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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Mary Jo Putney
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als er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Jean konnte sich nicht erinnern, je so glücklich gewesen zu sein. Heute Nacht würden sie sich lieben, und vielleicht würde sie ihren Körper wissen lassen, dass es Zeit war für ein Kind ...
    Widerstrebend beendete Nikolai den Kuss, aber sein Arm blieb weiterhin um ihre Schultern liegen. »Wir haben in dieser Zeit sehr viel zu tun, sodass wir niemals Langeweile haben werden. Die ersten Grundlagen der Abolition werden jetzt gelegt, und wir können etwas dazu beitragen. Zum Beispiel müssen wir dafür sorgen, dass Adias Geschichte zur rechten Zeit veröffentlicht wird, wenn die anti-abolitionistische Gesinnung zunimmt.«
    Jean nickte. »Ich müsste auch eine Nachricht an unsere Freunde im Jahre 1807 schreiben, um sie wissen zu lassen, dass wir es wohlbehalten zurückgeschafft haben. Ein Notar könnte sie bis dahin aufbewahren.«
    »Vielleicht lebst du 1807 ja noch«, warf Nikolai schmunzelnd ein. »Wir haben so sorgfältige Abgrenzungen zwischen unserem gegenwärtigen Ich und der Zukunft errichtet, dass das unmöglich zu sagen ist. Vielleicht waren wir beide dort in London und wären gern zu der Hochzeit gegangen, mussten ihr aber fernbleiben, um die Verwirrung über unser zeitlich völlig unübersichtliches Leben nicht noch zu erhöhen.«
    »Ich werde die Auswirkungen der Zeitreisen wohl nie richtig verstehen!«, stöhnte Jean.
    »Das brauchst du auch nicht. Wichtig ist nur, dass wir getan haben, was nötig war, und es auch noch geschafft haben, sicher heimzukehren.«
    »Vielleicht war unsere Heimkehr Teil unserer Aufgabe, weil es hier in der normalen Zeit noch so viel mehr für uns zu tun gibt«, sagte sie verschmitzt.
    Diesmal stöhnte Nikolai. »Du hast recht, nur die Vorfahren verstehen Zeitmagie.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Bis jetzt war es mir nicht so klar bewusst, aber auf unseren Reisen habe ich die ganze Zeit die Gegenwart der Vorfahren gespürt. Besonders die meiner Großmutter. Und nun ist das Gefühl verschwunden. Die Vorfahren haben uns verlassen.«
    Jean blickte in sich hinein und merkte, dass ein Faden elementarer Magie, der so dünn gesponnen war, dass sie ihn nicht einmal bemerkt hatte, nicht mehr da war. »Ich bin ganz froh über die Ungestörtheit. Aber ... ich werde sie auch vermissen. Es war eine große Ehre, ein Fädchen in ihrem Bildteppich des Schicksals zu werden.«
    Nikolai nickte, doch dann versteifte er sich plötzlich und sagte mit ganz anderer Stimme: »Ein fremdes Schiff läuft in den Hafen ein!« Er zog seinen Arm von Jean zurück und sprang mit angespannter Miene auf. »Es ist keins der unseren. Das ist noch nie vorgekommen.«
    Auch Jean erhob sich, nicht weniger beunruhigt als er. »Ich dachte, für fremde Schiffe wäre es unmöglich, den Weg hierher zu finden?«
    »Das ist es auch. Wer befindet sich also auf diesem Schiff?« Nikolai eilte mit solch großen Schritten zum Hafen hinunter, dass Jean Mühe hatte, mit ihm mitzuhalten.
    Hektische Betriebsamkeit entstand, als Mütter ihre Kinder heimbrachten und Männer sich bewaffneten. Der Zweimaster hatte eine weiße Flagge gehisst, zum Zeichen, dass er in friedlicher Absicht kam, aber man konnte ja nie wissen. In angespanntem Schweigen beobachtete die Menge, wie das große Schiff an dem längsten Pier anlegte.
    Während Seile zur Vertäuung über Bord geworfen wurden, betrachtete Jean das Schiff genauer und dachte, dass ihr einige der Leute an Deck bekannt vorkamen. Aber ... Plötzlich löste sie sich aus der Menge und rannte auf den Pier hinaus. »Moses! Jemmy! Breeda!«
    Moses lachte und sprang zu ihr herab, so adrett und elegant gekleidet, als befände er sich in seinem Büro in Marseille. Freudestrahlend legte er Jean die Hände auf die Schultern und betrachtete sie mit dem scharfen Blick des Magiers, der er war. »Du hast uns ganz schön an der Nase herumgeführt, mein Mädchen. Wir haben jede nur denkbare Form der Magie benutzt, um dich aufzuspüren, und ich fing schon an zu glauben, dass wir es niemals schaffen würden. Lange Zeit war es so, als hättest du dich in Luft aufgelöst - und dann, ganz plötzlich, wussten wir, wo wir dich finden würden. Was ist passiert? Du scheinst ja richtig aufgeblüht zu sein.«
    »Das bin ich, und in gewisser Weise hatte ich mich auch tatsächlich in Luft aufgelöst. Zumindest für eine gewisse Zeit.« Einen Augenblick später waren auch Jemmy und Breeda da und umarmten sie stürmisch. Ganz aufgekratzt vor Freude fragte Jean: »Wo ist Lily?
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