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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition)
Autoren: Stefan Link
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hämisch und rückte seine Brille mit den runden Gläsern zurecht. »Es ist doch erst der 23., da hast du doch noch fünf Tage Zeit bis zur Abgabefrist!«
    »Blödmann!« Emma rang sich ein Grinsen ab und wies entschlossen zur Tür. »Los, verschwinde! Ich fange nach der Sitzung hiermit nicht noch einmal an. Sag den Chefs, ich hätte ein dringendes Telefonat. In spätestens zehn Minuten bin ich oben.«
     
    Nach einer stundenlangen Sitzung stand Emma gedankenversunken im Flur vor dem Konferenzsaal und wippte auf ihren Zehen. Sie blickte beiläufig auf ihr Handgelenk. Es war 19 Uhr. Christoph trat von hinten an sie heran und klopfte ihr auf die Schulter. »Lohnt sich nicht, jetzt noch ins Büro zurückzugehen. Seit einer Stunde ist eigentlich Feierabend.«
    »Stimmt schon«, grummelte sie missgelaunt. »Aber du kennst mich. Ich muss auf meinem Schreibtisch noch klar Schiff machen, sonst kann ich nicht ruhig schlafen.«
    Christoph verdrehte seine Augen. »Ein Dummkopf hält Ordnung«, rief er durch den Flur. »Ein Genie beherrscht das Chaos.«
    »Ja, ja, du Genie. Verschwinde bloß! Wir sehen uns dann morgen.«
    »Ja, genau«, freute sich Christoph und hob triumphierend beide Arme. »Das Genie verschwindet. Bis morgen dann!«
    Zwanzig Minuten später blickte Emma auf einen blank geputzten Schreibtisch. Sie atmete tief durch. Papierberge abends liegen zu lassen, machten sie nervös. Alles musste fein säuberlich verstaut werden. Als Letztes schickte sie sich an, den Computer herunterzufahren, da sprang ihr der kleine Briefumschlag ins Auge, der neue E-Mails ankündigte. Beim zweiten Hinsehen erkannte sie, dass irgendein Schlauberger eine Nachricht ohne Betreff geschickt hatte. Beiläufig überflog Emma die Zeilen. »Hä, was ist das denn?«
    Ihre Augen fixierten den Monitor, bis sie durch ein metallisches Scheppern abgelenkt wurde. Ihr Blick fiel auf die längsseitige Fensterfront. Heftiger Hagel hatte eingesetzt. Angetrieben von stürmischen Böen peitschte der Niederschlag fast horizontal gegen die Scheiben und hämmerte auf die Aluminiumfensterbänke. Seit einer Woche spielte das Wetter bereits verrückt. Die letzten drei Tage hatte es permanent gefroren, und seit heute Morgen bestimmten dunkle Wolken das Kölner Stadtbild, was Emmas Stimmung nicht gerade aufhellte.
    Kopfschüttelnd schaute sie zurück auf den Bildschirm und las sich die soeben erhaltene Nachricht laut vor: » Emma! Finde das verlorene Buch, von dem man sagt, es sei ein Fluch. Musst Dich beeilen, wirst es bald erkennen, manch einer will es sein Eigen nennen. Bring es zu mir und alles kommt ins Lot, wenn nicht, dann bist auch Du bald tot! «
    ›Tot? Jemand droht mir mit dem Tod?‹ Emma blickte sich im Büro umher, als würde sie nach einer versteckten Kamera suchen.
    »Na toll«, murmelte sie abfällig. »Da hat sich jemand was ganz Lustiges einfallen lassen.« Ohne weiter nachzudenken, löschte sie die E-Mail. »Als hätten wir nichts Besseres zu tun.«
    Kurz darauf verließ sie das Gebäude. Regen hatte mittlerweile den Hagelschauer abgelöst, und das Wasser lief in Sturzbächen die Bordsteine entlang. Der stürmische Ostwind blies Emma eisig ins Gesicht, und die Regentropfen stachen wie kleine Nadeln auf sie ein. Sie drängte sich in die S-Bahn und sehnte die nahende Station herbei. Kaum als die Bahn zum Stehen kam, hechtete sie hinaus und rannte durch den Schutt die letzten Meter zu ihrer Wohnung, die sich im Parterre eines Appartementhauses befand.
    Erst jetzt, als sie zur Ruhe kam, bemerkte sie, dass sie im bisherigen Tagesverlauf kaum etwas zu sich genommen hatte. Ihr Magen rebellierte mit einem lauten Knurren. Nach einem dürftigen Tomatensalat und einem trockenen Baguette von gestern goss sie sich zum Abschluss des Tages einen Schluck Rotwein ein. Kurz nachdem sie sich zu leiser Musik auf ihre Couch fallen ließ, schlummerte sie ein.
    Einige Minuten später oder auch nur Sekunden, Emma vermochte es nicht zu sagen, riss sie ein Krachen aus dem Schlaf. Aufgeschreckt sprang sie von ihrer Couch, um nach dem Ursprung des Geräusches zu suchen, trat aus Versehen gegen das Rotweinglas und stieß es vom Couchtisch. Mit einem eleganten Sprung über die Weinlache hechtete Emma zum Fenster, um hinauszustarren. Doch außer dicken Regentropfen, die aus der Dunkelheit gegen die Scheibe prasselten, sah sie nichts. Sie lief zur Verandatür und untersuchte die Terrasse. Beim zweiten Hinsehen bemerkte sie, dass ein Stuhl umgestürzt auf der Seite
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