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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Autoren: Jeri Smith-Ready
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zeigen, was von unseren Gefangenen übrig bleibt, wenn sie uns das Lösegeld verweigern.”
    „Nein!” Rhia hatte bereits einen Bruder verloren. Die Knie gaben unter ihr nach.
    Marek fasste ihren Arm und flüsterte: „Wenn ich Jetzt’ sage, kletterst du mir auf den Rücken.”
    Erstaunt sah sie ihn an. Hatte er wirklich noch die Kraft, über den Zaun zu klettern, dabei ihr Gewicht zu tragen und noch dazu seine Gabe anzurufen?
    Bis auf zwei Soldaten verteilten sich alle, um nach Alanka und Lycas zu suchen. Bald würden sie ihre zwei Kameraden tot vor dem Eingang zum Lager finden und einen weiteren, der im Wald einer verirrten Krähe hinterher) agte.
    Sobald die Soldaten ihre Waffen senkten, um über den Zaun zu klettern, beugte Marek seine Knie, flüsterte „Jetzt!” und verschwand. Rhia kletterte ihm auf den Rücken und schlang ihm die Arme um den Hals. Der Umriss ihres eigenen Körpers verschwand im Nichts.
    Unter den verwirrten Rufen der Soldaten kletterte Marek über den Zaun. Rhia verlor fast den Halt und rutschte ein ganzes Stück nach unten, ehe sie es schaffte, sich zu fassen. Er wich den Nachfahren aus, die mit Schwertern und Messern in der Luft herumfuchtelten und ihre Gefangenen suchten. Plötzlich begannen die Beine, unter ihm nachzugeben. Die Misshandlungen der Nachfahren hatten seinem Körper zu schaffen gemacht. Er würde nicht viel länger unsichtbar bleiben können, und dann würde sie sofort irgendwer niederschlagen.
    „Hinter das Zelt des Hauptmanns”, flüsterte Rhia ihm zu. Er stolperte am Zelt vorbei. Sie landeten Angesicht zu Angesicht mit dem Hengst, der vor Angst mit den Hufen aufstampfte, als er die unsichtbaren Menschen witterte. Rhia ließ Marek los und löste den Zügel vom Pfosten. Sie ließ das Pferd an ihrer unsichtbaren Hand riechen.
    „Komm mit mir”, flüsterte sie dem schönen Tier zu. Marek half ihr auf den Rücken des Hengstes, und sie streckte ihren gesunden Arm aus, um danach ihm zu helfen. Daran, wie er es fast nicht schaffte, merkte sie, wie geschwächt er wirklich war. Marek drückte seinen Körper gegen ihren, um ihn unsichtbar zu machen, aber es funktionierte nicht. Jeden Augenblick konnten die Soldaten sie finden.
    Rhia überzeugte das Pferd mit einem leisen Zungenschnalzen, sich zu bewegen. Es ging ruhig zwischen den Zelten bis an den Rand des Lagers. Sie beugte sich tief über seinen Hals, um ihr Profil zu verbergen, und wünschte sich, Marek könnte seine Gabe verteilen, um das Klopfen der Hufe unter ihnen zu übertönen.
    Die Stimme des Hauptmanns erschallte. „Wo ist mein Pferd?” Er rief noch lauter. „Keleos!”
    Der Hengst blieb stehen und wandte den Kopf der Stimme seines Herrn zu. Rhia drängte ihn mit einem Flüstern weiter.
    „Du musst nie wieder kämpfen.” Sie stieß ihn leicht mit ihrer Ferse. „Bitte.”
    „Genug.” Marek nahm ihr die Zügel aus der Hand und gab dem Pferd damit einen Schlag auf das Gesäß. „Los!”
    Der Hengst preschte vor. Rhia lenkte ihn, nur mithilfe des Halfters, ihrer Beine und ihrem Gleichgewicht, auf die Öffnung in die Wälder zu. Glücklicherweise war Keleos so perfekt ausgebildet, wie er aussah, und reagierte auf ihre Führung.
    Die Rufe drangen jetzt in ihre Richtung. Gerade als sie den Rand des Lagers erreicht hatten, sprang ein Soldat aus dem letzten Zelt. Sein Schwert sauste auf Rhia nieder, und sie wendete das Pferd gerade noch rechtzeitig, um auszuweichen.
    Marek schrie und wurde wieder sichtbar. Blut ergoss sich aus seiner rechten Kniekehle, wo das Schwert ihn getroffen hatte.
    „Halt dich fest!”, bat sie ihn und drängte Keleos dann zum Galopp in die Wälder. Die Blätter von niedrigen Zweigen schlugen ihnen ins Gesicht, als sie zwischen den Bäumen dahinrasten. Rhia schob die Hände in die silberne Mähne des Pferdes, und ihre verletzte Schulter pochte von der Anstrengung, sich auf dem schwankenden Tier zu halten.
    Als die Bäume dicht genug waren, sie vor dem Lager zu verstecken, verlangsamte Rhia ihr Tempo zum Trab. Sie würden noch ein Stück weiterreiten und dann im Bogen auf Asermos zuhalten. Wenn Lycas und Alanka ihre Flucht gesehen hatten, würden sie sich hoffentlich auch auf den Weg nach Hause machen.
    Sie blickte zurück und keuchte erschrocken auf über das Blut, das aus Mareks Wunde an der Flanke des Pferdes hinabfloss. Er stöhnte verhalten. Mit der wenigen Kraft, die sie noch hatte, lauschte sie auf Krähes Flügel und hörte nichts.
    „Du wirst wieder gesund”, sagte sie zu ihm.
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