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Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt
Autoren: Alexander Wolkow
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abgeschnitten hatte, und die Füße staken in blauen Schaftstiefeln, wie sie die Männer des Landes trugen.
    Die Scheuche hatte ein komisches und gutmütiges Aussehen.

    Elli betrachtete aufmerksam das bemalte Gesicht und staunte nicht wenig, als ihr plötzlich das rechte Auge zublinzelte. Zunächst dachte sie, es sei eine Täuschung, denn in Kansas blinzelten die Vogelscheuchen nicht. Als ihr aber der Strohmann freundlich zunickte, erschrak sie, und der tapfere Totoschka sprang bellend am Zaun hoch, hinter dem die Scheuche stand.
    „Guten Tag", sagte diese mit heiserer Stimme.
    „Du sprichst?" wunderte sich Elli.
    „Ja. Ich habe es gelernt, als ich mich mit einer Krähe zankte. Wie geht es dir?"
    „Danke, gut! Sag, lieber Mann, hast du einen sehnlichen Wunsch?"
    „O ja! Ich hab eine Menge Wünsche!" Die Scheuche begann hastig ihre Wünsche aufzuzählen: „Erstens brauche ich silberne Schellen für meinen Hut, zweitens neue Stiefel, drittens. . ."
    „Oh, das reicht vollauf", unterbrach ihn Elli. „Aber was ist dein sehnlichster Wunsch?" „Der sehnlichste?" Der Strohmann dachte einen Augenblick nach. „Nimm mich herunter. Es ist schrecklich langweilig, Tag und Nacht hier zu stehen und die widerlichen Krähen zu verscheuchen, die, nebenbei gesagt, gar keine Angst vor mir haben!"
    „Kannst du denn selber nicht heruntersteigen?"
    „Nein. Man hat mich auf den Pfahl aufgespießt. Zieh ihn doch aus mir heraus, ich werde dir sehr dankbar sein!"
    Elli bog den Pfahl um, faßte den Strohmann mit beiden Händen und hob ihn ab.
    „Besten Dank!" stieß er hervor, als er auf der Erde stand. „Ich fühle mich wie neugeboren. Wenn ich jetzt noch silberne Schellen für meinen Hut und ein Paar neue Stiefel bekäme. . ."
    Der Strohmann zupfte sorgfältig seine Jacke zurecht, klopfte das Stroh von den Kleidern ab, machte einen Knicks und stellte sich vor:
    „Scheuch!“

    „Was sagst du'?"
    „Scheuch. Man hat mich so getauft, weil ich die Krähen verscheuchen muß. Und wie heißt du?"
    ,,Elli."
    „Ein schöner Name!"
    Das Mädchen war sprachlos. Es konnte nicht begreifen, wie eine Strohpuppe mit bemaltem Gesicht gehen und sprechen konnte.
    Totoschka aber war empört.
    „Und warum sagst du mir nicht guten Tag'?" rief er zornig.
    „Ach, bitte um Verzeihung!" entschuldigte sich der Scheuch und drückte des Hündchens Pfote. „Ich habe die Ehre, mich vorzustellen: Scheuch!"
    „Sehr angenehm. Mein Name ist Toto. Meine besten Freunde dürfen mich aber Totoschka nennen!"
    „Oh, lieber Scheuch, wie froh ich bin, deinen sehnlichsten Wunsch erfüllt zu haben!" sagte Elli.
    „Verzeih, Elli", entgegnete der Scheuch und machte wieder einen Knicks. „Aber ich hab mich wohl geirrt, denn mein sehnlichster Wunsch ist ein Gehirn."
    „Ein Gehirn?"
    „Na ja, ein Gehirn. Es ist doch nicht angenehm, wenn man einen Kopf voll Stroh hat." „Du lügst ja!" sagte Elli vorwurfsvoll.
    „Lügen? Was ist das? Man hat mich erst gestern gemacht, und ich versteh noch nichts . . .'
    „Wieso verstehst du dann, daß du Stroh im Kopf hast und kein Gehirn wie die Menschen?" „Das hat mir eine Krähe gesagt, als wir uns zankten. Ich will's dir erzählen. Heute morgen flog eine große struppige Krähe in meiner Nähe herum, die vom Weizen bei weitem nicht so viel fraß, wie sie auf der Erde verstreute. Dann setzte sie sich frech auf meine Schulter, pickte mich in die Wange und höhnte: ,Kaggi-kar!, und das nennt sich ein Scheuch! Welcher Kauz von einem Farmer hat sich einbilden können, daß wir Krähen uns vor ihm fürchten würden . . .` Du wirst verstehen, Elli, daß ich wütend war und unbedingt etwas erwidern mußte. Ich strengte mich furchtbar an, und dann gelang es mir plötzlich. Wie ich mich da freute! Allerdings haperte es zunächst. ,Pff, fff . . . ff -ort mit dir, du Scheusal!` schrie ich, ,un . . . un . . . untersteh dich nur, mich zu zwicken, ich kann fff . . . ff u . . . ffurchtbar sein!` Es gelang mir, die Krähe am Flügel zu packen und sie von meiner Schulter zu werfen. Die aber machte sich nichts daraus und begann unverschämt die Ähren zu picken. ,Du glaubst wohl, ich staune?` rief die Krähe. ,Als ob ich nicht wußte, daß in Goodwins Land selbst die Scheuchen sprechen, wenn sie sich nur tüchtig anstrengen! Aber ich hab trotzdem keine Angst vor dir, denn von deinem Pfahl kommst du doch nicht los!` - ,Ffff . . . ffo . . . ffort!` schrie ich in meinem Elend, und hätte am liebsten geheult vor Wut. In der Tat, wozu tauge ich
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