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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe
Autoren: Julie Garwood
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seinen Augen war beängstigend. »Wenn der heilige Bischof dir die Beichte abnimmt und deine Buße bestimmt, wirst du deine vorschnellen Worte bitter bereuen, Johanna.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie Bischof Hallwick nicken. Sie weigerte sich aber immer noch, ihn direkt anzusehen, und starrte statt dessen auf Raulf.
    »Hallwick ist nicht heilig«, sagte sie mit fester Stimme. »Und ich werde nicht mehr niederknien und vor ihm die Beichte ablegen. Er lehrt Gotteslästerliches über Frauen. Zudem ist er ein Despot und ein Schuft. Nein, ich werde bestimmt nicht vor ihm knien.«
    »Du wirst für deine Sünden zahlen, Frau!«
    Die kratzige Stimme des Bischofs triefte vor Boshaftigkeit. Nun wandte sie sich ihm zu. »Und Ihr werdet für die schrecklichen Bußen bezahlen, die ihr all den ehrbaren Frauen auferlegt habt, die den einzigen Fehler begingen, sich um Rat an Euch zu wenden, weil sie Euch für Gottes Stellvertreter hielten. Sie haben leider nicht erkannt, was für ein Ungeheuer Ihr seid. Sagt mal, Hallwick, fürchtet Ihr Euch eigentlich nicht, wenn Ihr zu Bett geht? Ihr solltet es nämlich, denn Ihr seid alt und krank. Bald werdet Ihr sterben, und dann, bei allem, was wirklich heilig ist, werdet Ihr für Eure Missetaten zur Rechenschaft gezogen.«
    Der Bischof kam taumelnd auf seine Füße. »Das ist Häresie«, brüllte er
    »Das ist die Wahrheit«, gab sie zurück.
    »Heute abend wirst du lernen, daß du deine Meinung besser für dich behalten solltest«, verkündete Raulf und trat ein paar Schritte auf sie zu.
    Sie wich nicht zurück. »Du bist ein Narr, Raulf. Ich werde dich bestimmt nicht wieder heiraten. Ich habe bereits einen Mann, was du anscheinend nur zu gerne vergessen hast.«
    »Sie kann nicht ernsthaft bei diesem Barbaren bleiben wollen«, sagte Williams. »Sie haben ihren Geist gebrochen, Raulf. Und deswegen sprechen die Dämonen durch sie.«
    Raulf blieb stehen. »Du bist von einem bösen Geist besessen?«
    Der Bischof ließ sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen und nickte heftig. Dann wandte er sich um und ging auf den Seitenflur zu, den Baron Williams versperrte. »Sie muß geläutert werden, bevor sie den Eid noch einmal sprechen kann«, erklärte er. »Ich werde Weihwasser und den Stock holen, Baron. Aber Ihr müßt ihr die Dämonen mit dem Stock austreiben, Baron. Ich habe nicht mehr genug Kraft.«
    Bischof Hallwick war außer Atem, als er sein Vorhaben dargelegt hatte. Er mühte sich durch die große Halle, während Johanna keinerlei Reaktion zeigte. Sie versuchte, so heiter und gelassen wie möglich auszusehen.
    Raulf betrachtete sie genau. »Du scheinst keine große Angst vor dem zu haben, was dir bevorsteht«, stellte er fest.
    Sie drehte sich langsam zu ihm und sah, daß er sowohl wütend als auch verwirrt aussah. Sie lachte auf. »Du bist der Besessene, Raulf, wenn du meinst, ich könnte dich meinem Clansherrn vorziehen.«
    »Du kannst diesen Wilden doch nicht ernsthaft lieben«, platzte Williams heraus.
    Johanna wandte den Blick nicht von Raulf, als sie antwortete: »O doch. Ich liebe ihn«, sagte sie mit fester, überzeugter Stimme.
    »Für diese untreuen und verräterischen Bemerkungen werde ich dich hart bestrafen«, drohte Raulf.
    Johanna ließ sich weder beeindrucken noch einschüchtern. Sie warf den Kopf zurück und musterte den Mann, der ihr in der Vergangenheit soviel Angst gemacht hatte. Sie fand ihn plötzlich jämmerlich und empfand einen solchen Abscheu, daß sich ihr der Magen umzudrehen drohte.
    Er würde sie niemals zerbrechen. Niemals!
    »Glaubst du ernsthaft, du und Williams und Hallwick seid etwas Besseres als die Highlander? Dann bist du wirklich ein Narr«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Wir sind die engsten Vertrauten König Johns«, brüllte Williams.
    »Ah ja, König John«, schnaubte sie verächtlich. »Ihr seid wirklich ebenbürtige Gesellen.«
    Die Verachtung in ihrer Stimme war für Raulf wie eine Ohrfeige. Er bebte nun sichtlich vor Zorn. »Was ist denn in dich gefahren?« flüsterte er rauh. »Früher hättest du mit mir niemals in solch einem unerhört respektlosen Ton gesprochen. Fühlst du dich sicher, weil du in Schottland bist, Johanna, ist es das? Oder glaubst du, daß ich über unser Wiedersehen so glücklich bin, daß ich dir dieses Verhalten durchgehen lasse? Du solltest dich besser an den Schmerz der notwendigen Prügel erinnern, zu der dein Benehmen mich früher gezwungen hat …«
    Sie zuckte nicht einmal zurück, was Raulf gründlich
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