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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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auf den Tisch einzuschlagen.
    Der Rudelführer trat einen Schritt zurück. »Bitte, Prinzessin. Du kannst dir alles erlauben, der Markgraf ist nun eben dein … nun ja …«
    Â»Mein Vater«, sagte Vanandel ergrimmt. »Ja, danke, Rudelführer , das ist mir bekannt.«
    Â»Er würde dich weder auspeitschen noch in den Stock schließen lassen, noch in den Kerker werfen oder mit Schimpf und Schande aus dem Dienst jagen«, fuhr Groszbarrt unbeirrt fort.
    Vanandel starrte ihn sprachlos an. »Mein Vater würde niemals jemanden auspeitschen lassen«, sagte sie nach einer Weile.
    Groszbarrt wiegte den Kopf. »Ich würde nicht gerne die Probe aufs Exempel machen.«
    Vanandel schnaufte. »Ihr macht es mir alle ganz schön schwer«, sagte sie düster.
    Â»Dieses Stadtviertel ist kein sehr hübscher Ort. Sehr unpassend für eine Prinzessin.« Er leckte sich nervös über die Lippen, was Vanandel gebannt beobachtete.
    Â»Sehr unpassend«, wiederholte er. »Du würdest dort auffallen. Man könnte womöglich versuchen, dir etwas anzutun. Wir könnten dich schützen, aber es wäre eine unnütze Gefährdung deines Lebens. Und des Lebens meiner Männer.«
    Â»Groszbarrt«, sagte Vanandel sanft, ihre Ungeduld zügelnd. »Ich verstehe deine Besorgnis. Aber ich könnte mich ja als Wächter verkleiden.«
    Der Rudelführer hörte nur halb zu. »Natürlich läuft dort nicht nur Gesindel herum. Es sind viele brave Leute dort, aber eben arme Leute. Deine Kleider sind zu prächtig. Na gut, du trägst nicht viel Schmuck. Aber immer noch genug, um Gesindel anzulocken.« Sein Redefluss versiegte, als ihre Worte endlich sein Gehirn erreichten. »Als Wächter verkleiden«, sagte er matt und setzte sich hin.
    Vanandel wartete.
    Â»Nein«, sagte er. »Das kann ich nicht tun. Ich weiß nicht, was du dort unten willst, aber du wirst dir jemanden von der Dienerschaft suchen müssen, der es für dich erledigt. Ich kann das nicht verantworten.«
    Vanandel zuckte die Achseln. Sie hatte nicht wirklich mit Groszbarrts Hilfe gerechnet, aber es war den Versuch wert gewesen. »Na gut«, sagte sie munter. »Hast du Zeit für ein kleines Übungsprogramm?«
    Der Kommandeur der Wache sah sie verblüfft an. Er hatte offensichtlich mit Protest gerechnet, mit einem Wutanfall oder schmeichelndem Flehen. Jetzt aber war er ein wenig aus dem Konzept gebracht.
    Â»J-ja«, stammelte er mit einem flüchtigen, verzweifelten Blick auf den Papierberg, der den Tisch unter sich begrub. »Nun, eigentlich …«
    Â»Ach, komm schon, Groszbarrt.« Sie griff nach seiner Hand und zog ihn hoch. »Du sitzt viel zu viel am Schreibtisch. Das ist ungesund. Komm, jag mich über den Hof. Ich übernehme dafür auch gerne wieder die Soldlisten für dich.«
    Er folgte ihr resigniert und erleichtert zugleich.

    Während Vanandel sich in der Zeugkammer umzog, scheuchte Groszbarrt eine Gruppe junger Wächter aus dem sonnenwarmen Sandhof, wo sie mit Kurzschwertern, Stöcken und Armbrüsten ihr Training absolviert hatten. Dann wartete er, bis Vanandel die Tür aufstieß und rief: »Es ist wieder nichts in meiner Größe da!« Sie kam heraus, ein viel zu weites Hemd in eine viel zu lange, rutschende Hose gestopft, und lachte ihn an. Er schüttelte den Kopf und ging zu ihr, um den Gürtel ihrer Hose enger zu ziehen.
    Â»Geht nicht«, beschwerte sie sich, während er an der Schnalle herumnestelte. »Da fehlen ein paar Löcher.«
    Er zog das Gürtelende heraus. Mit einer schnellen Kopfbewegung biss er ein neues Loch in das dicke Leder und zurrte den Gürtel fest.
    Â»Beeindruckend«, kommentierte Vanandel.
    Groszbarrt knurrte und wandte den Kopf ab. Sie begriff, dass ihm seine gedankenlose Reaktion überaus peinlich war. »Danke«, sagte sie. »Das war wirklich sehr nett von dir.«
    Er nickte und warf ihr einen Stock zu, den er einem seiner Wächter abgenommen hatte. Er selbst hielt das kurze Übungsschwert aus Holz entspannt in der Linken.
    Vanandel fing den Stock auf und hielt ihn zum Gruß schräg vor sich. Groszbarrt erwiderte den Gruß flüchtig und griff dann sofort an.
    Vanandel keuchte, hielt aber stand. Sie parierte den Schlag, duckte sich unter Groszbarrts langem Arm hinweg und schlug hart mit dem Stock nach oben. Der Soldat wich geschmeidig aus, riss
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