Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte
Autoren: Prevost Andre
Vom Netzwerk:
seinem Skateboard, das sich wie ein Schwert in den Gitterzaun des Parks gebohrt hatte.
    »Das sieht immerhin aus, als wäre es noch in Ordnung. Ihr hättet alle beide ganz schön was abkriegen können.«
    »Loslassen, sage ich!«, brüllte Monk, der sich offenbar kein bisschen beruhigt hatte. »Erst wird mir dieser erbärmliche Schwachkopf mein Material ersetzen, und dann . . .«
    Die drei Passanten, die ihn umstellten, hatten Mühe, ihn festzuhalten. Seine kleinen grünen Augen schossen mörderische Pfeile aus dem scharlachrot angelaufenen Gesicht.
    »Du verschwindest besser«, flüsterte Cathie Sam zu und schob ihm das Brett unter den Arm. »Es wird noch eine Weile dauern, bis der sich wieder abgeregt hat.«
    »Und du, wird er dich nicht. . .?«
    »Keine Sorge, ich weiß, wie man ihn anpacken muss. Außerdem ist es ja nicht gesagt, dass die Platinen hinüber sind. Wir wollten die Rechner im Verein nachrüsten. Monk ist ein Ass in Informatik, weißt du . . .«
    Monk, ein Ass in Informatik? Demnach hatte er doch so was wie ein Gehirn?
    Das Mädchen lächelte immer noch.
    »Sobald er vor seiner Kiste sitzt, hat er dich sowieso vergessen. Nun mach aber, dass du wegkommst. Wir sehen uns nächsten Samstag.« Sie machte ihm ein kleines Zeichen, und Sam fragte nicht weiter. Es wurde auch Zeit, denn Monk explodierte bereits wieder: »SAMUEL FAULKNER, DU MISSGEBURT! DAFÜR SCHLAGE ICH DIR SÄMTLICHE ZÄHNE AUS!«

 
2.
    Der Sonnenstein
     
    Allan Faulkners Buchladen lag in einem dieser alten Viertel von Saint Mary, die schon seit mehr als dreißig Jahren langsam, aber sicher verfielen. Niemand konnte verstehen, warum er sich ausgerechnet dieses winzige zweistöckige Häuschen im viktorianischen Stil mit den abgeblätterten blauen Säulen und den klapprigen Fensterläden ausgesucht hatte, das von zwei Häusern eingeklemmt wurde, die noch heruntergekommener aussahen. Zudem hatten alle anderen Geschäftsleute, die noch etwas auf sich hielten, die Barnboimstraße schon vor langer Zeit verlassen. Zurückgeblieben waren nur ein paar alte Sonderlinge, ebenso altersschwach wie die Fassaden ihrer Häuser. Wie Gespenster sah man sie frühmorgens davonhuschen und gegen neun mit vollen Einkaufstaschen eilig in ihren Häusern verschwinden, in denen sie sich für den Rest des Tages verbarrikadierten.
    Angesichts der Umgebung konnte man nicht behaupten, class die Eröffnung des Buchladens von den Nachbarn mit besonderer Begeisterung aufgenommen worden wäre - kaum ein »Guten Morgen« oder »Guten Abend«, höchstens einige säuerliche Bemerkungen, wenn der Wagen eines Kunden verwegenerweise halb auf dem Bürgersteig parkte oder wenn Sam nach der Schule mit seinem Skateboard über die Kantsteine schrammte. Dabei blieb es. Bis auf Max, den beinahe tauben alten Mann, der drei Häuser weiter die Straße hinauf wohnte und sich ab und an zu einem kurzen Gespräch herabließ. Allerdings waren es seltsame Gespräche, bei denen man jeden Satz mehrmals schreiend wiederholen musste, um sich einigermaßen verständlich zu machen – was natürlich die Kommunikation in gewisser Weise einschränkte.
    Warum sein Vater sich diesen verlassenen Winkel der Stadt ausgesucht hatte? Um sich zu schützen, behauptete Grandma, und sich von der lauten, lärmenden Welt fernzuhalten. Allan hatte das schöne Haus in Bel Air verkauft – zu viele Erinnerungen an Elisa – und sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort für seinen Buchladen gemacht. Es war wirklich eher eine Zuflucht. Aber ein bedrückender Ort, wenn man gerade seine Mutter verloren hatte und in einem Alter war, in dem man ohnehin trendige Einkaufszentren, Neonlicht und schnelle Sportarten bevorzugte.
    Sam stieg die Eingangstreppe hinauf und beobachtete die Nachbarschaft: wie ausgestorben. Vielleicht war es doch keine besonders gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Hätte er nicht lieber Grandma Bescheid sagen sollen? Ach was, der Wettkampf war abgesagt, er hatte einen ganzen Tag vor sich, und außerdem war heute sein Geburtstag. Was machte es schon, wenn er auf einen Sprung zu Hause vorbeischaute? Denn das hier war immer noch sein Zuhause, oder nicht? Ein paar von seinen CDs holen, mal wieder seine alten Sachen sehen . . .
    »Und sichergehen, dass Papa nicht doch zufällig zurückgekommen war«, flüsterte ihm eine innere Stimme zu. »Oder, ob er nicht wenigstens irgendetwas hinterlassen hatte, das seine plötzliche Abreise erklären würde.« Grandpa war zwar diese Woche schon zwei Mal im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher