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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Griechenland, noch in Kreta, noch in der ägäischen Inselwelt,
    noch in Kleinasien irgendein Dokument aus jener Zeit erhalten geblie-
    ben ist.
    Dieses Schema der Lehre wird nie in Frage gestellt; indessen erge-
    ben sich aus seiner Annahme eine ganze Reihe schwieriger Probleme,
    die entweder nicht aufzulösen sind oder die auf Kosten der Erzeugung
    wieder zusätzlicher schwieriger Probleme gelöst werden. Mit einer
    Anzahl davon werden wir uns im vorliegenden Werk beschäftigen.

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    Die Gelehrten, die sich mit diesem Problem abmühen, gehen von
    der Annahme aus, die Seevölker seien aus dem ägäischen Raum ge-
    kommen, und da sich diese Ereignisse zu Beginn des 12. Jahrhunderts
    abspielen, müsse es sich bei ihnen um mykenische Griechen und ihre
    Verbündeten handeln, die aus ihrer angestammten Heimat vertrieben
    wurden. Ramses III. zählt die einzelnen Stämme auf, aus denen sich
    die Seevölker zusammensetzten, und man hat sich bemüht, sie mit
    verschiedenen achäischen Volksstämmen der Frühzeit zu identifizie-
    ren.
    Nach dem Fall Trojas kam es zu großen Wanderungsbewegungen, die
    in den Irrfahrten des Odysseus auf achäischer Seite und auf Seiten der
    überlebenden Trojaner in den Unternehmungen des Äneas widerhal-
    len. Obwohl Ägypten zur Zeit des Aufenthalts von Odysseus durch
    keinen Krieg erschüttert wurde, wird vermutet, daß eine große Wan-
    derungsbewegung die Achäer zu Lande und zur See bis zum König-
    reich am Nil gebracht hat.
    Neben den Seevölkern waren die anderen wichtigen Teilnehmer am
    Krieg gegen Ägypten reich gekleidete Kriegsherren, genannt Pereset.
    Auf sie wird mit diesem Namen hingewiesen, und sie werden auf-
    grund ihrer Kleidung erkennbar. Offenbar handelt es sich bei ihnen
    um die Anführer der Expedition, während die Seevölker die Söldner
    stellten.
    Es wird angenommen, daß die Philister, die bei der Belagerung Tro-
    jas nicht als Teilnehmer erwähnt werden, an den darauffolgenden
    Wanderungsbewegungen und Kriegszügen teilgenommen haben.
    Gründe für eine solche Annahme finden sich in der phonetischen Ähn-
    lichkeit der Namen Philister und Pereset; ihre kriegerischen Auseinan-
    dersetzungen mit den Ägyptern unter Ramses III. datiert man in die
    Zeit ihres Eintreffens an der palästinischen Küste, und man glaubt, daß
    dieses Ereignis – das nur kurze Zeit vor der Eroberung des hügeligen
    Hinterlands durch die Israeliten stattfand – sich auf die gleichen Vor-
    kommnisse bezieht. Diese Auffassung erfordert es, den Einzug der
    Israeliten in Kanaan auf einen Zeitpunkt nach –1200 herabzusetzen –
    eine Auffassung, die durchaus ihre Anhänger gefunden hat; in diesem
    Schema wird die Zeit der Richter auf wenig mehr als einhundert statt
    der traditionellen vierhundert Jahre reduziert.
    Um den wahren Zusammenhang zwischen dem Ablauf des Ge-

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    schehens im mykenischen, im biblischen und im ägyptischen Bereich
    zu ergründen, ist es erforderlich, das von Ramses III. hinterlassene
    historische Material neu zu überprüfen. Wir werden uns zunächst mit
    seinem Palast in Teil el-Jehudijeh – im Norden des Landes, nahe der
    Spitze des Nildeltas – und danach mit seinem Totentempel in Medinet
    Habu auf dem jenseitigen Nilufer gegenüber von Luxor und Karnak
    befassen.

    Griechische Buchstaben auf Kacheln von Ramses III.

    Teil el-Jehudijeh – eigentlich »Der Hügel des Juden« – ist ein arabisches
    Dorf östlich vom Nildelta und liegt etwa 32 km nordöstlich von Kairo
    an der Straße nach Ismailia. Vor über 90 Jahren hat dort der Schweizer
    Ägyptologe Edouard Naville die Ruinen eines Palastes von Ramses III.
    ausgegraben. Einst haben farbige und glasierte Keramikkacheln die
    Wände dieses Palastes geschmückt. Reisende Gelehrte, und auch der
    im Dienst des ägyptischen Antikendienstes stehende Emil Brugsch,
    haben solche Platten an dieser Stelle in großer Zahl gefunden, bevor
    Naville unter Mitarbeit von F. L. Griffith dort seine Grabungen auf-
    nahm. Die Kacheln zeigen eine reiche Ausschmückung – meist Blumen
    –, und einige von ihnen tragen in Hieroglyphenschrift den Namen
    Ramses' III. Auf der Rückseite dieser Kacheln finden sich eingeritzte
    Zeichen: hier handelt es sich offensichtlich um die vor dem Brennen
    eingeritzten Initialen der Handwerker, die sie herstellten.
    Es gab keinen Zweifel daran, daß es sich bei den Zeichen auf vielen
    dieser Kacheln im Palast Ramses' III. in Teil el-Jehudijeh um griechi-
    sche Buchstaben handelte. Der Orientalist
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