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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10
Autoren: Terry Goodkind
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Eindruck, er könne ihre Gedanken lesen.
    Viele Menschen in den großen Städten der Midlands hielten die Völker in der Wildnis – wie etwa die Schlammenschen – für Wilde, die eigenartige Götzen anbeteten und an einfältigen Glaubensvorstellungen festhielten. Kahlan dagegen verstand die einfache Weisheit dieser Menschen und ihre Fähigkeit, die kaum wahrnehmbaren Zeichen der Lebewesen aus der ihnen so vertrauten Umwelt zu deuten. Oft hatte sie erlebt, daß die Schlammenschen das Wetter für die nächsten Tage mit recht hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagten, indem sie die Art der Grasbewegungen im Wind beobachteten.
    Zwei der Dorfältesten, Hajanlet und Arbrin, saßen mit halbgesenkten Lidern auf dem hinteren Teil der Plattform, während sie ihr Volk draußen auf dem freien Platz beobachteten. Arbrins Hand ruhte beschützend auf der Schulter eines kleinen Jungen, der neben ihm zusammengerollt schlief; das Kind nuckelte im Schlaf rhythmisch am Daumen.
    Überall standen Servierteller herum, auf denen wenig mehr als Essensreste lag, dazu Krüge mit verschiedenen Getränken, die man gemeinsam anläßlich der Feierlichkeiten geleert hatte. Obwohl einige der Getränke eine berauschende Wirkung hatten, wußte Kahlan, daß die Schlammenschen nicht dem Trunk verfallen waren.
    »Guten Morgen, verehrter Ältester«, begrüßte Kahlan ihn in seiner Sprache.
    Das ledrige Gesicht wurde nach oben gedreht, und er sah sie mit einem breiten Grinsen an. »Willkommen an diesem neuen Tag, mein Kind.«
    Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf etwas mitten unter den Bewohnern seines Dorfes. Kahlan sah, wie Chandalen die leeren Krüge musterte, bevor er seine Männer mit einem schiefen Lächeln bedachte.
    »Verehrter Altester«, sagte Kahlan, »Richard und ich möchten dir für die wundervolle Trauungszeremonie danken. Wenn du im Augenblick keine Verwendung für uns hast, würden wir gerne die heißen Quellen aufsuchen.«
    Grinsend entließ er sie mit einer Handbewegung. »Bleibt nicht zu lange, sonst wird die Wärme, die ihr an der Quelle aufgenommen habt, vom Regen wieder fortgespült.«
    Kahlan warf einen Blick auf den strahlend blauen Himmel, dann sah sie abermals zu Chandalen hinüber. Er gab ihr nickend zu verstehen, daß er derselben Ansicht war.
    »Er meint, wenn wir bei den Quellen herumtrödeln, werden wir in den Regen kommen, bevor wir zurück sind.«
    Verblüfft taxierte Richard den Himmel. »Ich denke, wir sollten uns ihren Rat zu Herzen nehmen und keine Zeit verschwenden.«
    »Dann machen wir uns jetzt wohl besser auf den Weg«, meinte sie, an den Vogelmann gewandt.
    Er winkte sie zu sich, und Kahlan trat näher. Aufmerksam betrachtete er die nicht weit entfernt im Staub scharrenden Hühner. Kahlan beugte sich zu ihm, lauschte auf seinen langsamen, gleichmäßigen Atem und wartete. Als sie schon glaubte, er habe vergessen, daß er etwas sagen wollte, zeigte er in das offene Gelände und flüsterte ihr etwas zu.
    Kahlan richtete sich auf. Sie sah zu den Hühnern hinüber.
    »Und?« fragte Richard. »Was hat er gesagt?«
    Erst war sie unsicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte, als sie jedoch die finsteren Blicke auf den Gesichtern von Chandalen und seinen Männern sah, war aller Zweifel ausgeräumt.
    Kahlan war unsicher, ob sie seine Bemerkung übersetzen sollte: Sie wollte den Vogelmann später nicht in Verlegenheit bringen. Vielleicht hatte er das Feiern mit den rituellen Getränken ein wenig übertrieben.
    Richard wartete, die Frage noch immer in den Augen.
    Kahlan sah den Vogelmann abermals an, der mit seinen braunen Augen auf das freie Gelände vor sich starrte, während sein Kinn im Rhythmus der Boldas und Trommeln auf und ab zuckte.
    Schließlich lehnte sie sich zurück, bis sie Richard mit der Schulter berührte. »Er sagt, das eine Tier dort« – sie zeigte darauf – »sei gar kein Huhn.«

3. Kapitel
    Sich mit den Füßen im Kies abstoßend, ließ Kahlan sich rückwärts in Richards Arme gleiten; sie hatten sich im hüfttiefen Wasser zurückgelehnt und waren so bis zum Hals bedeckt. Kahlan begann, Wasser in einem aufregend neuen Licht zu sehen.
    Sie hatte diese perfekte Stelle inmitten des Geflechts aus Bächen gefunden, die das einzigartige Gebiet aus Kiesbänken und zutage tretenden Felsen inmitten des weiten Meeres aus Grasland durchflossen. Ein Stück weiter nordöstlich an den heißen Quellen vorbeimäandernde Rinnsale kühlten das beinahe siedend heiße Wasser. Nur wenige Stellen waren so
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