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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders
Autoren: Joe Waters
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früher nicht den Eindruck gemacht, dass er sich gern überarbeitete.
Doch den Gefallen tat ich ihm nicht. Ich würde nicht auf seine Sticheleien eingehen. Er wollte mich anscheinend unbedingt provozieren. Daran hatte sich nichts geändert. Aber ich hatte mich geändert, dachte ich voller Genugtuung. Der Iceman würde sich nicht von so einem dahergelaufenen Bürschchen reizen lassen. Ich grinste. Weshalb machte ich mir eigentlich Sorgen? Entspannt lehnte ich mich im Stuhl zurück. „Geht mir leider auch so.“
„Das Hotel läuft also gut?“
Ich nickte. „Hat sich herumgesprochen. Im Winter der Skibetrieb, im Frühjahr und Herbst die Wanderer und Kletterer, und jetzt im Sommer wollen die Italiener hier der Hitze entkommen. Daher kann ich dir im Augenblick auch kein Zimmer anbieten, das Hotel ist vollständig ausgebucht. Ich habe gedacht, du könntest unten im Ort Quartier nehmen, es sei denn, du bist mit unserem Gästezimmer zufrieden.“
„Nein, ist schon gut, ich wohne natürlich bei euch. Gästezimmer hört sich gut an für mich. Außerdem wollte Dad ja, dass wir uns näher kennen lernen.“ Er grinste vor sich hin.
„So, wollte Vater das? Ich dachte du bist vor allem zum Arbeiten und Lernen hier?“ Ich schnappte mir einen Bleistift und trommelte damit unbewusst auf meiner ledernen Schreibunterlage herum. Das Geräusch ließ mich zusammenfahren und ich sah einen Augenblick erstaunt auf meine Hände.
„Erst einmal habe ich Urlaub. Dad meinte, drei Wochen Pause würden dir auch ganz gut tun.“ Sein Grinsen wurde breiter.
Der Schreck breitete sich in mir aus wie eine glühende Lavawelle. Drei Wochen? Den ganzen Tag mit ihm zusammen? Das war ein Albtraum, den ich nicht überleben würde. Ich beugte mich vor und meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Drei Wochen? Bist du wahnsinnig, wie soll ich das denn arrangieren? Wenn ich einiges delegiere, könnte ich mir vielleicht mittags und abends ein paar Stunden für dich freihalten, aber Urlaub? Nein, keine Chance ... ah, Lisa, schön dass du kommst, Lisa, das ist mein Bruder James. James das ist meine Verlobte, Lisa Giordano.“
Er stand auf, beugte sich zu ihr hinunter und umarmte sie. Ihre roten Locken mischten sich mit seinen goldenen.
„Lisa, kannst du James schon mal das Hotel zeigen?“ Ich zog sie in meine Arme und küsste sie liebevoll, dankbar, dass sie mich im richtigen Augenblick rettete. „Ich habe noch eine Besprechung.“
„Gerne, doch zunächst bringe ich Jim mal zum Penthouse hoch, damit er sich ein wenig frisch ... ach du meine Güte, tut mir Leid, ich darf dich doch Jim nennen? James klingt so förmlich.“, plapperte sie drauflos. Ihre braunen Augen blitzten fröhlich, ihre lustige Stupsnase und die frechen Sommersprossen erfreuten mein Herz. Im Nu hatte diese kleine Person die Stimmung im Raum völlig verändert. Ich ließ erleichtert die angestaute Luft aus meinen Lungen.
„Ja, klar, alle meine Freunde nennen mich Jim. Nur mein Bruder besteht auf ‚James‘.“ Ein warmes Lächeln ließ sein Gesicht erstrahlen bevor er zu Decke blickte und bedeutungsschwer mit den Augen in meine Richtung rollte. „Unmöglich!“
„‘James‘ passt besser zu dir.“, murmelte ich, doch da waren die beiden schon verschwunden.
* * *
    Den Rest des Tages hatte ich voll auf zu tun, den geänderten Tagesablauf der nächsten Wochen zu organisieren. Einen stellvertretenden Direktor hatte ich bisher noch nicht, doch jetzt musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich überlegte hin und her, und schließlich sagte ich meiner Sekretärin und Assistentin, Claire Walter, sie solle sich eine Nachfolgerin einarbeiten und selbst die Leitung übernehmen.
„Oh, Ray, meinst du wirklich?“
Ich nickte.
„Das ist ja phantastisch!“ Sie war ganz aus dem
    Häuschen und umarmte mich stürmisch. Holte eine kleine Flasche Champagner aus dem Eisschrank, und wir stießen auf das auch für mich überraschende Ereignis an.
    „Ich werde dich nicht enttäuschen.“
„Das brauchst du mir nicht zu sagen, was meinst du warum ich dich frage, Claire? Ich bin sicher, du machst das ganz hervorragend. Außerdem arbeite ich gern mir dir zusammen.“
„Wir sind ein gutes Team, nicht?“
Ich nickte lachend. „Ein Dreamteam.“
Natürlich wusste sie über alles am besten bescheid, die ganze Sache würde nahtlos über die Bühne gehen. Auf jeden Fall hatte sie es mehr als verdient und wir waren ein eingespieltes Team, respektierten und mochten uns.
Ich hielt nichts davon, lang
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