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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Frieden. Ich habe keine Autorität über dich.« Kyntha wandte sich Vanessa zu. »Und du?«
       Vanessa erklärte: »Mit allem Respekt, ich halte das für Mondschein. Für Mondschein von vier Monden. Danke, aber danke, nein.«
       Kyntha lächelte. »So sei es. Ich achte deine Loyalität, mit der du anderen gefolgt bist, obwohl du an der Suche kein Interesse hattest… «
       »Das ist zu viel der Ehre«, wehrte Vanessa ab. »Ich bin mitgegangen, weil es Berge zu besteigen gab.«
       »Dann hast du deine Belohnung schon erhalten, und ich gönne sie dir von Herzen«, erwiderte Kyntha. Sie verbeugte sich vor Cholayna.
       »Schwester von einer anderen Welt, du hast dein ganzes Leben lang unter jedem fremden Himmel nach Weisheit gesucht. Du achtest das Leben, und du strebst nach Wahrheit. Die Schwesternschaft hat dein Herz aus der Ferne gelesen. Wenn es dein Wille ist, die Stadt zu betreten, magst du kommen und Weisheit auch bei uns suchen.«
       Zum ersten und letzten Mal spürte Magda, wie die Gedanken der Terranerin sie berührten. Sie konnte sie nicht als Worte lesen, aber sie vermittelten ihr die Erkenntnis, dass Cholayna auf ihre eigene Weise immer eine Sucherin gewesen war.
       Cholaynas Seufzer verriet unendliches Bedauern.
       »Meine Pflicht liegt anderswo«, antwortete sie. »Ich glaube, das weißt du. In dieser Angelegenheit darf ich nicht meinen Wünschen folgen. Ich habe in diesem Leben eine andere Wahl getroffen, und zu ihr stehe ich.«
       Noch einmal verbeugte Kyntha sich. Als Letzte kam Magda an die Reihe. »Und du? Was ist dein Wille?«
       Magdas Seufzer war ein Echo von Cholaynas. »Ich würde gern mit dir gehen. Ich wünschte - aber auch ich habe Pflichten, trage Verantwortung - es tut mir Leid.«
       Sie musste mit Cholayna und Vanessa in die Welt auf der anderen Seite dieser Berge zurückkehren. War ihr diese Weisheit zugedacht, würde sie eines Tages eine zweite Chance bekommen und frei sein, sie zu ergreifen. Falls nicht, war es der Mühe nicht wert. Ihr Kind und ebenso Jaelles Kind warteten auf sie…
       Kyntha tat einen einzigen Schritt auf sie zu. Sie legte die Hand unter Magdas Kinn und hob es. »Hier ist der Ort der Wahrheit! Sprich!«, befahl sie. Es klang wie ein großer Gong. »Die Gezeiten deines Lebens schlagen um. Was ist dein ehrlichster Wunsch?«
       Magda hörte im Geist, was Andrew bei ihrer Ankunft im Verbotenen Turm zu ihr gesagt hatte. Hier unter uns ist nicht einer, der sein Leben nicht wie ein Stück Schmierpapier zerreißen und von neuem anfangen musste. Einige von uns haben es zwei- oder dreimal getan. Sie meinte, aus weiter Ferne das Krächzen von Krähen zu hören.
       Würde sie jemals zurückkehren? Sie verwarf den Gedanken. Kehrte sie niemals zurück, war das ihr Schicksal. Sie hatte das Gildenhaus verlassen, als die Zeit dafür reif war, und war zurückgekehrt, um eine Brücke zwischen ihren beiden Welten zu bauen. Jaelle war tollkühn vorausgelaufen. Die Herausforderungen ihres Lebens waren Vergangenheit geworden; sie hatte nach vorn geblickt. Magda besaß den Mut, ihr zu folgen.
       »Ich würde gern mit Camilla in die Stadt reisen. Aber ich habe eine Pflicht gegenüber meinen Gefährtinnen zu erfüllen… «
       Kurze Zeit herrschte Schweigen im Raum. Dann polterte Rafaella: »Sieht dir das nicht wieder ähnlich, Margali? Du traust es mir nicht zu, dass ich Cholayna und Vanessa nach Thendara zurückbringe? Du bleibst hier und tust, verdammt noch mal, wozu du Lust hast. Ich bin die Bergführerin. Wer braucht dich?«
       Magda blinzelte. So rau die Worte waren, sie hörte aus ihnen reine Liebe heraus. Was Rafaella gesagt hatte, war: Schwester.
       »Zum Teufel, ja, Lorne. Abgemacht. Sobald Cholayna reisen kann, bist du frei.« Vanessa stellte sich neben Rafaella. »Das haben wir heute Nacht entschieden, als du schliefst.«
       Fast ungläubig sah sich Magda um. Die alte Zauberin winkte sie zu sich. Magda ging und setzte sich wortlos neben sie auf die Plattform. Sie fühlte Camillas kalte Hände in den ihren.
       Das Ende einer Suche? Oder ein Anfang? Endete jede Suche so, als letzter Schritt hinauf zum Gipfel eines gewaltigen Bergs, der zur Seite wich und einen neuen und unbekannten Horizont enthüllte? 
     
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