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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse
Autoren: Ken Follett
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eingestimmt hatte. Doch Arthur wußte, daß sein alter Freund im Irrtum war, was »die jungen Leute von heute« betraf. Vor dreißig Jahren hatte ein cleverer junger Bursche noch ohne großen Umweg Reporter werden können; heutzutage war dieser direkte Weg versperrt. Das neue System des Aufstiegs hatte Auswirkungen in zweifacher Hinsicht: Intelligente junge Leute besuchten die Universität, statt bei einer Zeitung ganz unten anzufangen. Und diejenigen, die ganz unten anfingen, wußten um ihre miesen Zukunftsaussichten; deshalb bürdeten sie sich gerade soviel Arbeit auf wie nötig, um ihren Job zu behalten. Das aber konnte Arthur seinem alten Kumpel nicht ins Gesicht sagen, denn es würde nur Wasser auf Georges Mühlen gießen. Deshalb zog Arthur es vor, in Georges Klagelied über die »jungen Penner von heute« einzustimmen.
    Doch heute schien George entschlossen, sein Gemecker noch eine Weile fortzusetzen. Arthur unterbrach ihn, indem er fragte: »Ist heute nacht irgendwas über die Fernschreiber reingekommen?«
    »Ja, ja, ja, ich hol’s dir. Verdammt noch mal, da muß man sich schon mit den Zeitungen abschleppen, und jetzt soll ich auch noch die Scheißfernschreibermeldungen …«
    »Nun mach schon. Du weißt doch, daß ich mir als erstes die Fernschreibermeldungen anschauen muß.« Arthur wandte sich von George ab. Er haßte es, seinen höheren Rang herauszukehren. Er hatte nie gelernt, es ganz beiläufig zu tun; vielleicht, weil es ihm keinen Spaß machte. Er blickte auf den Morning Star: Der Aufmacher an diesem Morgen war das neue Mitbestimmungsgesetz.
    Es war nicht damit zu rechnen, daß bereits irgendwelche interessanten Fernschreibermeldungen hereingekommen waren, dazu war es noch zu früh. Doch die Agenturmeldungen gingen auch während der Nacht sporadisch ein, und meist war eine Story dabei, die man zur Not als Sensationsmeldung aufmotzen konnte. Meist war es ein Großbrand, ein Serienmörder, ein Aufstand oder ein Umsturz in irgendeinem Teil der Erde. Doch die Post war nun mal eine Londoner Zeitung, und deshalb brachte man nur ungern Nachrichten aus dem Ausland als Hauptartikel – es sei denn, es handelte sich um eine sensationelle Geschichte. Doch selbst eine mittelprächtige Auslandsmeldung war immer noch besser als die Schlagzeile: »Krisensitzung des Kabinetts mit Spannung erwartet.«
    Von wem denn? dachte Arthur.
    George ließ einen meterlangen Papierstreifen aus dem Fernschreiber auf Arthurs Schreibtisch fallen, ohne daß er ihn auseinandergeschnitten und die einzelnen Stories voneinander getrennt hatte. Das war nun mal Georges Art, die beleidigte Leberwurst zu spielen. Wahrscheinlich legte er es darauf an, daß Arthur sich beklagte, damit auch er, George, sich beklagen konnte, wieviel zusätzliche Arbeit er erledigen müsse, weil dieser junge Penner sich wieder mal krank gemeldet hatte.
    Also schwieg Arthur, wühlte auf der Suche nach einer Schere in seinem Schreibtisch herum, schnitt den Papierstreifen auseinander und begann zu lesen.
    Zuerst kam eine politische Meldung aus Washington; dann der Bericht über ein Testspiel der Fußballnationalmannschaft; dann eine Nachrichtenübersicht der Ereignisse im Mittleren Osten.
    Arthur hatte die Meldung über die Scheidung zweier mäßig bekannter Hollywoodstars gerade zur Hälfte gelesen, als sein Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und sagte: »Nachrichtenredaktion.«
    »Ich habe eine Story für Ihre Klatschspalte.« Es war eine Männerstimme mit breitem Cockney-Akzent.
    Cole war sofort mißtrauisch. Das war eindeutig nicht die Stimme eines Mannes, der Insider-Informationen über das Liebesleben der Aristokratie besaß. »Das freut mich«, sagte er. »Aber würden Sie mir erst mal Ihren Namen nennen?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache. Wissen Sie, wer Tim Fitzpeterson ist?«
    »Natürlich.«
    »Tja, er macht sich mit einer Rothaarigen zum Trottel. Sie ist mindestens zwanzig Jahre jünger als er. Seine Frau will die Scheidung. Möchten Sie seine Telefonnummer?«
    »Bitte.« Cole schrieb die Nummer auf. Jetzt war sein Interesse geweckt. Wenn die Ehe eines Staatssekretärs in die Brüche ging, war das eine interessante Story und nicht bloß ein Thema für die Klatschspalte. »Wer ist das Mädchen?« fragte er.
    »Bezeichnet sich als Schauspielerin, ist aber in Wirklichkeit ‘ne Nutte. Rufen Sie Fitzpeterson doch einfach mal an, am besten jetzt sofort, und fragen Sie ihn nach Dizi Disney.«
    Damit legte der Anrufer auf.
    Cole runzelte die Stirn. Der
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