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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut
Autoren: Claudia Westphal
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war so glücklich auf Allys Hochzeit.«
    Dana nickte. Sie hatte oft mit Lauren über ihre Kinder gesprochen, über die Zukunft, wie sie sie sich für Alex und Ally wünschte. In keiner ihrer Visionen waren die beiden nicht miteinander ausgekommen. Es würde hart für Lauren werden. Doch nicht nur für sie. Sie würden alle ein Stück Glück, Zufriedenheit und Familie verlieren, wenn Ally ihre Meinung nicht änderte. Wonach es nicht aussah.
    »Ich hoffe, es wird sich irgendwie einrenken«, sagte Dana.
    Alex nickte. Sie hoffte es auch.
    Dana betrat den gemieteten Lagerraum, in dem die Habseligkeiten ihres Sohnes Josh standen. Sie war zum ersten Mal hier, hatte sich bisher nie getraut, hierher zu kommen. Es verursachte ihr jetzt einen Kloß im Hals, und dabei war alles sorgfältig in Kisten verpackt. Dana griff hinter sich und fand Alex’ Hand. Sie drückte sie. Die Geste wurde erwidert.
    »Soll ich hier draußen warten, während du dich umsiehst?«, fragte Alex.
    Dana schüttelte den Kopf. »Nein, komm ruhig rein. Ich möchte mir vor allem seine Bilder ansehen. Wenn du mir mit den Kisten helfen könntest?«
    Alex nickte. Sie blieb hinter Dana, die sich nur langsam in den kleinen Raum bewegte.
    Dana hatte die Kisten sorgfältig beschriftet, als sie Joshs Wohnung geräumt hatte. Das half ihnen jetzt weiter. Dana hatte sich vorgenommen seine Kleidung zu spenden, sofern sie nach zwei Jahren in Pappkartons noch tragbar war. Dasselbe galt für Küchenutensilien, einige Computerspiele, was immer brauchbar war und das keine persönlichen Erinnerungen barg. Denn die suchte sie jetzt: Fotoalben, seine Bilder, auch seine Tagebücher, die sie bisher nicht gelesen hatte, von deren Existenz sie aber wusste.
    Alles war hier. Das ganze Leben ihres Sohnes, seit er Dennizville verlassen hatte.
    »Sind da die Leinwände drin, von denen du gesprochen hast?« Alex deutete auf einige große, flache Kartons, die gegen die Rückwand lehnten.
    Dana nickte. »Ja, aber da müssen noch kleinere sein, irgendwo . . . Da!« Dana ging zur linken Wand und räumte ein paar Kisten aus dem Weg hinter denen weitere flache Kartons, kleinere als die, die Alex bemerkt hatte, standen. Dana öffnete den ersten. »Könnest du die großen darüber räumen, damit ich rankomme? Du kannst sie gern öffnen und hineinsehen. Josh hatte wirklich sehr viel Talent.« Dana lächelte leicht.
    Alex konnte sehen, dass ihr diese Aufgabe, die sie sich selbst an diesem Morgen gestellt hatte, nicht leicht fiel. Sie machte sich daran, einige große Kisten zu bewegen und schob die mit Joshs Bildern vorsichtig an die rechte Wand des Lagerraums. Bei ihrer Ankunft war sie überrascht gewesen. Sie hatte sich gemietete Lagerräume mehr wie modrige Kellerräume vorgestellt, nicht als identische Metallboxen, die nach gar nichts rochen und auch nach gar nichts aussahen. Sie fragte sich, was Menschen hier so alles unterbrachten. Es wäre vermutlich sehr interessant, einige dieser Boxen zu durchstöbern, doch natürlich war es auch illegal und nur eine Ausschweifung ihrer Fantasie.
    Alex holte ein Taschenmesser hervor und öffnete den ersten Karton, in dem sich drei Leinwände befanden. Sie waren mannshoch und ebenso breit. Das wenige, das Alex bei dem schwachen Licht, das in den Karton fiel, sehen konnte, erinnerte an abstrakte Kunst.
    »Diese hier sollten wir wahrscheinlich auf die Ladefläche des Pick-ups legen. Die sind zu groß für den Innenraum«, sagte sie in Danas Richtung, bevor sie einen kleineren Karton öffnete und das erste Bild, das sie zu fassen bekam, heraushob. »Oh«, machte sie.
    Dana sah sich nach ihrer Freundin um. Sie starrte ebenso wie Alex auf das Bild in Alex’ Händen. Tränen füllten ihre Augen. Ihre linke Hand fuhr an ihren Mund. Das Bild zeigte sie und Joshua. Darauf war er nicht älter als vier und saß auf einer Schaukel. Sie selbst stand hinter ihm und hielt ihn fest. Beide lachten. Und da war noch ein Detail, das ihr auffiel, das die Tränen schließlich löste: Ein Schatten war auf der Erde zu sehen – wie von einem Fotografen, der den Moment einfing. Die Silhouette zeigte Brian.
    Dana stand auf und ging zu Alex hinüber. Sie legte eine Hand auf ihre Schulter. Ihre Linke fuhr zu dem Bild, fühlte die Farbstriche auf der Leinwand und zog den Schatten nach, den ihr Sohn auf die Grünfläche vor die Schaukel gemalt hatte.
    »Ich kenne das Foto«, sagte sie. »Es hat keinen Schatten von Brian. Er war Hobbyfotograf und hat immer auf solche Dinge
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