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Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft

Titel: Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Autoren: Anne Bishop
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»Spiel lieber schneller, sonst gibt es nicht einmal mehr Haferbrei, wenn du zu Tisch kommst, geschweige denn Eier und Speck.«
    Jetzt hat die Höflichkeit wohl ein Ende, dachte Ranon. Da er keinen Hehl daraus machte, wusste jeder am Hof, dass er Haferbrei verabscheute. Was bedeutete, Theran hatte das gesagt, um ihn zu verärgern. Warum? Weil sie sich nicht mochten und die Anstrengung, zivilisiert miteinander umzugehen, selten länger Bestand hatte als ein paar Minuten?
    Beim Feuer der Hölle. Grayhaven war launisch, seit Cassidy den Schatz gefunden und bewiesen hatte, dass es ihr bestimmt war, hier zu herrschen. Aber sie alle waren verpflichtet, zum Wohlergehen von Land und Königin zusammenzuarbeiten.
    Zumindest zum Wohlergehen des Landes. Die anderen elf Männer, aus denen der Erste Kreis bestand, wussten, dass Theran nicht dieselbe Verbindung zu Cassidy empfand wie sie. An ihrem Hof zu dienen, war Teil der Vereinbarung, die Theran getroffen hatte, um eine Königin aus Kaeleer nach Dena Nehele zu holen. Es bedeutete nicht, dass er ihr dienen
wollte, trotz seiner jüngsten Bemühungen, mit ihr zu arbeiten anstatt gegen sie.
    »Weißt du was?«, fügte Theran hinzu. »Ich hebe meine Portion Haferbrei für dich auf.«
    Wut kochte hoch, Hitze lag plötzlich zwischen ihnen in der Luft. Und die unausgesprochene Einladung zum Blutvergießen.
    »Du bist siebenundzwanzig«, sagte Ranon kalt. »Ich dreißig. Wir sind beide zu alt, um einen Streit über Haferbrei vom Zaun zu brechen.«
    Theran zuckte zurück, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Dann trat er knurrend einen Schritt nach vorn.
    Mithilfe der Kunst ließ Ranon das Stundenglas und die Flöte verschwinden und ging instinktiv einen Schritt zur Seite, um sich mehr Bewegungsspielraum zu verschaffen.
    Er trug Opal-Juwelen; Theran trug Grün. Sie beide waren Kriegerprinzen, gefährliche Raubtiere, dazu geboren, auf dem Schlachtfeld zu stehen. Wenn sie ihre mentalen Kräfte entfesselten und aufeinander losließen, könnten sie das gesamte Anwesen zerstören und viele, die hier lebten, umbringen, bevor auch nur jemand ahnte, dass er in Gefahr war. Selbst ohne die Macht einzusetzen, die die Blutleute zu dem machte, was sie waren, könnten sie sich in ihrer Wut allein mit Muskelkraft gegenseitig großen Schaden zufügen.
    Doch wenn auch nur einer von ihnen so schwer verletzt wurde, dass er nicht mehr dienen könnte, würde der Hof zusammenbrechen, gemeinsam mit Ranons Hoffnung für das Volk der Shalador.
    Sich dies in Erinnerung rufend wich er vor dem Kampf zurück, und mit einer kaum wahrnehmbaren Veränderung seiner Körperhaltung erkannte er Theran als den dominanten Kriegerprinzen an. Was den Juwelen nach auch der Wahrheit entsprach. Aber nur den Juwelen nach. Und auch das vermittelte Ranon mit seiner Körperhaltung.
    Zorn blitzte in Therans grünen Augen auf. Anstatt Ranons Rückzug zu akzeptieren, ging er noch einen Schritt auf ihn zu. Dann …

    *Theran? Theran!*
    Von einem Sceltie gerettet, dachte Ranon, als er Therans hastigen Abgang ins Haus mitansah – einen Herzschlag, bevor die kleine braun-weiße Hündin die Stufen zur Terrasse hinaufgesprungen kam.
    »Guten Morgen, Lady Vae«, sagte Ranon höflicher, als es die Form verlangte.
    Die kleine Hündin knurrte ihn an.
    Mit einem Blick auf das halb im Fell versteckte Purpur-Juwel verharrte Ranon ruhig. Vae war ein verwandtes Wesen – so nannte man die nicht menschlichen Angehörigen des Blutes –, und er hatte gesehen, wie sie im Kampf einen ausgewachsenen Mann niedergerissen hatte. Dem Rang nach war sie ihm unterlegen, schließlich war sie nur eine Hexe und seine Juwelen dunkler als die ihren. Andererseits war sie schnell, hatte ein kräftiges Gebiss und scharfe Zähne.
    *Du bist sonst nicht so dumm wie die anderen Männer, also werde ich dich diesmal nicht kneifen*, sagte Vae.
    »Vielen Dank, Lady. Das weiß ich zu schätzen.«
    Ebenso schätzte er die stillschweigende Warnung, dass sein nächster Verstoß ihm mehr einbringen würde als ein Kneifen.
    Vae trabte ins Haus, ohne Zweifel in dem Vorhaben, dem anderen dummen Menschenmann ihre ganz eigene Form der Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen.
    Ranon seufzte. Beinahe hätte er etwas zerstört, das so empfindlich war wie die kleinen Honigbirnbäume in ihren Töpfen.
    Gib ihr alles, was du hast, Ranon, hatten die Königinnen der Shalador gesagt, als sie ihn gestern Abend verließen. Zeig ihr, dass das Herz und die Ehre von Shalador eine solche Königin
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