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Die Spuren der Seele

Die Spuren der Seele

Titel: Die Spuren der Seele
Autoren: Rita Fasel , Ruediger Dahlke
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(Normal-)Maß pressen ließen und zu normalen, angepassten, dem Mainstream verpflichteten guten Mitgliedern der Gesellschaft wurden, mag ihre Kreativität auf der Strecke geblieben sein, weil sie sich nicht der Anlage entsprechend auszudrücken vermochten. Über den anderen, für sie falschen Weg konnten sie dann unter Umständen nicht an ihr Potenzial herankommen. Man stelle sich nur vor, Michelangelo Buonarotti wäre in Deutschland geboren und zum Recht(s)händer gezwungen worden. Was wäre aus seinem Genie geworden? Hätte er, was er so genial mit links schaffte, auch auf dem rechten, für ihn falschen Weg geschafft? Was wäre im Hinblick auf Kunst, Genie und Kreativität aus dem deutschsprachigen Kulturraum geworden, wenn man(n) nicht einen Großteil der Bevölkerung auf der falschen, aber für sie doch richtigen Seite erwischt und auf die richtige, für sie aber falsche gezwungen hätte?
    Die Chance, aus potenziellen Genies Tollpatsche auf allen Ebenen zu machen, wurde über Jahrhunderte voll ausgeschöpft, und dies nur wegen des unkreativen Gedankens, alle müssten über einen Kamm geschoren und ins rechte Maß gepresst werden. Wo immer das Umtrainieren nicht gut anschlug, wurden die Umgepressten mit »zwei linken Händen« ins Leben geschickt, und wen wundert es, wenn sie dann gar kein gutes Händchen mehr für die wichtigen Dinge haben. Viele davon neigen ein Leben lang dazu, die Seiten zu verwechseln, rechts zu sagen, wenn sie links meinen, und umgekehrt. Sie verwechseln im Leben noch so manches und haben mit mehr oder weniger starker Desorientierung zu kämpfen – zeitlebens oder bis sie den Mut zur Revision der Umschulung finden.
    Der Grund für die so häufig zu findende Diskriminierung von Linkshändern könnte auch darin liegen, dass die rechtshändische Mehrheit sie wegen ihrer Begabung fürchtet. Nach einer Studie der Johns Hopkins University verdienten Linkshänder unter den Hochschulabsolventen beruflich im Durchschnitt signifikant mehr als die Mehrheit der Rechtshänder. In der Politik ist die Lage an der Spitze offensichtlich. Bis auf Jimmy Carter und George W. Bush waren seit 1974 alle US-Präsidenten Linkshänder. Und auch 2008 hatten die Amerikaner diesbezüglich keine Wahl, beide Kandidaten, Obama wie McCain, waren Linkshänder.
    Für den Neurologen Daniel Geschwind von der Universität Los Angeles ist der überproportional hohe Anteil von Linkshändern an der Spitze der Weltmacht USA »definitiv kein Zufall«, denn Linkshänder nutzten mehr als Rechtshänder beide Gehirnhälften. Es ermögliche ihnen, Probleme komplexer im Sinne von mehrdimensional wahrzunehmen und Lösungen besser zu visualisieren. Dies sei auch der Grund, warum besonders viele Wissenschaftler Linkshänder seien. Wissenschaftlich gesehen wirke sich die stärkere Nutzung beider Gehirnhälften auch positiv auf die Sprachfertigkeiten aus. Die Sprachgewalt und rhetorische Brillanz von Reagan, Clinton und Obama mögen als Beispiel dienen gegenüber dem sprachlich fast behinderten Rechtshänder George W. Bush, der als schwerer Legastheniker nicht einmal die für ihn geschriebenen Reden fehlerfrei ablesen konnte.
    Der renommierte Biologe Amar Klar attestiert Linkshändern »einen größeren Denk-Horizont«. Ihre Gehirnhälften seien symmetrischer und weniger unterschieden als bei Rechtshändern. Auch Klar erwähnt die besonders hohe Zahl an Nobelpreisträgern, großen Malern und berühmten Schriftstellern, die zu dieser Minorität gehören. Die Liste der herausragenden Linkshänder würde den Rahmen des Buches sprengen, insofern hier nur eine kleine Auswahl, um vor allem Mut zu machen, zu seinen mitgebrachten Anlagen zu stehen, mit ihnen zu leben – und im Fall der Linkshändigkeit obendrein erfolgreich, genussvoll und locker.
    Viele Große der Vergangenheit gehören zur Gruppe der Linkshänder – von Alexander dem Großen bis zu Karl dem Großen, von Cäsar über Napoleon und Churchill bis zu Mahatma Gandhi – und einige sehr (erfolg-)reiche der Gegenwart wie John D. Rockefeller und Bill Gates. Bei den Malern führten Peter Paul Rubens und Albrecht Dürer, aber auch Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Klee und Pablo Picasso den Pinsel mit links. Bei den bildenden Künstlern schufen Michelangelo, Leonardo da Vinci und Käthe Kollwitz mit links. Die Linkshänderliste unter Musikern reicht von Mozart und Beethoven über Paganini und Caruso bis in die Gegenwart zu David Bowie, Paul Simon und Bob Dylan. Bei den Philosophen und
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