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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Autoren: Anne Bishop
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Gedanken.
    »Herein«, sagte er. Es war ein mattes Flüstern, das nur noch entfernt an seine vormals kraftvolle Stimme erinnerte.
    Mephis SaDiablo trat ein und kam schweigend auf den Sessel zu.
    »Was willst du, Mephis?«, wollte Saetan von seinem ältesten Sohn wissen, der seit dem Krieg zwischen Terreille und Kaeleer vor langer Zeit dämonentot war.
    Mephis zögerte. »Etwas Seltsames geht vor sich.«
    Saetans Blick wanderte zurück zum Feuer. »Jemand anders soll sich darum kümmern, wenn sich jemand findet. Deine Mutter vielleicht. Hekatah wollte immer mächtig sein, ohne dass ich mich einmische.«
    »Nein«, erwiderte Mephis unbehaglich.
    Saetan musterte das Gesicht seines Sohnes eingehend, woraufhin ihm das Schlucken schwer fiel. »Deine ... Brüder? «, brachte er schließlich hervor, ohne den Schmerz verbergen zu können, den die Frage ihm bereitete. Er war ein eingebildeter Narr gewesen, als er den Zauber anwandte, der ihm zeitweise den Lebenssamen zurückgegeben hatte. Darüber, dass Daemon und Lucivar existierten, konnte er keine Reue empfinden, doch seit Jahrhunderten marterten ihn die Berichte über das, was man ihnen antat.
    Kopfschüttelnd starrte Mephis zu dem dunkelroten Marmorkamin. »Auf der Insel der kindelîn tôt .«
    Saetan erschauderte. Nichts in der Hölle hatte ihm je Schrecken eingeflößt, doch er empfand von jeher schmerzliche Verzweiflung für die kindelîn tôt , die dämonentoten Kinder. In der Hölle behielten die Toten die Gestalt ihrer Sterbestunde. Dieses kalte, verdammte Reich war nie ein freundlicher Ort gewesen, doch jene Kinder zu erblicken, zu sehen, was man ihnen zugefügt hatte, ohne dass es ein Entrinnen vor jenen zum Himmel schreienden Wunden
gab ... Es war unerträglich. Sie blieben auf ihrer Insel, da sie keinerlei Kontakt zur Welt der Erwachsenen haben wollten. Er drängte sich ihnen niemals auf, sondern ließ Char, ihren gewählten Anführer, ab und an zu sich kommen und die Bücher, Spiele und alles sonstige abholen, was er finden konnte und von dem er glaubte, dass es die jungen Geister beschäftigen und dazu beitragen könnte, die unerbittlichen Jahre schneller verstreichen zu lassen.
    »Die kindelîn tôt kümmern sich selbst um ihre Angelegenheiten«, meinte Saetan und zupfte nervös an der Decke herum. »Das weißt du.«
    »Aber ... in den letzten Wochen war wiederholt jemand bei ihnen. Nie lange, doch ich habe es gespürt, ebenso Prothvar, als er über die Insel flog.«
    »Lasst sie in Frieden«, versetzte Saetan barsch, wobei der Zorn, den er empfand, seiner Stimme eine gewisse Stärke verlieh. »Vielleicht haben sie einen verwaisten Welpen gefunden. «
    Mephis atmete tief ein. »Hekatah hatte bereits eine heftige Auseinandersetzung mit Char deswegen. Die Kinder verstecken sich vor jedem, der sich ihnen aus diesem Grund nähert. Wenn sie die Befugnis hätte ...«
    Bevor Saetan auf das heftige Klopfen an der Arbeitszimmertür reagieren konnte, wurde sie aufgerissen und Andulvar Yaslana, einst der eyrische Kriegerprinz von Alkavi, durchquerte das Zimmer. Sein Enkelsohn Prothvar, der eine große, mit schwarzem Tuch verhängte Glasglocke trug, folgte ihm auf dem Fuße.
    »SaDiablo, es gibt da etwas, das du sehen solltest«, erklärte Andulvar. »Prothvar brachte dies hier von der Insel der kindelîn tôt zurück.«
    Saetan setzte eine höflich interessierte Miene auf. Als junge Männer waren er und Andulvar entgegen aller Wahrscheinlichkeit Freunde geworden und hatten zusammen an zahlreichen Höfen gedient. Selbst Hekatah hatte ihrer Freundschaft nichts anhaben können, als sie schadenfroh
mit einem Kind im Bauch umherstolzierte, das nicht Saetans war – Andulvars Kind. Das war für ihn kein Grund gewesen, sich gegen den einzigen Mann zu wenden, den er jemals als Freund bezeichnet hatte – wer würde einem Mann die Schuld daran geben, sich in einer von Hekatahs Intrigen verfangen zu haben? Die Angelegenheit beendete lediglich seine stürmische Ehe.
    Saetan ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen und gewahrte das gleiche Unbehagen in drei goldenen Augenpaaren. Mephis war ein Kriegerprinz mit grauem Juwel und beinahe unerschütterlich. Prothvar war ein eyrischer Krieger mit rotem Juwel, der von jeher in der Kampfeskunst unterwiesen und trainiert worden war. Andulvar war ein eyrischer Kriegerprinz, der Schwarzgrau trug, das zweitdunkelste Juwel. Keiner von ihnen ließ sich leicht Angst einjagen – doch jetzt war ihnen die Furcht ins Gesicht
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