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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Autoren: Jeri Smith-Ready
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folgenden Tag Sorgen machen. Jetzt war sie hier, und es war gut.
    Ein weißes Tuch voll reifer Himbeeren, die sie auf ihrem Weg zu Areas gesammelt hatte, lag in ihrem Schoß. Er ließ sich viel Zeit dabei, sie sich auszusuchen, berührte die Haut unter ihrem dünnen Rock jedes Mal, wenn er sich eine Beere nahm, und versuchte damit schamlos, sie dazu zu bringen, selbst so rot wie die Früchte zu werden.
    „Ich kann mich nicht entscheiden”, sagte er, „ob ich sie essen oder dir in die Haare schmieren will.”
    „Sind dir meine Haare nicht rot genug?” Wie immer hatte die Sommersonne ihre dunklen Locken mit einem rostigen Schimmer überzogen.
    „Dein Haar ist vollkommen, aber es wäre lustig, dich kreischen zu hören.”
    Rhia nahm selbst eine Handvoll Beeren und zerdrückte sie in ihrer Hand. „Großartige Idee.” Sie schmierte den Matsch von den Wurzeln bis zu den Spitzen in seine Haare.
    Sein Aufschrei hallte vom gegenüberliegenden Ufer des Baches zurück. Er packte ihr Handgelenk und drückte zu, bis ihre Hand sich öffnete und den roten Saft freigab, den er über die Vorderseite ihres Kleides schmierte, bis ein kleiner verschwommener Handabdruck zu sehen war. „Da. Erklär das mal deiner Mutter.”
    „Heute muss ich ihr überhaupt nichts erklären”, erwiderte Rhia.
    „Was meinst du?”
    Sie sah sein verwirrtes Gesicht einen Augenblick an, ehe sie den Mut verlor. „Egal.” Sie suchte nach einem Thema, das seine Neugierde ablenken würde. „Deine Weihung letzten Monat. Wie war sie?”
    Seine dunklen blauen Augen wurden unnahbar und kalt. Die Ablenkung war gelungen. „Du weißt, dass ich dir das nicht erzählen darf.”
    „Kannst du mir sagen, ob du Angst hattest?”
    Areas verzog das Gesicht. „Ich dachte, ich muss sterben.” Er sah ihr in das erschütterte Gesicht. „Aber das tut nie jemand.”
    „Niemand? Kannst du dir da sicher sein?”
    „Mein Vater hat es mir gesagt. Er bereitet dich auf alles vor, was du wissen musst.”
    „Aber nicht auf die Angst. Darauf bereitet er einen nicht vor?”
    Areas seufzte ungeduldig. „Jeder, der sich so viele Gedanken um seine Angst macht wie du, ist so vorbereitet, wie man nur sein kann.”
    Sie versuchte, ihr Gesicht abzuwenden, aber er hielt sie mit den Fingerspitzen auf und drängte sie sanft, seinen Blick zu erwidern.
    „Rhia, Liebste, du musst gehen. Deine Zeit ist längst gekommen.”
    Sie schüttelte den Kopf. „Dann müsste ich dich verlassen.” „Für kurze Zeit. Dann kehrst du mit deiner Gabe zurück.” Sie dachte an den Krieg, dem Dorius zum Opfer fallen würde. „Aber was ist, wenn, während ich weg bin ...”
    „Schsch.” Er küsste sie, und sie löste sich von ihm.
    „Du verstehst das nicht”, sagte sie. „Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe.”
    „Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst und dass du dir nur auf eine Art Erleichterung verschaffen kannst, nämlich indem du lernst, dich deinen eigenen Gaben zu stellen.” Er legte seine Hand auf ihre Hüfte und schmiegte die Nase an der Stelle, an der ihr Hals in ihre Schulter überging. Sie schloss für einen Augenblick die Augen, um das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut zu genießen, nahm dann all ihren Mut zusammen und kam wieder auf das Thema zu sprechen, von dem sie zuvor abgelenkt hatte.
    „Ich habe ein Geheimnis”, sagte sie.
    Er hob den Kopf und runzelte die Stirn, sagte aber nichts. „Meine Mutter hat gemerkt, wie nah wir uns sind, du und ich”, fuhr Rhia fort, „deshalb hat sie mich zu Silina geschickt.”
    „Silina? Die Schildkrötenfrau? Ich dachte, sie hilft den Frauen dabei, Kinder zu bekommen.” Er lehnte sich zurück und starrte ihren Bauch an. „Bist du ...”
    „Natürlich nicht. Silina hilft den Frauen wirklich dabei, Kinder zu bekommen. Oder eben, sie nicht zu bekommen.”
    Areas neigte den Kopf zur Seite. „Wie? Wie, keine bekommen?”
    Amüsiert über seine Unschuld und sein Stammeln, grinste Rhia. „Mit Kräutern natürlich.” Sie deutete auf die feinen weißen Blüten, die ihre Köpfe über die ganze Lichtung neigten. „Wilde Möhre. Ich ernte jeden Spätsommer die Samen für meine Mutter, schon seit ich ein kleines Mädchen war. Sie nennt sie die ,Freiheitsblüte’ der Frauen, aber das hat sie mir nie erklärt.”
    „Bis jetzt.”
    „Bis jetzt. Und unser ... unser Zusammensein muss zur richtigen, ähm, Mondphase stattfinden.”
    Er ließ den Blick über den blauen Himmel schweifen, bis er die Sichel des zunehmenden Mondes
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