Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Smaragdreihe 03 - Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
und Trinken leben können?«
    Der traurige Zug mit dem leblosen Körper Ortegas machte vor dem blauen Teil des Palastes halt, in dem Ukonda lebte. Der König selbst trat heraus, um seinem treuen Jäger die letzte Ehre zu erweisen.
    »Wann willst du deinen Mann bestatten?« fragte er die vom Kummer gebrochene Alona, die Frau Ortegas.
    »Morgen, wie’s der Brauch unserer Väter verlangt!« erwiderte sie.
    »Ha, ha, ha«, lachte ein Mann im blauen Mantel schallend. Es war Doktor Boril, der sich einen Weg durch die Menge bahnte.
    »Wer will hier einen lebendigen Menschen bestatten?… Schaut nur, wie frisch sein Gesicht ist! Sieht ein Toter vielleicht so aus? Da«, der kleine dicke Doktor hob den Arm Ortegas, und als er ihn losließ, fiel er weich auf die Bahre zurück.
    Alona blickte hoffnungsvoll und doch zweifelnd den Doktor an, der zu beweisen fortfuhr, daß Ortega lebe und nur ohnmächtig sei.
    »Unsinn! Quatsch!« rief ein dröhnender Baß abgehackt, und ein baumlanger, dürrer Mann trat heran, Doktor Robil, dem ein grüner Mantel lose von den Schultern hing. »Dieser! Mann! ist! tot! wie! ein! Stein!« stieß er die Worte einzeln hervor.
    Zwischen den beiden Ärzten entbrannte ein Streit, der mit wissenschaftlichen Beweisen gespickt war. Je nachdem, wer von den beiden recht zu haben schien, schwankte Alona zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
    Zuletzt setzte sich die abgehackte Stimme Doktor Robils durch. Den kleinen Boril von oben ansehend, dröhnte er:
    »Ich! sage! daß! dieser! Mann! morgen! bestattet! werden! muß!«
    In diesem Augenblick regte sich aber der »Tote« und schlug die Augen auf. Die Menge wich entsetzt zurück, nur Alona sank auf die Brust ihres Mannes nieder und begann ihn schluchzend zu küssen.
    »Ha, ha, ha! Ho, ho, ho!« lachte aus vollem Halse Boril. »Der hochverehrte Doktor Robil hätte beinahe einen Lebenden begraben! Und das will ein Mann der Wissenschaft sein!«
    Der blamierte Robil gab sich aber nicht geschlagen:
    »Es! bleibt! noch! zu beweisen! daß! er! lebt!« rief er und verließ, sich würdevoll in seinen grünen Mantel hüllend, den Platz.
    Ein paar Leute lachten bei den letzten Worten Robils, aber Doktor Boril machte ein besorgtes Gesicht. Ortega sprach kein Wort, er erkannte niemanden, auch nicht seine Frau, und verstand nicht die teilnahmsvollen Worte, die König Ukonda höchstpersönlich an ihn richtete.
    »Seltsam, sehr seltsam!« murmelte Doktor Boril. »Dieser unstete Blick, wie bei einem Neugeborenen, diese unregelmäßigen Bewegungen der Arme und Beine! Interessant, höchst interessant!« erregte sich der Doktor. »Der Fall könnte sich als sehr wertvoll für die Wissenschaft erweisen. Liebe Frau!« wandte er sich an Alona. »Ich bin bereit, Ihren Mann zu behandeln, und zwar völlig unentgeltlich.«
    Der gutmütige Doktor achtete nicht auf die Dankesworte der Frau und befahl, Ortega nach Hause zu tragen, der, als man ihn auf die Beine gestellt hatte, keinen Schritt tun konnte. Boril folgte der Bahre.

DAS SCHLAFWASSER
    Doktor Boril verbrachte Tag und Nacht am Lager Ortegas, der in vielem einem Säugling glich. Er wußte nicht, wie man ißt, und man mußte ihn mit dem Löffel füttern. Er sprach kein Wort und lallte nur. Er verstand nicht, was man zu ihm sagte, und war wie taub, wenn man ihn beim Namen rief…
    »Ein seltsamer Fall«, murmelte Doktor Boril und rieb sich die Hände. »Das sollte man den oberirdischen Doktoren erzählen! Ich wette meinen Kopf, daß bei ihnen dergleichen noch nie vorgekommen ist!«
    Die Wiederherstellung der verlorenen Fähigkeit ging bei Ortega erstaunlich schnell voran. Schon am Abend sagte er »Papa« und »Mama«, was aus dem Munde des bärtigen Mannes sehr komisch klang, und machte die ersten zaghaften Schritte an der Hand seines Sohnes.
    Am folgenden Tag war seine Sprache völlig normal und das Bewußtsein klar. Kuoto, sein Gehilfe, erzählte ihm stundenlang allerlei Jagderlebnisse, die allmählich im Gedächtnis Ortegas wieder auflebten. Nach einem weiteren Tag angespannten Unterrichts konnte der Jäger, von Doktor Boril zum König geführt, sein ungewöhnliches Erlebnis im Labyrinth erzählen.
    »Aber als wir dich fanden, war das Becken doch leer!« rief Kuoto, der mitgekommen war, und fügte rasch hinzu: »Bitte ergebenst um Verzeihung, Majestät, daß ich die Anstandsregeln verletzt habe.«
    »Wieso leer?« fragte Ortega den Gehilfen.
    »Es war kein Tropfen Wasser drin«, versicherte Kuoto.
    »Unmöglich!« ereiferte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher