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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Winzlinge schon gar
nicht. «
»Vielleicht hättest du das dem Kraken sagen sollen«,
erwiderte Mike giftig. »Ich hatte nämlich das Gefühl, daß
er nichts davon wußte. «
»Wahrscheinlich war er krank«, mutmaßte Singh. »Oder
er hat sich erschreckt und dich aus reiner Panik
angegriffen. «
»Vielleicht hat er sich einfach geirrt und gedacht, da
käme sein Dosenfutter«, witzelte Juan. Und außerdem hat
er miserabel geschmeckt, fügte Astaroth hinzu, der wie
üblich mitten auf dem Tisch saß und sich ausgiebig putzte.
Mike sah den Kater erschrocken an. Trotz allem war
Astaroth in einem Punkt eine ganz normale Katze: Er
liebte Fisch. Wenn er sagte, daß das Fleisch des Kraken
nicht geschmeckt hatte, dann konnte das durchaus bedeuten, daß das Tier wirklich krank gewesen war. Und das
wiederum konnte bedeuten, daß... Nein, Mike wollte nicht
darüber nachdenken. Er hatte wahrlich schon genug
andere Sorgen; auch ohne die Vorstellung, sich
möglicherweise mit irgendeiner exotischen Krankheit
infiziert zu haben. Trautman ließ den Helm wieder sinken
und nahm statt dessen die beiden versteinerten Fische in
die Hand, die er mitgebracht hatte. Sein Blick glitt
zwischen dem verbeulten Helm und den beiden Fischen
hin und her, und Mike konnte geradezu sehen, wie es
hinter seiner Stirn arbeitete. Schließlich sagte er: »Ich
frage mich, ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt. «
»Zwischen den toten Fischen und dem Kraken?« fragte
Juan stirnrunzelnd. Trautman nickte zögernd. »Es ist
schon eigenartig«, sagte er. »Alles Leben hier unten
scheint versteinert zu sein. Und das einzige lebende
Wesen, auf das wir stoßen, benimmt sich wie toll. «
»Diese Fische können schon seit Millionen Jahren hier
liegen«, sagte Chris. »Vielleicht hat die TITANIC sie
aufgewirbelt. Sie muß
- zigtausend Tonnen wiegen. Ich
wette, hier unten hat es ganz schön gewackelt, als sie
runtergekracht ist. «
»Wahrscheinlich werden wir dieses Rätsel nie lösen«,
sagte Trautman seufzend. »Wir haben andere Probleme.
Wir müssen das Sternenschiff finden. Nach dem, was ich
am Wrack der TITANIC gesehen habe, bin ich sicher, daß
es sich aus eigener Kraft befreit hat. « »Wahrscheinlich ist
es längst wieder auf dem Weg zum Mars«, sagte Ben.
»Oder wo immer es auch hergekommen sein mag. «
»Wahrscheinlich«, bestätigte Trautman. »Aber wahrscheinlich genügt mir in diesem Fall nicht. Ich will mich
davon überzeugen, daß es wirklich fort ist. « »Und wie?«
fragte Ben. »Sollen wir vielleicht hinterherfliegen?«
In Trautmans Augen blitzte es auf, aber er schluckte die
wütende Antwort, die ihm sichtlich auf der Zunge lag,
hinunter. »Die NAUTILUS verfügt über gewisse technische Möglichkeiten«, sagte er gepreßt. »Ich werde darüber
nachdenken. Heute abend. « Er wechselte den Tonfall.
»Jetzt sollten wir uns alle ein bißchen Ruhe gönnen. Ich
schlage vor, wir treffen uns zum Abendessen wieder und
besprechen dann alles. « Er sah zuerst Ben, dann Mike an.
»Vor allem euch beiden würde es guttun, wenn ihr in eure
Kabinen geht und euch ein bißchen beruhigt. « Mike
widersprach nicht, sondern stand wortlos auf und wandte
sich zur Tür. Als er den Salon verließ, hörte er wieder
Astaroths lautlose Gedankenstimme: Dann bis nach dem
Abendessen. Bei mir steht heute frischer Krake auf der
Speisekarte.
Ich dachte, er schmeckt so scheußlich? antwortete Mike
auf dieselbe lautlose Art.
Stimmt, sagte Astaroth. Aber du hast anscheinend vergessen, wer heute Küchendienst hat. Und wer?
Ben, antwortete Astaroth. Unser Freund Ben kocht
heute.
Oh, antwortete Mike. Nach ein paar Sekunden fügte er
hinzu: Was glaubst du? Reicht der Krake für zwei?
Mike erwachte erst, als der helle Pfeifton durchs Schiff
schrillte, der sie alle zum Essen rief. Tatsächlich war er
auch hungrig, aber bevor er sich noch richtig darauf freuen
konnte, seinen knurrenden Magen zu beruhigen, erinnerte
er sich wieder an sein Gespräch mit Astaroth und daran,
wer heute den Küchendienst versah. Bens Kochkünste
waren unter der gesamten Besatzung der NAUTILUS
gefürchtet. Du hättest meine Einladung annehmen sollen.
Der Krake hätte auch für zwei gereicht.
Mike sah sich aus noch halb verschlafenen Augen um
und entdeckte ein schwarzes Fellbündel, das am Fußende
seines Bettes saß und ihn aus einem einzelnen,
gelbglühenden Auge anstarrte. Seltsam
- er war ganz
sicher, die Tür seiner Kabine abgeschlossen zu haben.
Aber es war auch nicht das erste Mal, daß er sich
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