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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft
Autoren: Roger R. Talbot
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ungerührt mit dem Steuer. Die beiden 1500 PS starken Rolls-Royce-Motoren heulten auf, gehorchten ergeben seinem Kommando. Die beiden Turbinen wechselten gleichzeitig den Kurs, und das Hovercraft nahm Fahrt auf. Lena klammerte sich instinktiv an Gavrils Arm.
    Das Gefährt flog nahezu dahin, ohne Wasser aufzuspritzen, schwebte über die langen Wellen und hielt sich stets in etwa hundert Meter Entfernung von der Küste. Lena entspannte sich allmählich. Sie genoss das ununterscheidbare Schwarz von Himmel und Meer, das nur durch den Strahl des Bordscheinwerfers zerschnitten wurde.
    Sie legten mehrere Meilen schweigend zurück, bis in der Ferne einige schwache rote Lichter auftauchten. Auf Lena wirkten sie wie Markierungsbojen, die − wie zum Schutz vor eher unwahrscheinlichen Piratenüberfällen − halbkreisförmig einen Küstenabschnitt begrenzten.
    Als sie sich der merkwürdigen Absperrung näherten, drosselte Gavril die Geschwindigkeit, und das Hovercraft setzte sanft auf dem Wasser auf, bis es wenige Meter vor einer der Bojen hielt. Er drückte den mittleren Knopf einer kleinen Fernbedienung. Die Bojen reagierten auf das Signal mit dreimaligem grünen Blinken und erloschen dann ganz.
    Gavril nahm rasch wieder Fahrt auf und steuerte auf die Absperrung zu. »Wir haben nur zehn Sekunden«, sagte er.
    Lena warf ihm einen fragenden Blick zu, und er erklärte: »Eine Minensperre zur U-Boot-Abwehr, hier unter uns, wie in einem Militärhafen. Ich habe sie genau für die Zeit deaktiviert, die wir benötigen, um durchzufahren. Wenn du dich umdrehst, wirst du die Signale gleich wieder aufleuchten sehen.«
    Sie sah über die Schulter und bekam nach wenigen Sekunden den Beweis: Wieder blinkte es drei Mal grün, dann erschien das rote Dauersignal. Lena wirkte amüsiert. »Du musst einen wahren Schatz hüten … Jetzt bin ich aber neugierig.«
    Â»Gleich …«, erwiderte Gavril zufrieden. »Die Bojen sind mit Infrarot-Sensoren ausgestattet und mit einer automatischen Abwehrzentrale verbunden, die über vier Batterien von Boden-Luft-Raketen verfügt. Alles voll automatisiert und reaktionsschnell: mein kleines Raumabwehrsystem.«
    Â»Und wo sind die Raketen?«
    Gavril war freudig überrascht. Normalerweise interessierte sich Lena nicht für die technischen Details seiner Spielzeuge, aber wenn es um Waffen ging, weckte das immer ihre Neugier.
    Â»In unterirdischen Kasematten«, erklärte er. »Unter den ersten Kiefern. Vollkommen unsichtbar, auch tagsüber. Aber ich garantiere dir, dass nichts auf dem Boden landen kann, was sich bewegt und mehr Wärme abgibt als eine Möwe. Es würde sofort vernichtet werden.«
    Lena gab sich noch nicht zufrieden. »Und wie schützt du dich gegen Angriffe vom Land aus?«
    Gavril zog die Augenbrauen leicht nach oben. »Das ist nicht schwer, meine Liebe. Und auch nicht so teuer: Drei Meter hohe Stahlbetonmauern. Kein Durchgang. Alle hundert Meter Scheinwerfer … Taghelles Licht rund um die Uhr. Und alle fünfzig Meter eine Videokamera. Das Ganze mit einer unterirdischen Videoüberwachungsanlage verbunden.«
    Â»Ich bin immer gespannter, welche Kostbarkeit du an diesem verlassenen Ort versteckst …«, flüsterte Lena und verstärkte den Druck ihrer Hand auf seinen Unterarm. Er antwortete nicht.
    Das Hovercraft hatte ohne Erschütterungen den Strand erreicht und bewegte sich nun auf festem Grund bis zum Rand einer asphaltierten Landzunge, die offenbar als Landebahn für kleine Flugzeuge diente.
    Gavril schaltete den Motor aus, fuhr die Kuppel ein und sprang hinaus. Dann reichte er Lena die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Einige Meter entfernt stand ein GAZ 69 für sie bereit. Ein Mann hielt ehrerbietig die rechte hintere Tür auf. Im Scheinwerferlicht konnte man seine gedrungene Gestalt und die martialische Haltung erkennen. Als Lena näher trat, bemerkte sie, dass er einen tadellosen grauen Tarnanzug und frisch polierte Springerstiefel trug und dass er nicht mehr ganz jung war. Während sie sich in den Jeep zwängte, fiel ihr Blick auf den reliefartig auf die Motorhaube aufgeprägten fünfzackigen Stern. Man hatte ihn überlackiert, aber früher musste er einmal leuchtend rot gewesen sein.
    Kurz darauf saßen alle im Wagen. Der Mann vorn am Steuer, Lena und Gavril auf der Rückbank. Das Fahrzeug setzte sich sanft in Bewegung und
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