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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker
Autoren: Immanuel Velikovsky
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großer
    Graben zur allgemein angenommenen Struktur der Ereignisabfolge
    entstanden.

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    Mit der Verschiebung der 18. Dynastie auf der Zeitskala um mehr
    als fünf Jahrhunderte entfernte der erste Band von »Zeitalter im Cha-
    os« eine Stütze der orthodoxen Geschichtsschreibung und errichtete
    statt dessen einen Pfeiler für die Rekonstruktion. Mit der Verlegung
    der 20. und 21. Dynastie in das Zeitalter der persischen Herrschaft in
    Ägypten, wo sie um Jahrhunderte entfernt von ihrem gewöhnlichen
    Platz verankert werden, errichtet der vorliegende Band einen zweiten
    solchen Pfeiler. Auf diesen zwei Pfeilern ruht nun die Alte Geschichte
    in ihrer ganzen Spannweite. Die konventionelle Alte Geschichte, an
    beiden Enden falsch festgelegt und verzerrt, kann nicht mehr auf Ret-
    tung des mittleren Teiles plädieren.
    Die dazwischenliegenden Bände der »Zeitalter im Chaos«- Reihe (wie
    Ramses II. und seine Zeit ) beschäftigen sich mit diesem mittleren Teil,
    dem neunten bis sechsten Jahrhundert.
    Die Erweiterung des ursprünglich geplanten zweiten Bandes von
    »Zeitalter im Chaos« auf vier Bände: Das Dunkle Zeitalter Griechenlands,
    Die Assyrische Eroberung, Ramses II. und seine Zeit und Die Seevölker
    könnte erklären, weshalb zwischen 1961 und 1977 kein Buch von mir
    erschienen ist. Als Entschuldigung könnte ich auf die neue Fassung der
    Cambridge Ancient History verweisen, deren Herausgabe viele Jahre
    dauerte und eine große Anzahl von Gelehrten beschäftigte, die einzeln
    getrennte Kapitel schrieben: ein wohlfundiertes Unternehmen mit Re-
    dakteuren und Sekretariat; während ich alleine tätig war und die Mit-
    tel für meine Schreib- und Forschungsarbeit aufzubringen hatte – und
    die mit dem Neuschreiben der Cambridge Ancient History beschäftigte
    Gelehrten-Armada hatte weder eine Neugestaltung noch radikale Än-
    derungen in der Geschichte einzuführen, während gerade dies mir als
    Aufgabe zufiel. Solch ein Vergleich könnte meine Verspätung rechtfer-
    tigen. Aber wenn dies ein Teil der Entschuldigung ist, so liegt es in
    Wirklichkeit auch daran, daß das Raumzeitalter – im Oktober 1957 mit
    dem ersten Sputnik eingeleitet – und die darauf folgenden Jahre mit
    Mariner- und Apolloflügen mein Interesse auf astronomische Proble-
    me lenkte. In der Kosmologie gewannen Auffassungen an Bedeutung,
    wonach die Glieder des Sonnensystems sich nicht auf urzeitlichen
    Bahnen bewegen, in immer friedlicher Wiederholung seit dem Anfang
    aller Zeiten; oder wonach die Erdachse ihre Lage oder der Tag seine
    Dauer verändert hatten; in der Himmelsmechanik folgte unausweich-

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    lich die Anschauung, daß außer Gravitation und Trägheit auch elek-
    tromagnetische Felder und Kräfte eine kalkulierbare Rolle spielen. Die-
    ser Wechsel im Verständnis von Naturphänomenen verlieh meinen
    Gedanken – die in vorangegangenen Jahrzehnten verspottet worden
    waren – beträchtliche Unterstützung und erfüllte mich mit einiger Ge-
    nugtuung. Es ist nicht schwer zu verstehen, daß die Entdeckung des
    fast glühend heißen Zustandes der Venus, ihrer dichten Wolkenhülle
    und der am Boden von ihrer Atmosphäre bewirkte Druck von 90 atü;
    oder die Reisen zum Mond und die Exkursionen dort, mit der Entdek-
    kung des starken Restmagnetismus in seinem Gestein, starker Radioak-
    tivität in bestimmten Gebieten – wie im Aristarchos-Krater –, des stei-
    len Temperaturgefälles unter der Oberfläche, Spuren von Kohlenwas-
    serstoffen und im Gestein angereicherte Neon- und Argonvorkommen;
    oder der Gehalt an radioaktiven Elementen im Mars- und Mondboden
    – alles in meinen Werken und Memoranden geltend gemachte Phäno-
    mene – mich über einen langen Zeitraum von den Pharaonen und den
    assyrischen und persischen Königen trennte.
    Möglicherweise gab es auch einige psychologische Motive für mein
    langes Zögern. Sollten nicht mehr und mehr Archäologen die Gele-
    genheit haben, vor dem Erscheinen der Fortsetzungen den ersten Band
    von »Zeitalter im Chaos« zu lesen? Sollten nicht jene, welche die gei-
    stige Anstrengung verweigerten, sich in mehr und mehr Widersprüche
    verwickeln und in mehr und mehr Sackgassen geraten und mehr und
    mehr Bücher produzieren, die sie widerrufen müßten? Oder fand ich
    nach einigen bitteren Erfahrungen gar Gefallen daran, als einziger – in
    späteren Jahren nur zusammen mit einigen wenigen vertrauten Beglei-
    tern – Besitzer des Wissens zu sein, welchen Gang die Geschichte ge-
    nommen
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