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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition)
Autoren: James Grenton
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Verstärkung gekriegt. Ein Mann kam auf ihn zu. Jim versteckte sich hinter einer Hütte und kniete nieder. Der Mann ging schnurstracks vorbei. Dann drehte er sich um. Etwas musste seine Aufmerksamkeit erregt haben. Er starrte Jim direkt in die Augen und hob das Gewehr.
    Jim fuhr hoch. Wie von selbst legte sich eine seiner Hände über den Mund des Mannes, die andere verdrehte ihm ruckartig den Kopf. Mit einem Knacken brach er seinem Gegner den Hals. Jim ließ die Leiche auf die Erde sinken. Er durchsuchte ihre Taschen. Er fand nur ein Jagdmesser. Er steckte es ein. Die Leiche versteckte er hinter einer der Hütten. Kein Mensch würde sich wundern, wenn man sie am Morgen fand. In diesen Lagern wurden ständig Leute ermordet. Fehden zwischen rivalisierenden Banden waren völlig normal.
    Jim kroch vorwärts. Ein anderer Milizmann stand mit dem Rücken zu ihm, eine Zigarette in der einen Hand, eine AK in der anderen. Jim stand einen Augenblick reglos da und schätzte die Lage ein. Was da vor ihm lag, schmeckte ihm nicht, aber er hatte keine andere Wahl. Er musste die Posten um die Cessna ausschalten. Einen nach dem anderen.
    Der Milizmann ahnte nichts von seiner Gegenwart. Langsam setzte Jim einen Fuß vor den anderen. Um so wenig Lärm wie möglich zu machen, rollte er bei jedem Schritt die Sohlen vom Absatz bis zu den Zehen ab. Ein Schritt, ein zweiter. Er zog sein Messer. Er befand sich einen Meter hinter dem Mann. Er hörte ihn atmen, sah den Rauch von seiner Zigarette aufsteigen, den schwachen Schein, den der glühende Tabak auf die Backe des Mannes warf.
    Aus der Ferne war das Krachen von Schüssen zu hören. Der Milizmann erstarrte, dann hob er sein Gewehr. Jim sprang ihn an. Auch ihm legte er eine Hand über den Mund. Die andere stieß dem Mann das Messer durch die Achselhöhle direkt ins Herz. Er war auf der Stelle tot.
    Jim ging die Taschen des Mannes durch: einige volle Magazine, ein paar somalische Banknoten, eine Packung Zigaretten. Er rollte die Leiche hinter eine Hütte.
    Jim sah sich um. Niemand hatte ihn gesehen. Langsam setzte er seinen Weg fort und hielt vorsichtig auf die Maschine zu.
    Er blieb stehen. Eine Gruppe Jungs beobachtete ihn aus nur wenigen Metern Entfernung. Einer von ihnen, der Älteste, wie es schien, sprach ihn in gebrochenem Englisch an.
    »Hast du dich verlaufen, Mister?« Der Junge hielt ihm eine Hand hin. »Komm mit.«
    Jim sah sich um. Eine Frau stand über einen Kochtopf gebeugt und rührte in einer Art Brei. Sie starrte ihn teilnahmslos an. Er richtete den Blick wieder auf den Jungen. Seine Freunde umringten Jim und musterten ihn wie einen exotischen Fisch in einem Aquarium. Der Junge lief davon. Jim versuchte sich von den Kindern zu befreien, aber sie wollten nicht loslassen.
    Scheinwerfer tauchten auf. Motorenlärm war zu hören. Verdammt! Der Junge hatte jemanden geholt.
    Wieder versuchte Jim den Weg durch die Hütten zu nehmen, aber die Jungs hingen an seiner Kleidung wie Kletten und hielten ihn auf.
    »Komm, komm«, sagte einer von ihnen. Er griff nach Jims Hand und zog ihn auf die herankommenden Fahrzeuge zu.
    »Lasst mich los«, sagte Jim und schob sie weg.
    Aber sie wollten nicht von ihm ablassen, bis Jim sie mit solcher Wucht stieß, dass einer von ihnen umkippte und schrie. Die anderen ließen los.
    »Da ist er. Schnappt ihn euch.«
    Er erkannte Patricks raue Stimme. Eine Gestalt sprang aus dem ersten Truck, gefolgt von einer Gruppe bewaffneter Schergen.
    Jim sprintete in die entgegengesetzte Richtung los. Wieder sprang er über Kochstellen, stieß Leute aus dem Weg. Er sah über die Schulter nach seinen Verfolgern. Einmal glaubte er, sie abgehängt zu haben, und blieb stehen, um Atem zu holen. Sein Herz pochte und seine Beine vibrierten vom Adrenalin. Dann hörte er wieder jemanden schreien und lief wieder los.
    Das Wummern kreisender Rotorblätter durchdrang die Luft. Drei große Hubschrauber kamen über dem Lager herab. Vermutlich Verstärkung für Harrys private Armee. Der Wind von den Mühlen riss Zelte aus ihrer Verankerung und nahm Töpfe mit. Mit einem verzweifelten Griff nach ihren Habseligkeiten stoben die Flüchtlinge schreiend auf und davon.
    Jim lief weiter, bis er auf eine Art Hauptstraße durch das Camp stieß. Er sah nach rechts und links und versuchte zu entscheiden, wohin er sich wenden sollte. Von beiden Seiten kamen die Scheinwerfer von Fahrzeugen auf ihn zu. Die Rufe hinter ihm kamen näher. Er drehte sich um. Die Kegel starker Taschenlampen
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