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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan
Autoren: Hans Dominik
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Feuer, verschwunden jeder Wald, soweit er erreichbar.
    Der neue Tag begann mit neuer Qual. Der Frost nahm immer mehr zu.
    Nur widerwillig folgten die Truppen dem Signal zum Aufbruch … soweit sie noch zu folgen vermochten.
    Schwerfällig setzten die gelichteten, kaum geordneten Kolonnen sich in Bewegung. Schon nach kurzer Zeit versagten die Kräfte von neuem. Bei geringen Unebenheiten des Bodens taumelten die Marschierenden, konnten sich nicht mehr aufrechthalten und stürzten nieder. Immer größer wurden die Haufen der Nachzügler, die nach der verscheidenden Glut der verlassenen Feuerstätten schwankten und sich dort niederwarfen … zur Ruhe … die meisten zur ewigen Ruhe.
    Um die Mittagsstunde war die Kälte so gestiegen, daß jeder Weitermarsch zur Unmöglichkeit wurde. Schon seit Stunden säumten die fortgeworfenen Waffen die breiten Heerstraßen. Die Hände der abgesessenen Berittenen vermochten nicht mehr die Zügel zu leiten. Führerlos zerstreuten sich die Tiere über die Ebene.
    Jetzt lösten sich die letzten Bande jeder Ordnung. Instinktmäßig strebten die Massen von der kahlen Straße fort zu den Gehölzen. An Ort und Stelle, dort, wo die erstarrten Arme noch einen Stamm zum Fallen brachten, entzündeten sie das Holz und drängten sich in wildem Kampf ums Leben an die rettende Wärme.
    Toghon-Khan ritt allein auf der verlassenen Heerstraße vorwärts. Niemand folgte ihm mehr.
    Mit gebeugtem Haupt ritt er vorwärts. Der schneidende Wind zwang ihn, die Lider halb zu schließen. Die dunkle Glut seiner Augen war erloschen. In ihrem starren Blick lag nichts mehr von der Energie des Welteroberers,, des Siegers … Es war der Blick des Todgeweihten.
    Ein Surren in seinem Rücken brachte Bewegung in die eisigen Züge. Die Starrheit wich. Die Augen öffneten sich. Ein leichter Glanz belebte sie. Toghon zügelte sein Roß und hob die Hand.
    In gestreckten Spiralen sank das Flugschiff zu ihm nieder. Es war derselbe schnelle Kreuzer, der ihm die Meldung aus dem Ural gebracht hatte. Er hatte ihn nach rückwärts geschickt mit dem Befehl, schnellstens alle verfügbaren Dynothermmengen in Transportschiffen heranzubringen. Es hatte ihn, als er den Befehl gab, noch ein leises Fünkchen Hoffnung bewegt, mit Hilfe der wärmenden Kraft des Dynotherms den tückischen Plan des Gegners zu parieren.
    Zwar war er sich über das Wie nicht klar. Aber er klammerte sich an diese … die letzte Hoffnung. Vielleicht, daß der wärmespendende Stoff, längs der Heerstraße ausgestreut, die Kälte so weit paralysierte, daß ein Weitermarsch möglich war …
    Das Flugschiff stand neben ihm. Neubelebt glitt er vom Pferd und sprang in das Schiff. Automatisch schlug hinter ihm die Tür ins Schloß. Die wohlige Wärme, die ihn hier umgab, wollte ihm im ersten Moment den Atem rauben. Zu groß war der Gegensatz zwischen dem todbringenden Frost da draußen und der belebenden Temperatur hier drinnen.
    Er sank in einen Sessel. Endlich rang sich die Frage von seinen Lippen:
    »Ist der Befehl ausgeführt?«
    »Er ist ausgeführt, Hoheit. Die Schiffe sind auf dem Wege.«
    »Wie weit sind sie?«
    »Vor morgen werden sie nicht hier sein können.«
    Mit einem Sprung stand Toghon-Khan vor dem Sprechenden.
    »Morgen? … Morgen! … Heute noch müssen sie hier sein!«
    Der Angeredete erblaßte. Nur stotternd kam seine Antwort.
    »Zu lang … zu lang ist der Weg … Hoheit … Die Arbeit der Schiffe, Dynotherm zu streuen, muß schon weit hinten an der Ostgrenze der Dsungarei beginnen …«
    »Die Hälfte muß es dort tun! Die anderen Schiffe sofort nach vorn! … Bevor die Dämmerung kommt, müssen sie hier sein! … Geben Sie telegraphischen Befehl. Unser Schiff mit voller Kraft nach vorn zum Saison-Nor! … Mittelhöhe!«
    Langsam stieß das Schiff vom Boden ab. Vom Stern des Fahrzeuges aus sah der Regent auf die verlassene Straße. Kein lebendiges Wesen auf ihr. Nur sein Pferd, das treue Tier, stand regungslos, dem wegziehenden Schiffe nachschauend.
    Mit schweren Schritten drehte er sich um und trat an den Bug des Kreuzers. Der hatte jetzt Höhe gewonnen und schoß in schneller Fahrt vorwärts. Das Auge des Regenten haftete am Außenthermometer. Mit düsterem Gesicht verfolgte er das langsame, aber unaufhörliche Fallen des Zeigers.
    40 Grad … 40 Grad unter Null! … So stand der Zeiger, als er ihn das erstemal betrachtete … Jetzt war er schon auf 46 gesunken. Kilometer auf Kilometer stieß das Schiff nach vorn … und mit jedem Kilometer fiel
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