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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse
Autoren: Ken Follett
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ihres Kleides zu. »Ich muß jetzt gehen.«
    »Stell dich doch nicht so dumm an!« Er packte sie bei den Schultern. »Wahrscheinlich hat kein Mensch uns gesehen, als wir hier reingegangen sind, begreifst du denn nicht? Du bleibst hier im Schlafzimmer. Ich mach’ die Tür auf. Wenn ich den Besucher hereinbitten muß, dann sei mucksmäuschenstill, bis er wieder verschwindet.«
    Er zog sich die Unterhose an und streifte sich hastig den Bademantel über, wobei er sich durchs Wohnzimmer in Richtung Tür bewegte. An das Wohnzimmer schloß sich ein winziger Flur an, der zu einer Eingangstür mit Türspion führte. Tim drückte das Auge an das Guckloch und spähte hindurch.
    Der Mann auf dem Flur kam ihm irgendwie bekannt vor. Er hatte das Gesicht eines Boxers. Breitschultrig, massig und muskulös, ging der Bursche als Schwergewichtler durch. Er trug einen grauen Mantel mit Samtkragen. Tim schätzte den Mann auf Ende Zwanzig. Er sah nicht gerade wie ein Zeitungsreporter aus.
    Tim schob den Riegel zur Seite, schloß auf und öffnete die Tür. »Guten Morgen«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ohne ein Wort zu erwidern, stieß der Mann Tim zur Seite und schloß die Tür hinter sich. Dann stapfte er ins Wohnzimmer.
    Tim holte tief Luft und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Er folgte dem Mann. »Hören Sie mal, so geht das aber nicht«, sagte er. »Ich rufe die Polizei an, wenn Sie nicht auf der Stelle …«
    Der Mann setzte sich. »Dizi?« rief er. »Bist du da drin?«
    Das Mädchen kam aus dem Schlafzimmer.
    Der Mann sagte: »Mach uns ‘ne Tasse Tee, Süße.«
    »Kennst du diesen Mann?« fragte Tim sie fassungslos.
    Sie beachtete ihn gar nicht und ging in die Küche.
    Der Mann lachte. »Ob sie mich kennt? Sie arbeitet für mich.«
    Tim setzte sich. »Bitte … was hat das alles eigentlich zu bedeuten?« fragte er kläglich.
    »Immer mit der Ruhe.« Der Mann schaute sich um. »Ich würde Ihnen ja gern das Kompliment machen, daß Sie ‘ne schöne Wohnung haben, aber das kann man nun wirklich nicht behaupten. Dabei hatte ich etwas Schickes erwartet, Herr Staatssekretär. Übrigens, falls Sie mich nicht erkannt haben sollten, ich bin Tony Cox.« Er streckte die Hand aus. Tim übersah sie geflissentlich. Cox sagte: »Ganz wie Sie wollen.«
    Tim dachte nach. Der Name und das Gesicht kamen ihm tatsächlich bekannt vor. Moment mal … ja, dieser Cox war ein ziemlich wohlhabender Geschäftsmann. Aber Tim konnte sich nicht erinnern, in welcher Branche Cox tätig war. Er glaubte, das Gesicht des Mannes in einer Zeitung gesehen zu haben – der Artikel hatte irgend etwas mit der Beschaffung von Geldern für Schwulentreffs im East End zu tun gehabt.
    Cox wies grinsend mit dem Kopf in Richtung Küche. »Hat Ihnen das Vögeln Spaß gemacht?«
    »Mein Gott!« stieß Tim hervor.
    Das Mädchen kam mit einem Tablett ins Zimmer, auf dem zwei Tassen Tee standen. Cox fragte sie: »Hat ihm das Vögeln Spaß gemacht?«
    »Was glaubst du denn?« gab sie säuerlich zurück.
    Cox holte seine Brieftasche hervor und nahm mehrere Geldscheine heraus. »Hier ist deine Knete«, sagte er zu dem Mädchen. »Gute Arbeit, Süße. Und jetzt verpiß dich.«
    Sie nahm das Geld und steckte es in ihre Handtasche. Sie sagte: »Weißt du, Tony, was mir an dir am meisten gefällt? Deine vorbildlichen Manieren.« Und ohne Tim noch einen Blick zu gönnen, stolzierte sie zur Tür.
    Ich glaube, dachte Tim, heute nacht habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht.
    Die Tür knallte zu, und die Rothaarige war verschwunden.
    Cox zwinkerte Tim zu. »Sie ist ein nettes Mädel.«
    »Sie ist die niederste Form menschlichen Lebens«, quetschte Tim hervor.
    »Aber, aber. So was sollten Sie nicht sagen. Sie ist schlicht und einfach ‘ne gute Schauspielerin. Vielleicht hätte sie’s sogar geschafft, in Spielfilmen mitzuwirken, hätte ich sie nicht schon vorher entdeckt.«
    »Sie sind Zuhälter, nehme ich an.«
    Zorn flackerte in Cox’ Augen, doch er beherrschte sich.
    »Diesen kleinen Scherz werden Sie noch bereuen«, sagte er mit mühsam erzwungener Ruhe. »Dizi tut alles, was ich ihr sage. Mehr brauchen Sie über mich und das Mädchen nicht zu wissen. Wenn ich Dizi sage: ›Halt die Klappe‹, dann hält sie die Klappe. Und wenn ich ihr sage: ›Erzähl dem netten Mann von der News of the World, wie Staatssekretär Fitzpeterson dich verführt hat‹, dann tut sie das. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    Tim erwiderte: »Ich nehme an, Sie haben bei
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