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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Autoren: Jeri Smith-Ready
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dortbleiben?”
    „Die Magie ist kompliziert, und niemand hier in Asermos hat Erfahrung damit.”
    „Wie lange?”, wiederholte Rhia.
    „Vielleicht ein Jahr oder länger, für die erste Phase. Später in deinem Leben, wenn deine Gaben sich weiterentwickeln, wird Coranna dir mehr beibringen.”
    Mayra umfasste den Saum von Rhias Decke mit zitternden Händen. „Ist sie nicht zu jung?”, fragte sie Galen. „Ihr habt nur gesagt, Ihr wollt sie prüfen. Es war nie die Rede davon, dass sie sofort gehen muss.”
    „Andere sind noch jünger gewesen.” Galen berührte Mayra an der Schulter. „Asermos braucht sie. Denk daran, wie ihre Gaben deiner Arbeit als Heilerin nützlich sein könnten.”
    Rhias Mutter wandte sich ab und drehte sich ein Stück, damit er sie nicht mehr berühren konnte. „Ihr sprecht die Wahrheit, wie gewöhnlich.” Ihr Mund zuckte, als wollte sie noch mehr sagen.
    Beim Gedanken daran, noch einmal dem Tod eines Menschen beizuwohnen, egal, ob er kurz bevorstand oder nicht, kam es Rhia so vor, als würde ihr Herz zu Stein.
    „Zwei Generationen sind vergangen”, sagte Galen zu ihr, „seit jemand dem Prozess des Sterbens beigewohnt hat. Es ist schwer für jemanden, der so nah am Anfang des Lebens steht, sich seinem Ende zu verschreiben, aber willst du nicht in Betracht ziehen, die Reise auf dich zu nehmen, um mehr zu lernen?”
    Durch die Vordertür hörte Rhia, wie Perra schluchzte, entweder aus Freude darüber, ihren Mann zurückzuhaben, oder aus Trauer bei dem Gedanken daran, dass sein Leben wie das aller anderen eines Tages enden würde. „Wann muss ich gehen?”, fragte sie Galen.
    Er stand auf. „Wir können mit den Vorbereitungen beginnen, sobald du bereit bist.”
    Rhia stellte sich das Herz eines dunklen Waldes vor, erinnerte sich an die Augen sterbender Tiere und an die Vision von Dorius’ blutendem Körper, der sich in den Blättern wand. Entschlossen schob sie den Unterkiefer vor und sah zu Galen auf.
    „Ich bin noch nicht bereit.”

3. KAPITEL
    Z weieinhalb Jahre später war Rhia noch immer nicht bereit. Nachdem sie den Tod von Dorius in einer Vision gesehen hatte, hatte sie sich vorgenommen, ihre Wahrnehmung des Todes auszuschalten. Doch in ganz Asermos flüsterte man immer noch, man flüsterte leise Worte, die sie für ihre Feigheit rügten. An ihrem sechzehnten und siebzehnten Geburtstag hatte Galen wieder versucht, sie zu überzeugen, ihre Ausbildung in Kalindos zu beginnen, und sie hatte sich weiterhin geweigert. Selbst ihre Brüder hatten sie für ihr Zögern geneckt.
    Insgeheim wünschte sie sich, dass ihre Ablehnung von Krähe vielleicht einen anderen Geist dazu brachte, seinen Platz einzunehmen, einen, der in anderen und ihr selbst Anerkennung weckte statt Angst. Aber kein Geist kam, um mit ihr zu sprechen. Tatsächlich schienen sie sich alle weiter von ihr zu entfernen. Alle bis auf Krähe, der im grauen Raum zwischen Schlaf und Wachen flog und dessen Flügel ein warmes, weiches Geheimnis versprachen, dessen Blick die dunkelsten Winkel ihrer Seele erkannte und verstand.
    In jedem Herbst, wenn die Blätter sich golden färbten und zur Erde fielen, suchte Rhia Dorius auf und untersuchte seine Umgebung nach irgendetwas oder irgendjemandem, von dem er die Wunde zugefügt bekommen konnte, die sie in ihrer Vision gesehen hatte. Schon die beiläufigste Bemerkung über Spannungen zwischen Asermos und seinen Handelspartnern raubte ihr für Wochen den Schlaf.
    Jetzt war Spätsommer, und die Blätter rauschten grün und saftig an den Bäumen am Rande der Lichtung, auf der Rhia und Areas dicht nebeneinandersaßen. Die kleine Schafherde seiner Familie graste ein kurzes Stück entfernt von ihnen. Einige wanderten davon, um von dem breiten trägen Bach zu trinken, der sich vor der Lichtung um sich selbst schlang, ehe er sich im Herzen von Asermos mit dem Fluss vereinte. Selbst das kleinste Handelsschiff konnte diese flache Wasserstraße nicht befahren, deshalb waren Rhia und Areas glücklicherweise, herrlicherweise, allein.
    Kleine Grashalme klebten an ihren ausgestreckten Füßen, die noch feucht vom Waten waren. Sie wackelte mit den Zehen und ließ die Sonne ihr nach oben gestrecktes Gesicht wärmen. Rhia genoss diesen seltenen Nachmittag fern von der Farm. Ihr Bruder Lycas hatte für einige Stunden ihre Aufgaben übernommen, und sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, um welchen Gefallen er sie bei ihrer Rückkehr bitten würde. Darüber würde sie sich am Abend oder am
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