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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin
Autoren: Philippa Gregory
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eine Entschuldigung für sie finden. Man hat wohl eine Abmachung mit ihnen getroffen.«
    William schaute mich zweifelnd an.
    Ich sprang auf. »Ich muß sofort zum Gericht«, sagte ich. »Ich hätte nicht hier im Verborgenen abwarten dürfen wie eine Närrin. Ich werde ihnen erklären, daß all die Anschuldigungen falsch sind. Ehe die Sache noch weitergeht. Wenn man diese Männer für schuldig befindet, muß ich schnell zum Gericht |674| und aussagen, daß George unschuldig ist. Und Anne ebenfalls.«
    Er war schneller als ich und versperrte mir die Tür, ehe ich auch nur zwei Schritte gemacht hatte.
    »Ich wußte, daß du das sagen würdest. Du darfst dort nicht hingehen.«
    »William, mein Bruder und meine Schwester sind in höchster Gefahr. Ich muß sie retten.«
    »Nein. Wenn du den Kopf auch nur einen Zoll erhebst, verlierst du ihn wie diese beiden. Wer, glaubst du denn, wird dem Gericht vorsitzen, das die Aussagen gegen diese Männer anhört? Wer wird der Vorsitzende beim Verfahren gegen deinen Bruder sein? Dein eigener Onkel! Hat er etwa seinen Einfluß genutzt, um ihn zu retten? Hat dein Vater das getan? Nein. Denn sie wissen, daß Anne dem König beigebracht hat, wie man als Tyrann herrscht. Und jetzt hat Henry völlig alles Maß verloren, und sie können seine Tyrannei nicht mehr verhindern.«
    »Ich muß sie verteidigen«, sagte ich und stemmte mich gegen seinen Brustkasten. »Es geht um George, meinen geliebten George. Glaubst du, ich will bis an mein Lebensende daran denken, daß er sich in der Stunde seiner Not an uns wandte und niemand auch nur einen Finger für ihn rührte? Und wenn es mein Tod ist, ich gehe zu ihm.«
    William trat unvermittelt zur Seite. »Dann tu das«, sagte er. »Küsse unser Kind noch einmal zum Abschied, ehe du dich auf den Weg machst, und Henry auch. Ich sage Catherine, daß du einen Segen für sie hinterlassen hast. Und mir kannst du ebenfalls einen Abschiedskuß geben. Denn wenn du diesen Gerichtssaal betrittst, kommst du nicht wieder lebendig heraus. Ich denke, es ist gewiß, daß man dich zumindest der Hexerei anklagen wird.«
    »Was soll ich denn getan haben, um Himmels willen?« rief ich. »Was meinst du, was wir getan haben?«
    »Anne wird vorgeworfen, den König mit Hexenkunst verführt zu haben. Dein Bruder soll ihr dabei geholfen haben. Deswegen werden ihre Verfahren gesondert abgehalten. Vergib mir, |675| daß ich dir nicht alles erzählt habe. Ich bringe diese Art Neuigkeiten meiner Frau nicht gern zum Abendessen mit. Man beschuldigt die beiden, ein Liebespaar gewesen zu sein, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Über sie wird nicht gesondert verhandelt, weil man eine Entschuldigung für sie finden will, sondern weil ihre Verbrechen zu groß sind, als daß man sie in einem einzigen Verfahren aburteilen könnte.«
    Ich taumelte gegen ihn. William fing mich auf und fuhr fort.
    »Sie sind gemeinsam angeklagt, den König mit Zauberkraft impotent gemacht zu haben, vielleicht gar mit Gift. Man beschuldigt sie, als Liebespaar das Kind gezeugt zu haben, das als kleines Ungeheuer geboren wurde. Irgend etwas davon wird hängenbleiben, was immer du auch sagst. Du warst oft mit ihnen bis in die späte Nacht hinein zusammen in Annes Gemächern. Du hast ihr beigebracht, wie man den König verführen kann, nachdem du jahrelang seine Geliebte gewesen warst. Du hast eine Kräuterfrau für sie gefunden, hast diese Hexe selbst in den Palast geführt. Das hast du doch gemacht? Du hast die toten Kinder verschwinden lassen. Ich selbst habe eines begraben. Und es ist noch mehr gewesen, mehr als ich je erfahren habe, nicht wahr? Boleyn-Geheimnisse, die du nicht einmal mir verraten hast?«
    Ich wandte mich von ihm ab, und er fuhr fort. »Das hatte ich mir gedacht. Hat sie Zaubersprüche angewandt und Hexentränke genommen, um empfangen zu können?« Er schaute mich an, und ich nickte. »Sie hat Bischof Fisher, diesen armen, frommen Mann, vergiften wollen und dabei den Tod von drei Unschuldigen auf ihr Gewissen geladen. Sie hat Kardinal Wolsey und Königin Katherine vergiftet …«
    »Das weißt du nicht sicher!« rief ich.
    Er schaute mich durchdringend an. »Du bist ihre Schwester und kannst keine bessere Verteidigung vorbringen, als daß du nicht sicher weißt, wie viele Menschen sie umgebracht hat?«
    Ich zögerte. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ganz bestimmt ist sie schuldig, sich an Hexenkünsten versucht zu haben, ganz bestimmt hat sie den König mit ihrem unzüchtigen
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