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Die sechste Kugel

Die sechste Kugel

Titel: Die sechste Kugel
Autoren: Martin Johannson
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zu sehen, wohin sie sich wandten. Ich musste nur die Staubfahne im Blick behalten. Vor einem halb eingefallenen Gebäude kam ihr Fahrzeug zum Stehen. Sechs weitere Wagen befanden sich vor der Ruine, unter anderem auch ein kleiner Truck. Aus dem Schornstein des Nachbarhauses stieg Rauch auf.
    Ich fluchte ein wenig, weil ich mir noch keine Waffe besorgt hatte. Denn wenn ich jetzt zurückfuhr, verlor ich kostbare Zeit. Ich musste es irgendwie ohne schaffen.
    Ich nahm das Fernglas zur Hand und peilte die Lage. Ich sah drei bewaffnete Männer vor dem Gebäude stehen. Sie waren mit Maschinenpistolen ausgestattet. Im Gebäude machte ich durch das Fenster weitere drei Männer aus, unbewaffnet, soweit ich das erkennen konnte. Daneben befand sich ein kleiner, dunkler Raum, vor dessen Tür ein weiterer Bewaffneter stand. Als ich ihn sah, schlug mein Herz eine Spur schneller. Er bewachte eine Gefangene. Ich konnte ihre langen, dunklen Haare sehen. Clara. Und sie lebte noch.
    Das bedeutete, ich musste unbemerkt an den drei Kerlen vorbeikommen und den Mann vor ihrer Gefängnistür ausschalten, um sie zu befreien. – Nichts leichter als das.
    Ich fuhr ein Stückchen weiter und stellte den Wagen unter einer Schatten spendenden Palme ab. Dann stärkte ich mich an den mitgeführten Lebensmitteln, trank einen großen Schluck Wasser, danach stieg ich aus und schlich mich von Norden an das Gebäude heran. Ich hatte diese Richtung gewählt, weil mir die Lagerhallen den besten Schutz boten. Sie bargen zwar die Gefahr, dass sich dort Menschen aufhielten, aber das Risiko musste ich eingehen. Vom Strand her war ich ungeschützt, der Wald führte nicht nah genug an die Ruine heran, und die Sandgrube nützte nur einer Schlange, aber nicht mir.
    Es war gespenstisch still in den Lagerhallen. Der Sand knirschte unter meinen Füßen, so dass ich nach jedem Schritt angestrengt lauschte. Doch keine Menschenseele war zu sehen. Ich schlich vorwärts, jede Deckung nutzend. Doch gerade, als ich bei dem Flugzeug in der Halle neben dem Gebäude war, indem sich Clara befand, hörte ich Stimmen. Zwei Männer standen am Eingang im prallen Sonnenlicht neben der Spitze des Fliegers. Bewaffnete Männer.
    Ich überlegte fieberhaft, wie ich an den beiden vorbeikommen konnte, doch es gab nicht viele Möglichkeiten. An der einen Seite war die Wand, dahinter Sanddüne. Auf der anderen Seite lag der Hof der Anlage mit vollem Blick auf die drei Bewaffneten vor dem Gebäude.
    Ich sah mich um und hob schließlich ein paar Steine und eine Latte auf, die im Schutt auf dem Boden lagen. Nahezu lautlos schlich ich zum Flugzeug und versteckte mich hinter dem Fahrwerk. Dann warf ich die Steinchen zur Seite, so dass sie leise knirschend auf den Beton fielen.
    Alarmiert drehte sich einer der Männer um. Da er sich jedoch nicht von der Stelle rührte, schickte ich noch zwei Steinchen hinterher. Das genügte. Der Mann kam langsam auf mich zu, um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hatte. Ich schmiegte mich an den Reifen und verschmolz fast mit dem Schatten. Als er nur noch zwei Meter von mir entfernt war, pfiff ich leise.
    Er runzelte die Stirn und kam noch näher. Angestrengt blinzelte er in den Schatten. Als er nahe genug war, um mich zu sehen, schnellte ich nach vorn und knallte ihm die Latte an den Kopf. Es krachte laut, dann ging er zu Boden.
    »Hey, was war das?«, rief sein Kollege vom Eingang. Als er keine Antwort erhielt, folgte er seinem Kumpel in meine Richtung. Ich hatte mich wieder hinter das Rad geklemmt, wo ich schlecht zu sehen war, und wartete, dass er sich genauso wie sein Kollege verhielt.
    Als die beiden reglos nebeneinander lagen, nahm ich eine Maschinenpistole und eine Pistole von den Männern an mich, die anderen Waffen versteckte ich für den Notfall im Flugzeug. Dann schlich ich zum Eingang und lugte vorsichtig in den strahlenden Sonnenschein.
    Draußen war inzwischen richtig was los. Ein Lkw war angekommen, von dessen Ladefläche zehn bis fünfzehn Männer sprangen und ins Nebengebäude liefen. Dorthin, wo es rauchte. Dort musste das Meth-Labor sein.
    Ich wollte zuerst abwarten, bis sich alles beruhigt hatte, doch dann kam mir eine bessere Idee. Ich warf die Maschinenpistole ab und schlich in einem unbeobachteten Moment zu dem Lkw, um mich unter die Männer zu mischen. Mitten in der Gruppe gelangte ich unbemerkt ins Nachbargebäude. Im Haus angekommen, sonderte ich mich sofort ab und eilte ans Ende des Ganges, wo eine Treppe nach oben in den
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