Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt

Titel: Die Smaragdreihe 1 - Der Zauberer der Smaragdenstadt
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
die Stiefel ein Schuster. Wo ist nun mein Zuhause? Auf dem Feld, beim Schneider oder beim Schuster?"
    Elli wußte nichts zu antworten.
    Mehrere Minuten saßen sie schweigend da.
    „Vielleicht wirst du mir jetzt etwas erzählen?" fragte das Mädchen.
    Der Scheuch blickte sie vorwurfsvoll an.
    „Ich bin so jung, daß ich überhaupt nichts weiß. Man hat mich erst gestern gemacht, und ich hab keine Ahnung, was es vor mir auf der Welt gab. Zum Glück malte mir mein Herr zuerst die Ohren, und so konnte ich hören, was um mich vorging. Damals war zufällig ein anderer Käuer bei uns zu Gast, und das erste, was ich vernahm, waren seine Worte: ,Die Ohren sind doch zu groß!` - ,Macht nichts. Sie sind schon so, wie sie sein sollen`, entgegnete mein Herr und malte mir das rechte Auge.
    Ich betrachtete neugierig die Umgebung, denn - du wirst ja verstehen - es war das erstemal, daß ich die Welt sah.
    ,Das Auge ist nicht übel`, sagte der Gast, ,du hast mit blauer Farbe nicht gegeizt.`
    ,Das andere scheint mir ein bißchen zu groß`, meinte mein Herr, indem er mein zweites Auge zu Ende malte.
    Dann machte er mir aus einem Flicken die Nase und malte den Mund. Ich konnte aber noch nicht sprechen, weil ich nicht wußte, wozu der Mund da ist. Der Herr zog mir seinen alten Rock an und setzte mir einen alten Hut auf, von dem die Kinder die Schellen abgeschnitten hatten. Ich war schrecklich stolz und kam mir wie ein richtiger Mensch vor. ,Dieser Kerl wird mit den Krähen schon fertig werden`, meinte der Farmer.

    ,Weißt du was? Nenn ihn Scheuch!` sagte der Gast, und mein Herr folgte seinem Rat. Die Kinder des Farmers riefen fröhlich: ,Scheuch! Scheuch! Die Krähen verscheuch!`, dann trug man mich aufs Feld, setzte mich auf einen Pfahl und ließ mich allein. Es war langweilig, so zu verharren, doch wußte ich mir nicht zu helfen. Gestern fürchteten sich noch die Vögel vor mir, heute nicht mehr. Dann kam die gute Krähe, die mir vom Gehirn erzählte . . . Wenn Goodwin mir doch eines geben würde!..."
    „Ich glaube, er wird dir helfen", tröstete ihn Elli.
    „Ja, ja! Es ist unangenehm, ein Strohkopf zu sein, über den sogar die Krähen lachen." „Laßt uns gehen!" sagte Elli, stand auf und reichte dem Scheuch den Korb.
    Am Abend kamen sie in einen großen Wald. Die Zweige hingen tief herab und versperrten ihnen den gelben Backsteinweg. Dann ging die Sonne unter, und es wurde dunkel. „Wenn du ein Haus siehst, in dem wir übernachten könnten, so sag es mir", bat Elli mit müder Stimme. „Es ist so unheimlich, im Dunkeln zu wandern."
    Da blieb der Scheuch plötzlich stehen.
    ,Ich sehe rechts eine kleine Hütte. Wollen wir hingehen?" „Ja, ja", erwiderte Elli, „ich bin so müde!"
    Sie bogen vom Weg ab und standen bald vor der Hütte. Als sie hineingingen, entdeckte Elli in einer Ecke ein Lager aus Moos und Heu. Sie schlief, den Arm um Totoschka, sofort ein, während der Scheuch vor der Schwelle hockte und über die Schlafenden wachte. Seine Wache war nicht unnütz. Nachts schlich sich ein Tier heran, das einen schwarzgemischten Pelz und auf dem Kopf, der wie ein Schweinskopf aussah, weiße Streifen hatte. Wahrscheinlich hatte der Duft des Essens in Ellis Korb das Tierchen angelockt. Der Scheuch glaubte, Elli drohe große Gefahr. Mit angehaltenem Atem stand er da und ließ den Feind (es war bloß ein junger Dachs, was der Strohmann freilich nicht wissen konnte) bis an die Tür herankommen. Als das Tierchen seine Nase neugierig hereinsteckte und den lockenden Duft einsog, versetzte der Scheuch ihm mit der Rute, die er in der Hand hielt, einen saftigen Hieb über den fetten Rücken.
    Der Dachs heulte auf und floh ins Dickicht zurück, aus dem noch lange sein Winseln zu hören war . . .
    Der Rest der Nacht verlief ruhig. Die Tiere des Waldes hatten begriffen, daß die Hütte einen verläßlichen Wächter hatte. Der Scheuch, der niemals müde wurde und keinen Schlaf brauchte, saß an der Schwelle, starrte in die Finsternis und wartete ruhig den Morgen ab.

DIE ERLÖSUNG DES EISERNEN HOLZFÄLLERS
    Als Elli erwachte, saß der Scheuch vor der Schwelle, während Totoschka dem Eichhörnchen im Walde nachjagte. „Wir müssen uns nach Wasser umsehen", sagte das Mädchen.
    „Wozu brauchst du es?"
    „Um mich zu waschen und zu trinken. Trocknes Brot kann man doch nicht essen." „Wie ich sehe, habt ihr Geschöpfe aus Fleisch und Knochen es nicht am besten", meinte der Scheuch nachdenklich. „Ihr müßt unbedingt schlafen, essen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher