor Beginn der Aufnahme sorgsam ausgewählt hatte. Die Kamera folgte ihm und stellte sich dabei so ein, dass das wissenschaftliche Lager am Fuß des Westturms ins Bild kam.
    »Damit Sie verstehen, was ich meine, will ich Ihnen von den Dingen erzählen, die sich in den Wochen vor dem gestrigen Abend zugetragen haben«, sagte der Reporter. »Vor anderthalb Monaten startete eine Expedition zum östlichen Ende der Valles Marineris. So weit nichts Ungewöhnliches, schließlich ist die Marssiedlung in erster Linie der Forschung gewidmet. Schon eher ungewöhnlich war, dass eines der Marskinder daran teilnahm, ein Junge, dessen Namen Ihnen geläufig ist – Carl Faggan, der erste auf dem Mars geborene Mensch, der Sohn des Marsforschers James Faggan, der 2078 auf der Cydonia-Expedition ums Leben kam. Carl ist mittlerweile fünfzehn Jahre alt, und was unsereinem, der von der Erde auf den Mars kommt, wie ein Abenteuer erscheint – das Leben unter verringerter Schwerkraft, der Umgang mit Raumanzügen und so weiter –, ist für ihn, genau wie für die anderen Marskinder, alltägliche Routine. Er ist mit dem Roten Planeten und seinen Gefahren so vertraut, wie jemand mit einem Ort nur dann vertraut sein kann, wenn er dort geboren und aufgewachsen ist, und das macht ihn zu einem nützlichen Mitglied auf einer Expedition. Wenn weiter nichts geschehen wäre, wäre seine Teilnahme nicht der Rede wert.«
    Van Leer verschränkte die Arme vor der Brust. »Doch es ist etwas geschehen. Im Lauf der Reise wurde ein weiteres Bauwerk entdeckt, offenbar die Ruine eines einstmals großen Gebäudes, sowie eine Höhle, die mit demselben glasartigen Material ausgekleidet ist, aus dem auch die Türme bestehen. In diese Höhle geriet Carl Faggan und stellte fest, dass es sich dabei um eine Art Mausoleum für einige Hundert extraterrestrische Lebewesen handelt – Aliens also. Sie sehen aus wie …nun ja, man denkt an Heuschrecken. Sie sind über drei Meter groß. Sie liegen in gläsernen Särgen. Wir wissen nicht, ob sie tot sind oder womöglich nur schlafen, denn wir haben nichts als die Fotos, die der Junge mitgebracht hat. Und die Art und Weise, wie Carl Faggan aus dieser Höhle wieder entkommen ist, muss uns alle beunruhigen. Mich. Uns hier auf dem Mars. Und Sie auf der Erde ebenfalls.«
    Wim Van Leer reckte den Arm gen Osten. »Der Ort, an dem Carl Faggan in die Höhle geriet, liegt fünftausend Kilometer entfernt. Doch er musste nur einen einzigen Schritt tun, um hier an der Löwenkopf-Formation, mitten im Daedalia Planum, aufzutauchen. Um genau zu sein: Er kam aus einem der Türme.«
    Der Reporter trat auf die Kamera zu, wartete, bis sich das Objektiv auf ihn eingestellt hatte.
    »Deswegen, meine Damen und Herren«, erklärte er, »sind die Wissenschaftler hier auf dem Mars überzeugt, dass wir es beim Westturm in Wirklichkeit mit einer Passage zu tun haben. Dass der Turm zu einer Pforte geworden ist, durch die man von einem Planeten auf den anderen wechseln kann. Eine Pforte, die von unserer Seite aus verschlossen ist – doch wer sagt uns, dass nicht jemand auf der anderen Seite den Schlüssel dazu besitzt?«
    Er verharrte eine Weile, dann beugte er sich nach vorn und schaltete die Kamera aus. Anschließend klappte er den Bildschirm aus und sah sich die Aufnahme noch einmal an.
    »Na also«, murmelte er danach zufrieden auf Holländisch. »Geht doch.«
    Er begann, die Kamera vom Stativ zu schrauben und seine ganze Ausrüstung zurück in die Tasche zu packen, was mit Fingern, die in den Handschuhen des Raumanzugs steckten, nicht ganz einfach war. Zehn Minuten später sah man ihn durch das dunkle Geröll stapfen, auf das Lager der Forscher zu, wo ein Flugboot für den Rückflug zur Marssiedlung beladen wurde.
    Auf die Idee, dass auch jemand auf dem
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