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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Autoren: Jeri Smith-Ready
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ihr um. „Danach musst du nach Hause kommen, wenn du mehr willst.”
    „Du könntest uns auch besuchen.”
    Er packte einen Laib Brot so fest, dass Krümel auf den Tisch rieselten. „Ja, ich bin mir sicher, der asermonische Sohn eines Verräters ist in Kalindos herzlich willkommen.”
    Behutsam nahm sie ihm das Brot ab und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Das wirst du, wenn ich nur irgendetwas zu sagen habe.” Sie wünschte sich, sie könnte noch länger in Asermos bleiben, um mit ihrem verbliebenen Bruder um Nilo zu trauern, aber ihre neuen Gaben brauchten Corannas Anleitung.
    Lycas bewegte sich ungelenk. „Mali und ich werden eine Weile hier leben. Dein Vater wird einsam sein ohne dich, und er braucht Hilfe mit der Farm.”
    Rhia verstand ihn. Die Hütte, die er sich einst mit Nilo geteilt hatte, musste sich wie das Zuhause eines Fremden für ihn anfühlen.
    Alankas Gestalt warf einen Schatten in den Türrahmen. Sie eilte zu Lycas und warf ihm die Arme um den Hals. „Ich habe dich doch gerade erst kennengelernt.” Was von ihrer kindlichen Art nach Razvins Tod noch geblieben war, war im Rauch des Schlachtfelds verschwunden.
    „Dummer Wolf.” Lycas streichelte das Haar in Alankas Nacken. „Ich komme, wenn Rhia ihr Kind hat. Heb mir etwas von dem berühmten Meloxa auf.”
    „Mache ich.” Sie ließ ihn los und sah sich die Pakete auf dem Tisch an. „Wie viele Vorräte nehmen wir mit?”
    „Genug für die Reise.” Rhia nahm sich die zwei Bündel, die ihr am nächsten lagen. „Wenn wir sechsmal am Tag Rast machen.”
    Alanka hob ein Bündel an, das leichter schien, als sie erwartet hatte. Sie strahlte. „Brot?”
    Sie gingen nach draußen, wo Tereus bei den Kalindoniern wartete. Eine Reihe Ponys standen in der frühen Morgensonne und verscheuchten Fliegen und Moskitos mit ihren Schweifen. Ihr Vater stand nah bei Elora – näher, als Freunde es tun würden, aber nicht so nah wie Geliebte. Rhia war froh, dass er Gesellschaft gefunden hatte, die seine Einsamkeit erleichterte, wenigstens für kurze Zeit.
    Sie verabschiedete sich von ihrem Vater und ihrem Bruder und nahm Marek an die Hand. Er bestand darauf, zu gehen, statt zu reiten, aber sie wusste, er würde seine Meinung ändern, wenn er merkte, wie sehr sein verletztes Bein den Rest ihrer Gruppe aufhielt. Es wäre ein Kampf seines Stolzes gegen ... seinen Stolz.
    Ehe sie die Wälder betraten, sah sie sich ein letztes Mal um. In der Ferne schimmerte der Fluss blau im Morgenlicht, und sie konnte schon die Flecken der weißen Segel erkennen, die den Handel in den Hafen trugen, wo jetzt wieder Frieden herrschte.
    Behutsam legte sie sich eine Hand auf den Bauch und spürte die Macht, die in ihr wuchs. Solange neues Leben wuchs und gedieh wie die Zweige eines Baumes, gab es noch Hoffnung. Krähe selbst, der ständige Gefährte des Todes, hatte ihr das beigebracht. Wer konnte das Leben mehr lieben als jemand, der an seinem Rand existierte, wo er all seine Schönheit perfekt vor sich ausgebreitet sah?
    Coranna wollte, dass Rhia auf diese Art lebte, am Rand, wo sie nur anderen dabei zusah, wie sie Verbindungen eingingen. Sie drehte sich zu der Krähenfrau um, deren Lächeln noch eine andere Quelle haben musste als ihre Distanz zur Menschheit.
    Hand in Hand mit Marek folgte Rhia den Kalindoniern, bis der Wald sie in sein grünes Herz aufnahm.
    - ENDE -

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