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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
Autoren: Celia Friedman
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und bekam den Schwertgriff zu fassen. Die Kobaltklinge fraß sich tiefer in das Fleisch des Seelenfressers, mehr Blut floss aus der Wunde, aber es war immer noch nicht genug. Die Ikata heulte vor Schmerz und wollte Salvator abschütteln, doch bevor er den Halt verlor, konnte er das Schwert noch hart nach links reißen – und eine Fontäne aus heißem Blut war der Lohn. Er hatte endlich die Arterienwand durchstoßen.
    Die Ikati-Königin ließ ihn los.
    Er stürzte in die Tiefe.
    Die Luft rauschte an ihm vorbei, aber er konnte seine Lungen nicht füllen; der verbeulte Stahlharnisch drückte seinen Brustkorb so fest zusammen, dass er nicht atmen konnte. Doch das machte nichts mehr. Seine Zeit auf Erden war abgelaufen. Er brauchte nicht mehr zu atmen.
    Ich danke Dir, mein Schöpfer, dass Du mein Opfer angenommen hast und nicht das meiner Mutter. Möge mein Tod alle Missetaten sühnen, die unsere Gruppe bei diesem Unternehmen begangen hat.
    Der Schöpfer hörte das Gebet offenbar mit Wohlgefallen, denn in Seiner unendlichen Güte ließ er den Großkönig unmittelbar, bevor er auf dem Boden aufschlug, in eine sanfte Ohnmacht sinken.
    Die Königin beobachtete das Geschehen.
    Colivar entdeckte sie in der Ferne, sie war so weit vor ihm, dass sie bisweilen nur noch ein Punkt am Horizont war. Anfangs hielt er sie für einen Geier auf der Suche nach Aas und beachtete sie kaum. Doch dann sah er aus irgendeinem Grund genauer hin und erkannte, dass die Silhouette nicht die eines Vogels war und dass kein Geier so reglos in der Luft stehen konnte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er plötzlich begriff, was er da sah … und wer das sein musste.
    Keiner der anderen Ikati schien sie wahrzunehmen. War das ihre Absicht? Wie gut konnte Kamala inzwischen mit der besonderen Gabe der Königin umgehen? Colivar erinnerte sich an frühere Paarungsflüge, die er durch die Augen seines eigenen Ikata mitverfolgt hatte – erinnerte sich, wie sie beide in wilder Leidenschaft mit den Flügeln geschlagen hatten, wenn eine Königin unversehens verschwand, wie alles rationale Denken von einer Woge tierischer Enttäuschung aus ihrem gemeinsamen Bewusstsein fortgeschwemmt worden war. War es ein Wunder, wenn die Männchen aufeinander losgingen? So viel Energie brauchte ein Ventil, sonst würde sie ihre Quelle verbrennen.
    War es nicht eine Einladung, wenn sie sich ihm und nur ihm allein zeigte? Schon bei dem Gedanken daran schoss ihm das Blut mit solcher Wucht in die Flügel, dass er an nichts anderes mehr denken konnte; die schillernden Membranen zuckten erwartungsvoll, konnten es kaum erwarten, den Abstand zwischen ihnen zu überwinden. Als er sich in ihre Richtung wandte, wollten ihm mehrere Männchen den Weg versperren, er wich ihnen jedoch lieber aus, als es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen. Er wollte die geflügelte Gestalt in der Ferne auf keinen Fall aus den Augen verlieren, denn womöglich würde sie sich sonst in Rauch auflösen. Ein paar andere Seelenfresser folgten seinem Blick nach Westen, wollten sehen, worauf er mit solcher Entschlossenheit zusteuerte, konnten aber offenbar nichts Bemerkenswertes entdecken. Nur leeren Himmel, sengende Sonne und Sand, der so heiß war, dass die Luft darüber flimmerte wie ein Zauberportal.
    Sie zeigte sich nur ihm allein.
    Die Lust am Fliegen war so stark, dass es ihm schwerfiel, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er war sich jedes einzelnen Muskels voll bewusst, und jeder Flügelschlag, jedes Zusammenziehen und wieder Entspannen schickte Wellen des Wohlbehagens durch seinen ganzen Körper. Ringsum flimmerte die Luft in allen Regenbogenfarben, und der Sonnenschein auf seinem Rücken fühlte sich an wie ein zärtliches Streicheln. Nie hatte sein Ikata solche Gefühle mit ihm geteilt! Waren sie für diese Spezies alltäglich, und die Bindung zwischen Ikati und Menschen war einfach nicht stark genug, um sie zu übermitteln? Oder konnte sie nur ein Mischwesen wie er selbst erleben? Und wenn dem so war, empfand Kamala dann in diesem Moment das Gleiche wie er? War auch für sie die Luft so mit Energie aufgeladen, dass schon die kleinste Bewegung ihr Blut zum Sieden brachte?
    Nun war er ihr bereits so nahe, dass er sie deutlich sehen konnte. Das Sonnenlicht funkelte auf ihren Schuppen, sie schwebte auf der Stelle, ihr Schlangenschwanz rollte sich verführerisch ein und aus. Nur noch ein kleines Stück, und er könnte seinen Schwanz um den ihren schlingen, die glatte Oberfläche an seiner
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