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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut
Autoren: Alexander Kent
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Fechter. Er bog Jenours blaue Klinge wie ein Rohr zur Seite, drehte sie mit seinem Handschutz und ließ sie davonfliegen. Er drängte nach, balancierte sich für den Todesstoß aus – und starrte entsetzt auf einen Spieß, der durch die Leiter zum Achterdeck zuckte. Der Seemann dahinter stieß nach und bohrte das Mordinstrument mit einem irrsinnigen Schrei in den Bauch des Leutnants.
    Bolitho sah sich einem anderen Spanier gegenüber, der mit einem schweren Entersäbel bewaffnet war. Er schrie: »Ergebt euch endlich, verdammt!«
    Aber ob er begriff oder nicht, der fremde Seemann gab nicht auf. Die breite Klinge beschrieb einen großen Bogen. Bolitho sprang mit Leichtigkeit beiseite, stürzte aber beinahe, als ein Sonnenstrahl durch den Rauch fiel und sein krankes Auge traf. Er war wie schon einmal mit Blindheit geschlagen.
    Parris brüllte: »Stoppt den Mann!«
    Bolitho konnte nur mutmaßen, was sich ereignete, und erwartete die brennende Qual des Entersäbels, den er nicht sah. Jemand schrie auf, und zusätzliche Rufe verrieten ihm, daß mehr von Keens Leuten herzukamen, um die letzten Angreifer zurückzuschlagen.
    Alldays Verstand setzte aus, als der Spanier gegen Bolitho ausfiel, der sich anscheinend nicht wehren konnte. Alldays Klinge traf ihn flach am Kopf und glitt ab, aber sie hatte die ganze Kraft des Bootsteurers hinter sich. Der andere Mann taumelte, blinzelte in die plötzliche Helle und sah Allday auf sich zukommen.
    Jenour, der in den blutbefleckten Speigatten seinen verlorenen Degen suchte, hörte nur Alldays nächsten Hieb. Doch Parris, von einem Schlag auf seine verletzte Schulter gelahmt, sah, wie der Entersäbel des Spaniers Unterarm abhackte. Im nächsten Augenblick lag er, noch mit dem Säbel daran, an Deck. Allday schnaubte: »Und das ist für mich, du Hund!« Er unterbrach den Schrei des Mannes mit einem letzten Hieb ins Genick.
    Dann faßte er nach Bolithos Arm. »Alles in Ordnung, Sir Richard?«
    Bolitho atmete mehrmals tief durch, seine Lungen brannten wie Feuer. »Ja. Ja, alter Freund … Die Sonne…«
    Dann sah er, daß sich Jenour verfärbte, und hielt ihn zunächst für verwundet. Vom Deck des längsseit liegenden Spaniers und aus dem Durcheinander seiner Takelage ertönte wilder Jubel. Ein Windstoß blies den Rauch fort, und Bolitho erkannte die Ursache für Jenours Bestürzung.
    Das spanische Flaggschiff San
Mateo
hatte sich des Nahkampfes enthalten oder so lange gebraucht, um zu wenden. Über seinem hohen Spiegelbild schien es zu strahlen. Es hatte weder eine Schramme noch einen Fleck an seinem Rumpf, auch kein Einschußloch in den eleganten Segeln, und bewegte sich sehr langsam. Bolitho sah viele Männer auf seinen Rahen. Offenbar bereitete es sich erneut zum Wenden vor, fort von der Schlacht.
    Bolitho zitterten die Glieder, als ob sie niemals aufhören wollten. Er hörte Parris entsetzten Schrei: »Herr Jesus, sie feuert gleich!«
    Die
San Mateo
hatte alle ihre Geschütze ausgefahren. Bei einer Entfernung von nur fünfzig Metern mußte jeder Schuß sitzen, auch wenn jetzt noch zwei ihrer eigenen Schiffe dazwischen standen.
    Bolithos Verstand sträubte sich, die Absicht des spanischen Dreideckers zu akzeptieren. Es war
Hyperion
selbst, die der Spanier vernichten wollte, das trotzig herausfordernde britische Schiff mit der Vizeadmiralsflagge noch am Vormast, welches irgendwie ihre Linie durchbrochen hatte und die anderen begeistert mitriß. Er sah sich nach Allday um, aber der starrte ebenfalls das feindliche Flaggschiff an. Am Handgelenk baumelte sein Entermesser.
    Der Spanier feuerte. Der Lärm war überwältigend, das volle Gewicht seiner Breitseite schmetterte in die stilliegende
Hyperion.
Bolitho fühlte, wie sich das Deck emporbog, als ob das Schiff seinen Schmerz teilte. Er wurde zur Seite geschleudert. Seine Ohren waren taub vom Krachen der brechenden Masten, vom Weinen und Kreischen der Getroffenen, bevor die zerrissene Takelage sie wie ein großes Netz über die Seite zerrte.
    Bolitho kroch zu Fähnrich Mirrielees, packte ihn an der Schulter und wollte ihn auf den Rücken drehen. Aber dessen Augen waren fest geschlossen, und unter den Lidern quoll es wie Tränen hervor. Er war tot. Allday kauerte mit weit offenem Mund an Deck. Ihre Augen trafen sich, und Allday grinste gequält. Bolitho fühlte, daß ihn jemand auf die Füße stellte. Seine Augen waren blind im Sonnenlicht, das die Zerstörung offenlegte.
    Dann senkte sich Pulverdampf über die Szene, und
San
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