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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen
Autoren: Carter Brown
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kurze
Treppe hinunter. Der Kellerraum war etwa 40 Quadratmeter groß und wurde von
einer trüben verschmutzten Birne ohne Schirm erleuchtet. An den Wänden zogen
sich alte Regale hin, die eine Anzahl Flaschen enthielten. Einige von ihnen
waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt und von dichten Spinnweben
überzogen. Wahrscheinlich lagen sie in den Regalen, seit man ihren Inhalt in
den Tagen der Prohibition zu Hause in einer Badewanne gemischt hatte.
    In der Mitte des Raumes erhob
sich ein Haufen alter Pappkartons und zerknitterten Packpapiers.
    Am Fuß der Treppe blieb Leila
stehen.
    »He !« rief sie laut. »Sie bekommen Gesellschaft !«
    Nichts rührte sich. Ihr Ruf
erhielt keine Antwort. Sie rief ein zweites Mal. Doch die Wirkung blieb die
gleiche.
    »Wenn Sie glauben sollten, Sie
können mich aufs Glatteis führen, dann werden Sie das noch früh genug bereuen«,
brummte ich unheildrohend.
    »Das will ich gar nicht«,
versetzte sie kurz. »Er ist irgendwo hier im Keller. Vielleicht schläft er .«
    Sie ging um den Haufen Abfall
herum und schritt zur gegenüberliegenden Seite des Raumes. Dort blieb sie
abrupt stehen. Einen Augenblick sah es aus, als sei sie zur Salzsäule erstarrt,
dann stieß sie einen schrillen, hohen Schrei aus. Mit einem Sprung war ich
neben ihr, während sie am ganzen Körper unkontrollierbar zu zittern begann.
    »Das haben Sie auf dem
Gewissen«, flüsterte sie. »Sie haben Frankie festgehalten, während ein anderer
von Corlis’ Handlangern hier herunter kam und...«
    Ihre Augen verdrehten sich
beängstigend. Dann brach sie zusammen.
    Somit befanden sich zwei
menschliche Körper auf dem Boden. Ich wußte allerdings, daß Leila sich nur für
eine begrenzte Zeitspanne vom Leben verabschiedet hatte, während der Mann, der
in ihrer Nähe lag, offenbar seinen Schwanengesang hinter sich hatte. Ich kniete
mich neben die Leiche und betrachtete mir den Burschen näher. Er war klein und
dick. Mit ausgebreiteten Armen lag er auf dem Rücken, und aus seiner Brust
ragte das Heft eines Messers.
    Nach dem Ausdruck seines
dunklen Gesichts zu schließen, war er in grauenhafter Furcht gestorben und
offenbar ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Nackte Angst sprach aus den
weitgeöffneten dunklen Augen und den verzerrten Zügen. Vorsichtig durchsuchte
ich die Taschen des Unbekannten. Erfolglos. Irgend jemand ,
wahrscheinlich sein Mörder, war mir zu vor gekommen. Es war nicht einmal ein
Taschentuch zu finden.
    Als Leila zu wimmern begann und
ihre Augen aufschlug, richtete ich mich wieder auf. Ein Gemisch aus Haß und
Furcht spiegelte sich in ihrem Blick, als sie zu mir aufsah. Ich bückte mich,
um ihr wieder auf die Beine zu helfen, doch wie erstarrt hielt ich inne, als
ich plötzlich am oberen Ende der Treppe Lomax’ dröhnende Stimme vernahm.
    »Sie haben doch nicht im Ernst
geglaubt, daß ich mich von Ihnen so mir nichts, dir nichts in einen Schrank
einsperren lasse, Boyd ?« rief er mit triumphierender
Stimme. »Ich würde es jedenfalls nicht riskieren, Sie nur hinter eine
Schranktür festzusetzen. Lieber würde ich Sie da lassen, wo Sie jetzt sind — im
Keller .«
    »Ich habe aber Ihren Revolver
mit hier unten, alter Freund«, rief ich zurück.
    »Es ist eine Stahltür mit einem Kombinationsschloß «, höhnte er. »Passen Sie auf, daß
Sie kein Splitter erwischt, wenn Sie auf die Tür schießen .«
    »Klar«, erwiderte ich
freundlich. »Ich hab’s sowieso nicht besonders eilig. Ihre appetitliche kleine
Freundin hat versprochen, mir Gesellschaft zu leisten .«
    Leila Zentas Reaktion auf meine
Worte war allerdings für mein edles Profil keineswegs schmeichelhaft. Wie von
Furien gehetzt sprang sie auf. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Entsetzen
bei dem Gedanken, mit mir hier unten eingekerkert zu werden.
    »Frankie !« schrie sie verzweifelt. »Du mußt mich hier erst rausholen .«
    »Nur keine Angst, Leila«, rief
er mit belegter Stimme. »Ich hab’ jemanden bei mir. Wir kommen gleich runter .«
    »Wenn Sie die blühende
Gesundheit Ihrer Freundin erhalten wollen, würde ich Ihnen davon abraten«, rief
ich höhnisch.
    Einen Augenblick trat Schweigen
ein, während Lomax sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Ich wartete
etwa dreißig Sekunden, um ihm Gelegenheit zu geben, die schlechte Nachricht zu
verdauen, dann sprach ich wieder.
    »Ich gebe Ihnen und Ihren
Helfern ein paar Minuten Zeit, sich aus dem Staub zu machen«, rief ich laut.
»Dann komme ich hinauf, und Leila wird mich
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