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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe
Autoren: Julie Garwood
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will ihn nicht, Nicholas. Du mußt nicht ganz bei Sinnen sein, wenn du je geglaubt hast, daß ich seine Frau werde.«
    »Das Äußere täuscht, Johanna«, erwiderte ihr Bruder. »Warte, bis wir näher herangekommen sind. Dann wirst du bestimmt die Freundlichkeit in seinen Augen sehen. MacBain wird dich gut behandeln.«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Hände zitterten so heftig, daß ihr fast die Zügel ihres Pferdes entglitten. Sie packte die Lederriemen fester und versuchte, den riesigen Krieger nicht anzustarren … und das ungeheuerliche Hundetier, das an seiner Seite lehnte.
    Sie näherten sich dem Vorplatz des verwüsteten Anwesens. Der Clansherr stand auf den Stufen, die zu dem zerstörten Gebäude führten. Er wirkte bei ihrem Anblick nicht gerade erfreut, während ihr regelrecht übel wurde. Sie holte tief Atem, um sich zu beruhigen, und flüsterte dann: »Welche Farben haben seine Augen, Nicholas?«
    Ihr Bruder wußte es nicht.
    »Du hast Freundlichkeit in seinen Augen entdeckt, aber weißt nicht mal die Farbe?« Jetzt hatte sie ihn erwischt, und beide wußten es. »Männer achten nicht auf solche unbedeutenden Dinge«, verteidigte er sich.
    »Du hast erzählt, er sei ein sanftmütiger Mann mit freundlicher Stimme und immer zu einem Lächeln bereit. Jetzt lächelt er aber nicht, stimmt’s, Nicholas?«
    »Hör mal, Johanna …«
    »Du hast mich angelogen.«
    »Ich hab’ dich nicht angelogen«, behauptete er. »MacBain hat mir während der Schlacht gegen Marshall nicht einmal, sondern zweimal das Leben gerettet, und er hat mich nicht einmal darauf angesprochen. Er ist ein stolzer und ehrenhafter Mann. Das mußt du mir einfach glauben. Ich würde nicht vorschlagen, daß du ihn heiratest, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, daß es funktionieren kann.«
    Johanna gab ihm keine Antwort. Die Panik überwältigte sie. Ihr Blick huschte zwischen dem riesigen Krieger und dem häßlichen Hund hin und her.
    Nicholas befürchtete, daß sie gleich ohnmächtig werden würde. Sein Geist arbeitete fieberhaft, auf der Suche nach irgend etwas, das sie beruhigen könnte.
    »MacBain ist der linke von den beiden, Johanna.«
    Ihr war nicht nach Scherzen zumute. »Er ist unglaublich groß, nicht wahr?«
    Ihr Bruder streckte seinen Arm aus, um ihre Hand zu tätscheln. »Er ist nicht größer als ich«, antwortete er.
    Sie schob seine Hand weg. Sie wollte seinen Trost nicht. Außerdem wollte sie auch nicht, daß er spürte, wie sie vor feiger Angst zitterte.
    »Die meisten Frauen würden sich einen starken Mann wünschen, der sie beschützt. MacBains Größe sollte dich glücklich machen und für ihn sprechen.«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Es spricht gegen ihn«, verkündete sie.
    Immer noch starrte sie den Clansherrn an. Er schien direkt vor ihren Augen zu wachsen. Je näher sie kam, desto riesiger schien er zu werden.
    »Er sieht gut aus.«
    Sie platzte mit ihrer Meinung in einem Ton heraus, daß es wie eine Anschuldigung klang.
    »Wenn du meinst.« Nicholas entschied sich, ihr besser zuzustimmen.
    »Auch das spricht gegen ihn. Ich will keinen gutaussehenden Mann heiraten.«
    »Das macht doch keinen Sinn.«
    »Das muß es auch nicht. Ich habe mich entschieden. Ich will ihn nicht. Bring mich nach Hause, Nicholas. Sofort.«
    Nicholas zog an den Zügeln ihres Pferdes, um es anzuhalten, und zwang sie, ihn anzusehen. Die Angst, die er in ihren Augen sah, tat ihm im Herzen weh. Nur er wußte, was sie in ihrer Ehe mit Raulf durchgemacht hatte, und obwohl sie keinen Ton davon sagte, hatte er eine Ahnung davon, wovor ihr Entsetzen herrührte. Seine Stimme klang tief und inbrünstig, als er nun auf sie einsprach: »Hör mir zu, Johanna, MacBain wird dir niemals wehtun.«
    Sie wußte nicht, ob sie ihm glauben konnte oder nicht. »Ich würde ihm niemals erlauben, mir wehzutun.«
    Die Vehemenz ihrer Antwort brachte ihn zum Grinsen. Raulf hatte es nicht geschafft, den Mut aus ihr herauszuprügeln. Nicholas empfand das als einen Segen.
    »Denk doch nur an all die Gründe, die für eine Heirat mit ihm sprechen«, sagte er. »Du bist weit fort von König John und seinen Männern, und sie werden dich auch nicht bis hierher verfolgen. Hier bist du sicher.«
    »Das ist schon eine Überlegung wert.«
    »MacBain haßt England und unseren König.«
    Sie kaute an ihrer Unterlippe. »Ja, das ist ein weiterer Pluspunkt für ihn«, gab sie zu.
    »Diese Gegend, so kahl sie jetzt auch aussieht, wird eines Tages ein Paradies sein, und das wird auch
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