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Die Spuren der Seele

Die Spuren der Seele

Titel: Die Spuren der Seele
Autoren: Rita Fasel , Ruediger Dahlke
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Gekommene links sitzen und wurden – wo möglich – links liegen gelassen. Bis heute gilt in der Politik links als revolutionär und aufrührerisch, während rechts für das Konservative, Bewahrende, Traditionelle steht. Da Veränderung in bürgerlichen Gesellschaften aber wie wenig anderes verpönt ist, bleibt auch hier am Linken ein negativer Beigeschmack haften. Solche Wertungen des Patriarchats dürften in Matriarchatszeiten ganz anders ausgefallen sein.
    Wenn wir etwas mit links und damit sehr erfolgreich machen , sind viele davon wenig begeistert, obwohl es so viel leichter und lockerer geht. Im deutschsprachigen Raum möchte sich der typische Durchschnittsmensch gleichsam quälen, und alles, was entspannt viel bringt, ist ihm tendenziell verdächtig. Der harte rechte Weg ist angesagt; der linke leichte kommt weniger gut an, obwohl oder weil er genussvoller ist. Wer sich traut, mehr mit links und lockerer zu machen, hat viel mehr vom Leben, nur sollte er es nicht an die große Glocke hängen, um die Anerkennung seines Erfolges nicht zu mindern.
    Wenn jemand bei dem Test herausgefunden hat, dass er eigentlich ganz anders gemeint ist, als er leben durfte, ist das viel besser, als es nie herauszufinden. Viele Fehlleistungen werden sich rückwirkend klären, und so kann diese Entdeckung Entspannung und große Erleichterung bringen. Die heute gültige, wissenschaftlich immer besser abgesicherte Meinung billigt Linkshändern eher bessere Chancen zu, weil sie ihr Gehirn gleichmäßiger nutzen und so eher kreativer sind. Für sogenannte Händigkeitsforscher sind gerade umgeschulte Linkshänder von großem Interesse, denn sie können uns einiges über die Funktion unseres Gehirns verraten. Eine entsprechende Studie der TU München ergab aus dem Vergleich der Gehirnaktiviät von Rechtshändern, Linkshändern und umgeschulten Linkshändern, dass Rechtshänder beim Schreiben nur Aktivität in der gegenüberliegenden linken Gehirnhälfte aufwiesen und Linkshänder entsprechend nur in der rechten Gehirnhälfte. Da Letztere als archetypisch weibliche Gehirnseite mehr mit ganzheitlichem Erleben und kreativen Prozessen wie Bilderwahrnehmung zu tun hat, ergeben sich daraus gewisse Vorteile. Bei umgeschulten Linkshändern fand sich dagegen Gehirnaktivität in beiden Gehirnhälften. Das Gehirn hatte also offenbar nur zum Teil umgelernt, und ein Gutteil der neuronalen Steuerung verblieb trotz pädagogischer Umschulungsversuche in der ursprünglich für die Steuerung der linken Hand vorgesehenen rechten Gehirnhälfte.
    Dies liefert auf neuronaler Ebene Erklärungen für die unterschiedlichen Erfahrungen in der Lebenspraxis. Manchmal werden aus umgeschulten Linkshändern nach anfänglichen Schwierigkeiten noch sehr geschickte Menschen, denen es offenbar gelingt, das Beste aus beiden Gehirnhälften herauszuholen und zu kombinieren. Entwicklungen zum Tollpatsch mit den sprichwörtlichen zwei linken Händen dürften dagegen damit zusammenhängen, dass diesen Umschulungsopfern keine Synergie gelingt und sie mit keiner Seite so richtig ins Reine kommen und folglich ganz ohne Schokoladenseite bleiben. Bei Umtrainierten ergeben sich obendrein verschiedene Möglichkeiten aus der psychologisch schwierigen Ausgangssituation. Denn was lernt der Umtrainierte durch diese Prozedur? Er darf nicht er selbst sein, sondern wird belohnt, wenn er sich verbiegen lässt. Kinder bekommen nicht selten Schokolade für die Benutzung der vermeintlichen Schokoladenseite – die ihre falsche ist. Sie lernen so, auf das für sie falsche Pferd beziehungsweise die falsche Seite zu setzen, aber auch auf die falschen Partner zu stehen und vor allem nicht zu sich zu stehen. Die hier angenommene Botschaft lautet: »Irgendetwas ist mit mir falsch, ich bin falsch.« Es wird das Falsche in den Betroffenen angeregt und zum Beispiel eine falsche Katze herausgelockt. Solchermaßen verpolt, kann das Ergebnis sein, dass das Leben mit der falschen Hand nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Betroffenen sind oft nicht in ihrer Kraft und finden nicht zu ihren Stärken, sie sind – im unglücklichen Fall – ständig auf dem falschen Fuß unterwegs und neben der (richtigen) Spur. Ein Tollpatsch hat dann zwei linke Hände, wobei er mit einer nichts anfangen kann und mit der anderen nicht darf. Die Umschulung kann sogar zu zwei linken Füßen führen, wobei er auch hier zu einer Seite nicht stehen kann und zur anderen nicht darf. Falls diese Menschen sich also ins rechte
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