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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe
Autoren: Julie Garwood
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freiwillig nie getan. Schließlich weißt du doch noch, wie sehr ich es immer gemocht habe.«
    »Ja, ich weiß noch«, flüsterte sie.
    Er seufzte. »Es wird wieder wachsen.«
    »Ja.«
    Plötzlich verstärkte sich Raulfs Griff. »Warum hast du unsere Ehe annullieren lassen?«
    Der Schmerz, den er ihr zufügte, ließ sie zusammenzucken. »Der König wollte mich mit Baron Williams verheiraten. Ich verlangte die Annullierung, um Zeit zu gewinnen. Ich konnte nicht glauben, daß du tot warst.«
    Ihre Antwort stellte ihn zufrieden. »John hat mir nichts davon erzählt, daß Williams dich haben wollte. Natürlich war er wild auf dich. Aber du hast ihn ja nie sehr gemocht.«
    »Ich bin sehr müde«, sagte sie hastig. »Und ich fühle mich nicht so besonders gut.«
    Schließlich ließ Raulf sie los. »Die Aufregung war zuviel für dich. Du warst ja immer schwächlich, Johanna, und nur ich weiß, wie man sich um dich kümmern muß. Geh jetzt ins Bett. Ich werde dich heute nacht in Ruhe lassen. Ich lege dir ein Kleid aufs Bett, das du morgen anziehen wirst. Dann habe ich eine Überraschung für dich.«
    Endlich ließ er sie allein. Die Tür hatte ein Schloß, aber es steckte kein Schlüssel darin. Sie mußte etwas finden, um die Tür zu versperren, denn sie traute Raulf nicht. Wenn er in der Nacht in ihr Zimmer schleichen wollte, dann mußte sie vorbereitet sein. Wenn er sie anzufassen versuchte, würde sie ihn umbringen … oder selbst sterben.
    Johanna hatte sich die ganze Zeit meisterlich beherrscht, und sie war sehr stolz darauf, daß weder Angst noch Zorn die Kontrolle über sie gewonnen hatte, trotz der Anstrengungen des Tages. Aber sie wußte, ihre oberste Pflicht war es nun, ihr Baby zu beschützen, bis Gabriel sie holen kam. Ja, das war ihre Aufgabe.
    Sobald die Armee gesichtet worden war, hatte man Boten losgeschickt, die den Clansherrn zurückholen sollten. Johanna betete dafür, daß sie nicht ganz bis nach London reiten mußten, um ihn einzuholen.
    Außerdem würden die Verbündeten der MacBains sicher auch schon auf dem Weg sein. Ja, morgen, spätestens am Tag darauf würde sie gerettet sein.
    Johanna machte sich daran, ihre Kammer vor Eindringlingen zu schützen, indem sie eine leere Truhe vor die Tür schob. Natürlich würde das niemanden daran hindern, hereinzukommen, aber Johanna hoffte, es würde Krach genug machen, um sie aufzuwecken, falls sie doch einschlafen sollte.
    Sie eilte zum Fenster, zog die Felle zurück und schaute nach unten. Dann fluchte sie leise. Durch die Fensteröffnung war jedenfalls keine Flucht möglich. Es ging zwei Stockwerke gerade abwärts, und die Steine waren zu glatt, um irgendwo Halt zum Klettern finden zu können.
    Die Kammer war kalt und feucht. Sie fühlte sich plötzlich so müde, daß sie sich setzen mußte. Sie löste den Gürtel und wickelte sich in ihr Plaid. Dann ging sie zum Bett.
    Dort sah sie das Kleid liegen, und ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Sie wurde von einem unglaublichen Zorn gepackt, und sie wünschte nur noch, so laut wie möglich zu schreien.
    Es war ihr Hochzeitskleid. Die Schuhe, die sie damals getragen hatte, standen ebenfalls dort. Und auch die Bänder, die sie in ihrem Haar gehabt hatte, fehlten nicht.
    »Er ist vollkommen wahnsinnig«, flüsterte sie.
    Und starrsinnig, fügte sie schweigend hinzu. Er hatte ihr gesagt, er hätte am nächsten Morgen eine Überraschung für sie, und nun begriff sie, was er plante. Dieser Idiot glaubte ernsthaft, sie würde ihn noch einmal heiraten.
    Johanna bebte buchstäblich vor Wut, als sie nach dem Kleid griff und es quer durchs Zimmer schleuderte. Bänder und Schuhe folgten.
    Die Wut zehrte bald den Rest ihrer Kraft auf. Johanna streckte sich auf dem Bett aus, zog das Plaid über den Kopf und holte den Dolch aus der Scheide, die sie an ihrem Oberschenkel befestigt hatte.
    Mit der Waffe in beiden Händen fiel sie Minuten später in Schlaf.
    Das schnarrende Geräusch der Truhe, die bewegt wurde, weckte sie. Sonnenlicht strömte an den Seiten des Fellvorhangs vorbei ins Zimmer. Johanna hatte den Dolch irgendwann in der Nacht aus den Händen gleiten lassen. Sie fand ihn in einer Falte des Plaids, packte ihn und machte sich bereit, wenn nötig zuzustoßen.
    »Darf ich eintreten, M’lady?«
    Es war eine ältere Frau mit einem Tablett in der Hand, die nun zögernd am Eingang wartete.
    »Ja, bitte«, antwortete Johanna.
    Die Frau eilte herein und trat die Tür mit dem Fuß hinter sich zu.
    »Baron Raulf hat mir
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