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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman
Autoren: Claire Winter
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Bücher zu inspizieren, die man unter den Trümmerhaufen eines Hauses gefunden hatte. In kurzen Worten hatte sie ihm von dem mysteriösen Paket erzählt, und er hatte ihr gespannt zugehört.
    »Hier in der Bibliothek wird es darüber leider nichts geben«, erklärte er nun jedoch bedauernd. »Die meisten Bücher sind immer noch evakuiert und befinden sich nicht einmal in Berlin. Wir haben zwar englische Literatur hier«, fuhr er fort. »Aber das, was du brauchst, würde eher in den Bereich Landeskunde und Geografie fallen.«
    Enttäuschung keimte in Melinda auf. »Hast du vielleicht eine andere Idee?«
    Alfred zog die Stirn seines sommersprossigen Gesichts kraus. »Versuch es mal bei Mayer & Mayer in Charlottenburg«, sagte er dann. »Das ist eine Buchhandlung und ein Antiquariat, die haben auch viel Englischsprachiges. Vielleicht findest du dort etwas.«
    Sie dankte ihm und machte sich direkt auf den Weg dorthin.
    Der schlauchförmige Laden von Mayer & Mayer, der in der Nähe des Savignyplatzes lag, war bis unter die Decke mit Regalen voll Bücher gefüllt. Eine Glocke läutete, als sie über die Schwelle trat.
    Ein grauhaariger älterer Herr, der einen altmodischen Zwicker auf der Nase trug, stand auf einer Leiter an einem der Regale und wandte sich zu ihr um.
    »Guten Tag, mein Fräulein. Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er, während er mit bedächtigen Bewegungen die Leiter herunterstieg, die gefährlich instabil wirkte.
    Melinda erklärte ihm, was sie suchte.
    »Moorlandschaften?« Er hatte den Zwicker abgenommen und blickte sie neugierig an. »Hm, soweit ich weiß, könnte das nur in Schottland oder Südengland sein. Aber hier vorn habe ich nur einen Reiseführer von London. Lassen Sie mich überlegen, vielleicht im Antiquariat …«
    Sie folgte seiner gebeugten Gestalt nach hinten, wo sein Blick suchend die Regale entlangglitt, die bis auf den letzten Zentimeter mit Büchern vollgestopft waren.
    »Ah, über Schottland habe ich etwas, hier … und auch etwas über die englische Fauna und Flora.« Er zog mehrere Bücher heraus, die er auf einen Tisch in der Mitte des Raums legte.
    Melinda schlug einen Bildband mit Fotografien von Schottland auf. Doch die Landschaft war wilder und ursprünglicher als auf ihren Bildern. Das sah sie sofort. Plötzlich kam sie sich albern vor, dass sie hier in dieser Buchhandlung stand und herauszubekommen versuchte, wo die Aquarelle und Zeichnungen gemalt worden waren. Warum war ihr die Sache nur so wichtig? Es waren doch im Grunde nur irgendwelche Bilder und Briefe von früher …
    »Nein, das Buch über Südengland habe ich vor zwei Wochen verkauft«, sagte der Buchhändler. »Jetzt erinnere ich mich wieder.« Er hob bedauernd die Hand. »Es tut mir leid.«
    »Das macht nichts. Trotzdem danke für Ihre Hilfe«, erwiderte Melinda und blätterte mit leiser Enttäuschung weiter durch die Seiten von Zur Fauna und Flora Englands .
    Plötzlich hielt sie inne. Sie starrte auf ein kleines Foto, das sich rechts auf der Buchseite befand und das sie fast überblättert hätte. Ein Stück Wald mit großen moosbewachsenen Steinen und verkrüppelten Bäumen war darauf zu sehen. »Whistman’s Wood« stand darunter. Sie schlug die Seite gebannt zurück und las die Kapitelüberschrift. »Bäume und Pflanzen im englischen Moor.« Hastig blätterte Melinda wieder vor und betrachtete erneut das Foto. Ein Kribbeln erfasste sie. Es gab keinen Zweifel – die verkrüppelte Form der Eichen und die großen Steine dazwischen waren einfach zu charakteristisch, und sie entsann sich auf einmal auch an einen der Briefe in dem Paket: » Wir sind uns bei Whistman’s Wood nicht das erste Mal begegnet …«
    »Haben Sie doch etwas gefunden?«, fragte der Buchhändler.
    Melinda nickte aufgeregt. Sie überflog den kleingedruckten Text daneben und blickte schließlich hoch. »Ja, das ist die Moorlandschaft! Das Dartmoor in Südengland!«
    7
     
    D as Dartmoor lag in Devon, einer Grafschaft, die auf der westlichen Seite von Cornwall und auf der östlichen von Dorset und Somerset eingegrenzt wurde. Der Buchhändler zeigte ihr die Gegend auf einer Landkarte, die er hinten aus einem der Regale hervorholte.
    Devon? Das Wort auf der Karte sprang Melinda ins Gesicht. Eine längst vergessene Erinnerung drängte sich aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins an die Oberfläche.
    Sie bedankte sich bei dem Buchhändler für seine Hilfe und kaufte das Buch. Obwohl er es ihr für die Hälfte überließ, kostete es sie ihr letztes
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