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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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Ungeduldig zerrte Marthe an den Schnüren ihres Gewandes. Manchmal wusste sie nicht, wie sie auch nur einen Tag ohne ihn auskommen sollte. Jedes Mal, wenn er fort gewesen war, fielen sie wie ausgehungert übereinander her.
    Diesmal würde sie wohl nicht mehr aus den Kleidern kommen. Sie konnte genauso wenig länger warten wie er.
    Sie umklammerte ihn, bog sich ihm entgegen und stöhnte erleichtert auf, als er in sie glitt und begann, sich kraftvoll zu bewegen. Es dauerte nicht lange, bis sie gemeinsam vor Leidenschaft schrien.
    »Jetzt habe ich dein Kleid zerdrückt«, sagte er mit gespielter Reue, als sie schwer atmend, schweißnass und glücklich nebeneinanderlagen. »So können wir nicht in die Halle gehen, ohne dass sich jeder in diesem Haushalt seinen Teil denkt.«
    Marthe lachte leise. »Nach dem Lärm, den wir gemacht haben und der bis ins Nachbardorf zu hören war, dürfte der Zustand meines Kleides wohl niemanden mehr überraschen.«
    Zärtlich strich sie über sein Gesicht. »Sie wissen doch sowieso, wie es um uns steht.«
    Nun blitzte Schalk in ihren graugrünen Augen auf. »Und hab ich als dein Eheweib nicht die Pflicht, dir alle Wünsche zu erfüllen?«
    Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ich bestehe darauf.«
    Sie setzte sich auf. »Hilfst du mir bei den Schnüren? Ich werde das Grüne anziehen.«
    Geduldig entknotete er die Kordeln, die sie in ihrer Hast verheddert hatte, zog ihr erst das Kleid über den Kopf, dann das Unterkleid und betrachtete sie verliebt. Die zwei Schwangerschaften hatten ihren Körper kaum verändert, sie war mit ihrenneunzehn Jahren immer noch fast so mädchenhaft schlank wie an dem Tag, als sie nach vielen Leiden zueinandergefunden hatten. Nur ihre Brüste waren voller geworden.
    Als er sie das erste Mal gesehen hatte, war sie eine mittellose, blutjunge Hebamme auf der Flucht gewesen. Ein grausamer Burgherr hatte ihr Hände und Füße abschlagen lassen wollen, weil seine Frau einen toten Sohn geboren hatte. Christian war damals gerade mit dem Siedlerzug aufgebrochen, den er in die Mark Meißen führen sollte, und bot ihr Schutz vor den Verfolgern an. Ihre wachen Sinne und ihr Geschick im Heilen lenkten bald seine Neugier auf das Mädchen, doch nicht nur seine. Als er sie auf den Meißner Burgberg mitnahm, damit sie den jüngsten Sohn des Markgrafen heilte, vereitelte Marthe einen Giftanschlag auf die Markgräfin Hedwig und zog damit auch die Aufmerksamkeit seiner Feinde auf sich. Nach den ersten Silberfunden überschlugen sich die Ereignisse. Markgraf Otto ernannte Christians mächtigsten Feind Randolf zum Vogt der künftigen Burg von Christiansdorf. Randolf wütete grausam im Dorf und ließ Christian unter falscher Anklage einkerkern und foltern. Unter Einsatz ihres Lebens hatten Marthe und Christians Knappe Lukas ihn retten können und enthüllten ein Komplott gegen Markgraf Otto. Marthe pflegte den fast zu Tode geschundenen Christian wieder gesund. Und bevor er in einen Kampf auf Leben und Tod zog, um sein Dorf von Randolf zu befreien, gestanden sie sich endlich ihre Liebe ein, die unmöglich erscheinende Liebe zwischen einem Ritter und einer jungen Kräuterfrau.
    Markgraf Otto schickte Randolf zur Sühne ins Heilige Land und machte den einfachen Ministerialen Christian und seine junge Frau Marthe zu Edelfreien.
    Dass sie wieder lachen kann!, dachte Christian, während er sie schweigend betrachtete. Zu lange hatte er mitansehen müssen,wie Kummer und Gram sie zerstörten. Die Liebe hatte sie beide geheilt, auch ihn von langer Trauer. Doch innere Narben waren geblieben, die nun wieder aufbrechen würden angesichts dessen, was er ihr bald eröffnen musste.
    Marthe wollte aufstehen und das grüne Kleid aus der Truhe holen, doch er griff nach ihrer Hand und zog sie zurück aufs Bett. Der Anblick ihres nackten Körpers hatte erneutes Verlangen in ihm geweckt, doch es war noch mehr – als könnte er sie mit seiner Umarmung vor allem Unheil bewahren. Er wollte sie glücklich sehen.
    Bereitwillig sank sie neben ihn und strich mit ihren Fingern durch sein schulterlanges Haar, über sein Gesicht und die muskulösen Arme. Dann begann sie, jede der Narben auf seinem Oberkörper nachzuzeichnen, wie sie es oft tat, wenn sie nebeneinanderlagen.
    Er unterbrach sie dabei, indem er sich auf sie schob. Diesmal ging er langsam vor, streichelte und küsste ihren Hals, ihre Brüste, ihre Schenkel.
    Doch schon bald wurde sie ungeduldig.
    »Komm«, forderte sie ihn auf und machte ihm
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