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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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stabilisieren«, murmelte der Magister, der alle seine Befürchtungen über seiner offensichtlichen Freude an einem verzwickten Problem vergessen hatte. Er griff nach einem Stück Kreide und kritzelte auf der schrundigen Tischplatte herum. »Das mit der Sprache ist ein anderes Ding«, fuhr er zerstreut fort. »Ich weiß nicht, wie ich das Imago dazu bringen kann, in jeder Situation und zu der jeweils richtigen Person das Richtige zu sagen.« Er grübelte, die Hand mit der Kreide schwebte über den verschlungenen Symbolen auf der Tischplatte.
    Â»Aber es sagt doch jetzt auch Danke und Guten Morgen und solche Sachen«, wunderte sich Vanandel.
    Der Magister winkte ungeduldig ab. »Das ist reiner Zufall«, sagte er. »Wenn es mehr reden würde, würdest du sehen, dass die Äußerungen kaum jemals wirklich passen. Ich habe ihm nur ein paar allgemeine Floskeln mitgegeben, die es von sich gibt, wenn jemand eine Antwort von ihm erwartet.«
    Vanandel schmunzelte. »Vorgestern hat es zu einem Küchenmädchen Wie ist das werte Befinden? gesagt. Die Ärmste ist fast im Boden versunken.«
    Der Magister hörte auf, sich gedankenverloren die Haare zu raufen und sah besorgt auf. »Du lässt es doch nicht unbeaufsichtigt durch das Schloss wandern?«
    Â»Aber nein!«, log Vanandel und versuchte, ihn voller Aufrichtigkeit anzusehen.
    Seine grauen und ihre blaugrünen Augen trafen aufeinander und doch war es der Ältere, der als erster die Augen abwendete. »Also gut«, sagte er. »Du bist vorsichtig, ja?«
    Vanandel nickte. »Wann darf ich dich noch einmal aufsuchen?«, fragte sie höflich.
    Der Magister lachte rostig. »Wie überaus freundlich von dir«, sagte er. »Gib mir einen Mondwechsel Zeit, Prinzessin. Ich versuche mein Bestes.«
    Vanandel war nicht glücklich mit dieser Auskunft, aber sie lächelte und ließ den Magister allein.

    Auf ihrem Weg ins Dachgeschoss dachte sie nach. Das Imago hatte neben einem Dutzend gewöhnlicher Einsätze auch schon zwei von diesen langwierigen, stupiden Empfängen absolviert, bei denen niemand auch nur ein einziges Wort von ihm erwartet hätte. Dumm nur, dass ein Gesandter, der zum ersten Mal einem solchen Empfang beiwohnte, versucht hatte, Konversation mit dem Imago zu betreiben. Vanandel gluckste. Der Gesandte war längst nach Hause zurückgekehrt, wahrscheinlich in der festen Überzeugung, die Prinzessin der Mark sei von hoffnungslos einfältigem Gemüt.
    Dohlen krächzten vor den Fenstern und rissen Vanandel aus ihren Gedanken. Sie verschnaufte kurz vor einer Tür, dann klopfte sie leise an.
    Der wohlklingende Bariton, der ihr antwortete, jagte ihr kleine Schauder über den Rücken. Sie atmete kurz tief durch und öffnete die Tür.
    Der Barde saß mit einem Buch auf den Knien in der tiefen Fensterlaibung. Er blickte auf und lächelte, als er Vanandel sah. Sie merkte, wie ihre Wangen erglühten und runzelte finster die Brauen. Sein Gesicht wurde ernst und etwas besorgt.
    Er stand auf und bot ihr seinen Platz an, aber sie blieb stehen und verschränkt die Arme.
    Â»Ich muss mit dir reden«, sagte sie ohne Umschweife.
    Er ließ sich langsam nieder und legte die Hände auf die Knie. Sein Gesicht zeigte nichts als freundliche Aufmerksamkeit. »Worüber möchten Sie sprechen, Prinzessin?«
    Sie schüttelte unmutig den Kopf. »Nein«, sagte sie scharf. »Nicht als Tochter des Dienstherrn möchte ich mit dir sprechen, tu mir das nicht an, Gar.«
    Er neigte den Kopf zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und deutete auf einen Hocker, der neben dem niedrigen Tisch stand.
    Vanandel zögerte, ob sie ihre erhöhte Position aufgeben sollte, dann nickte sie und setzte sich zu ihm. »Gar, du hattest mir etwas versprochen.«
    Er hob eine Braue. »Hatte ich das?«, fragte er vorsichtig.
    Sie sah ihn fassungslos an. »Du hast es …«, setzte sie an und unterbrach sich kopfschüttelnd. Sie sprang auf und ging zum Fenster, blickte hinaus über die Dächer der Stadt. »Du weißt, was mein Vater vorhat«, sagte sie, und ihre Stimme verriet den in ihr brodelnden Grimm.
    Der Barde erwiderte nichts. Sie wartete eine Weile, dann fuhr sie fort: »Du hast gesagt, du seiest es müde, hier in seinen Diensten zu stehen. Du wolltest fort, zum Bardenstein, dann weiter ins Lange Land oder zur Küste.«
    Er gab einen
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