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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4
Autoren: Arena
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ein Artefakt für mich war immerhin in Arbeit. Aber warum ist es zerfallen, bevor es fertig war?«
    »Eben«, sagte Carl. »Und wenn das schon nicht funktioniert hat, wer weiß, was dann noch alles schiefgehen würde. Diese Wesen kennen uns offensichtlich nicht allzu gut.«
    Die anderen nickten. Elinn spürte Verzweiflung aufsteigen, musste dagegen ankämpfen wie gegen einen Druck, der sich auf ihre Brust legte. Die alte Belüftungsanlage machte Geräusche, die klangen wie das Röcheln eines sterbenden Drachen.
    »Ich glaube nicht, dass die Passage für immer offen stehen wird«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte oder kam ihr das nur so vor? »Wahrscheinlich nicht einmal besonders lange. Das ist eine Chance, die vielleicht nie wieder kommt.«
    Sie war allein. Man ließ sie im Stich.
    »Das ist nichts, was wir ohne Hilfe machen können«, erklärte Carl in einem Ton, der klarstellte, dass für ihn die Diskussion beendet war. Er sah auf die Uhr. »Heute ist es schon zu spät. Ich werde Professor Caphurna morgen früh anrufen, und dann sehen wir weiter.«
    Damit war die Entscheidung gefallen. Elinn spürte, dass sie verloren hatte.
    »Gut«, sagte Ariana.
    Urs nickte. »Einverstanden.«
    Ronny sagte nichts. Aber sogar die geriffelten Metallwände ihres geheimen Verstecks sahen aus, als stimmten sie Carl zu. Was wohl die allerersten Marsforscher dazu gesagt hätten? Das hier war einmal ihre Unterkunft gewesen für lange, bange Jahre.
    Elinn beugte sich vor, langte über den Tisch und nahm das Artefakt, das ihren eigenen Namen trug, an sich.
    »Das«, erklärte sie, »kriegt der Professor nicht.«
    Pigrato sah mit einem unguten Gefühl auf das Teeglas hinab, das Yin Chi ihm vorgesetzt hatte. In der dampfend heißen Flüssigkeit trieben winzige Blätter und ein scharfer Geruch stieg auf. Erst jetzt fiel ihm ein, dass allgemein vor Yin Chis grünem Tee gewarnt wurde.
    Der ehemalige Leiter der asiatischen Marsstation schlürfte die zunehmend dunkler werdende Brühe allerdings mit sichtlichem Behagen. Vielleicht waren die Gerüchte ja übertrieben? Pigrato hob das Glas behutsam an und überwand sich, daran zu nippen.
    Um Himmels willen. Ein Schluck hatte genügt, um ihm das Gefühl zu geben, gerade seine Zunge mumifiziert zu haben.
    »Köstlich, nicht wahr?«, meinte Yin Chi mit verklärtem Lächeln. »Ein wahres Lebenselixier.«
    Pigrato stellte die Tasse behutsam zurück auf den Tisch. »Denken Sie?«
    »Die alten chinesischen Kaiser schrieben diesem Tee Wunderkräfte zu. Und sie reservierten ihn für sich; Normalsterblichen war der Genuss bei Todesstrafe verboten.«
    »Tatsächlich?« Pigrato konnte nicht anders, er musste noch einmal probieren. Der zweite Schluck war jedoch eher noch schlimmer als der erste. Was für Geschmackssinne auch immer die alten chinesischen Kaiser besessen haben mochten, für einen Normalsterblichen war der Geschmack des Tees eigentlich schon Strafe genug.
    Allerdings, wenn es so war, wie man immer sagte – dass alles, was gesund sei, schlecht schmecke –, dann mussten diesem Tee in der Tat Wunderkräfte innewohnen.
    Yin Chi hob die Schultern. »Nun, das habe ich jedenfalls gelesen. Ob es stimmt? Keine Ahnung. Zum Glück sind diese Zeiten ja vorbei.« Er nahm einen großen Schluck, der, so überlegte Pigrato, seine Lebenserwartung um bestimmt zehn Jahre verlängern würde. »Ich habe Sie eingeladen, weil ich das Gefühl hatte, Sie könnten eine kurze Auszeit brauchen. Einen Moment der Ruhe und Besinnung, wie man ihn nur mit einer guten Tasse chinesischen Tees haben kann.«
    Pigrato sah auf das Treiben der winzigen Blätter in seiner Tasse hinab. »Sie haben mich also nicht hergebeten, um noch einmal über das Marsflugzeug zu sprechen?«
    Der alte Chinese lächelte spitzbübisch. »Das natürlich auch.«
    »Einen Moment lang dachte ich schon, meine Menschenkenntnis hätte mich verlassen.«
    Yin Chi fuhr mit der Hand über sein Teeglas, als streichle er es. »Sie werden zugeben müssen, dass die jüngsten Ereignisse meine Argumente stützen. Die Expedition von Doktor Spencer hat ein zweites Bauwerk nicht menschlichen Ursprungs gefunden. Und ich meine: Wo zwei sind, können auch noch mehr sein. Vom Weltraum aus nicht auszumachen, wie wir wissen. Also ist das Flugzeug unsere einzige Chance, weitere Bauwerke zu finden. Das einzige Fluggerät, das wir haben, das den Mars im Tiefflug umrunden kann.«
    »Im Augenblick kann es nicht einmal fliegen.«
    »Wir müssen es nur zum Katapult schaffen und die
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