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Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)

Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)

Titel: Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Autoren: Beverly Connor
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Clymene immer noch glaubte, ihr eigenes Schicksal vollkommen kontrollieren zu können. Dies beunruhigte Diane zwar nicht gerade, aber es gab ihr doch zu denken.
    Sie selbst hatte Clymene keinen einzigen Moment für unschuldig gehalten, konnte aber gut verstehen, dass andere Menschen ihr ihre Unschuldsbeteuerungen abnahmen. Sie wusste, dass Clymene weiterhin draußen über Freunde und Unterstützer verfügte. Vielleicht machte sich der Staatsanwalt deswegen Sorgen.
    Tatsächlich waren es nicht Qualität und Schlüssigkeit der von Dianes forensischem Team gesammelten Beweismittel, die eine eventuelle Wiederaufnahme des Prozesses befürchten ließen. Es war die Entscheidung des Bezirksstaatsanwalts, Informationen über den Tod von Clymenes vorherigen Ehemann, Robert Carthwright, in den Prozess mit einzuführen. Dieser hatte angeblich einen Unfalltod erlitten, als er an einem seiner Autos Reparaturarbeiten ausführte. Damals war Clymene nicht einmal als Verdächtige benannt worden. Zwar gab es Anzeichen, dass ein örtlicher Gelegenheitshandwerker etwas damit zu tun haben könnte, aber dann wurde ganz offiziell festgestellt, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe.
    Staatsanwalt Riddmanns Strategie bestand nun darin, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass der Mord an Archer O’Riley Teil eines größeren Musters war und dass es sich bei Clymene in Wirklichkeit um eine Schwarze Witwe und Serienmörderin handelte. Aus diesem Grund stellte er neue Vermutungen über ihre Schuld an Robert Carthwrights Tod an. Er hob deswegen auch auf die dunklen Motive ab, die angeblich hinter den ausgefeilten Methoden lagen, wie sie ihre Vergangenheit zu verbergen oder zu verfälschen suchte. Dies war für ihn ein weiterer Beweis ihrer soziopathischen Persönlichkeit.
    Die Tatsachenbeweise, die Clymene mit dem Mord an Archer O’Riley in Verbindung brachten, hätten für eine Verurteilung vollauf gereicht. Das Einbringen ihrer unklaren Vergangenheit und des Todes ihres vorherigen Gatten boten nur Anlässe für eine spätere erfolgreiche Revision. Diane hatte dies deshalb von Anfang an für den falschen Schachzug gehalten. Allerdings war die Anklagestrategie Angelegenheit des Staatsanwalts.
    Trotzdem war die Sache mit diesem Erinnerungsalbum nicht so weit hergeholt, wie sie Clymene gerne darstellte. Ihr Anwalt hatte sich bei dem Prozess lange damit befasst. Wenn es ihm gelungen wäre, die Geschworenen von deren Absurdität zu überzeugen, wäre die Kompetenz der Anklagevertreter erschüttert gewesen. Dies hätte dann auch Zweifel an der Tragfähigkeit der gesamten staatsanwaltschaftlichen Beweismittel geweckt.
    Clymenes Erinnerungsalben waren sicherlich nicht die wichtigsten Indizien für ihre Schuld, aber Diane boten sie wichtige Einsichten in ihre übliche Vorgehensweise. Ross Kingsley mochte sie gerade aus diesem Grunde.
    Diane wusste eine Menge über moderne Erinnerungsalben. Mit den traditionellen Fotoalben hatten die heutigen Alben nur noch wenig zu tun. Deren Seiten wurden möglichst so gestaltet, dass der Betrachter die Darstellungen auf den Fotografien auf einer tieferen Ebene erlebte, als wenn er einfach nur ein Bild nach dem anderen an sich vorbeiziehen ließ. Die Fotos konnten dabei zurechtgeschnitten, zu ganzen Mosaiken zusammengefasst, eingefärbt oder auf verschiedene andere kreative Arten behandelt werden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Entscheidend war dabei, dass eine tiefer liegende Wahrheit zum Vorschein kam, dass Fenster geöffnet wurden zur jeweiligen persönlichen Geschichte.
    Clymenes Alben waren mit äußerster Kunstfertigkeit und Kreativität angefertigt worden, aber sie waren gleichzeitig auch grobe Fälschungen. David, ein Mitglied von Dianes Tatortteam und Experte für fotografische Analysen, hatte dies als Erster bemerkt. Clymene hatte sich selbst digital in bereits vorhandene Fotos hineingescannt und sich dadurch auf elektronische Weise zu einem Teil des Lebens völlig fremder Menschen gemacht.
    Wenn es sich dabei nur um eine einzige Fotografie gehandelt hätte, hätte man das als kleine künstlerische Freiheit entschuldigen können, aber in ihren Alben waren Dutzende von Fotos zu finden, auf denen sie sich systematisch eine falsche Vergangenheit zugelegt hatte. Sie hatte sogar eine völlig fiktive Fünf-Generationen-Fotografie fabriziert und anscheinend auf allen möglichen Flohmärkten alte Fotos zusammengesucht, mit deren Hilfe sie sich eine neue Geschichte zulegen konnte. Clymenes
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