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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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ist, liegt darin eine Herausforderung für Fürsten wie Prälaten, und wer immer da eine diplomatische Mission unternimmt, wird auf beide ein scharfes Auge haben müssen.«
    »Und Owain zumindest«, fügte Cadfael schlau hinzu, »wird ein scharfes Auge darauf haben, wie seine Leute empfinden, und ein offenes Ohr für das, was sie sagen. Gilbert wäre klug beraten, dasselbe zu tun. Gwynedd hat keine Lust, Canterbury nachzugeben. Sie haben ihre eigenen Heiligen, Gewohnheiten und Riten.«
    »Ich habe gehört«, sagte Mark, »daß früher, vor langer Zeit, St. David seinen eigenen Erzbischof gehabt hat und der maßgebliche Bischofssitz für Wales gewesen ist, ohne Canterbury unterworfen zu sein. Es gibt in der Kirche von Wales einige Männer, die diese Verhältnisse wiederherstellen wollen.«
    Cadfael schüttelte darüber nur den Kopf. »Blicken wir besser nicht zu genau in die Vergangenheit. Je mehr Canterbury uns seinen Willen deutlich macht, um so mehr werden wir von solchen Ansprüchen hören. Doch Owain wird den neuen Bischof sicher beeindrucken wollen, schon, um ihn daran zu erinnern, daß er auf fremdem Boden ist und besser auf seine Manieren achtgeben sollte. Ich hoffe, er wird sich klug verhalten und sich sanft um seine Herde kümmern.«
    »Unser Bischof ist ganz deiner Meinung«, sagte Mark, »und ich bin gut vorbereitet. Ich habe im Kapitel nicht alles über meinen Auftrag mitgeteilt, obgleich ich mittlerweile dem Vater Abt davon berichtet habe. Ich habe noch einen Brief und ein weiteres Geschenk zu überbringen. Ich soll weiter bis nach Bangor reisen – oh, nein, das geschieht bestimmt nicht auf Anordnung von Erzbischof Theobald! – und Bischof Meurig dieselbe Aufmerksamkeit erweisen wie Bischof Gilbert. Wenn Theobald der Ansicht ist, Bischöfe sollten zusammenstehen, dann ist es Roger de Clintons Überzeugung, dieses Prinzip auf Normannen wie auf Waliser anzuwenden. Wir schlagen daher vor, sie gleich zu behandeln.«
    Das »wir«, das Mark verwendete, um die Gemeinsamkeit mit seinem illustren Vorgesetzten zum Ausdruck zu bringen, schlug eine vertraute Saite in Cadfaels Ohren an. Ihm war wieder eingefallen, wie Mark vor einigen Jahren genauso unschuldig von einer Partnerschaft gesprochen hatte. Langsam hatte dieser Junge damals sein wohlbegründetes Mißtrauen allen Menschen gegenüber abgelegt und Wärme und Zuneigung und eine impulsive Loyalität denen gegenüber gezeigt, die er bewunderte. Sein »wir« hatte damals ihn selbst und Cadfael gemeint, als wären sie zwei Reisegefährten, die sich gegen die Welt gegenseitig den Rücken freihielten.
    »Mehr und mehr«, sagte Hugh dankbar, »erwärme ich mich für unseren Bischof. Aber schickt er dich sogar auf eine so weite Reise allein?«
    »Nicht ganz allein.« Für einen Augenblick blitzte in Bruder Marks schmalem, klugem Gesicht ein durchtriebenes Lächeln auf, als verfüge er noch über eine geheimnisvolle Karte im Ärmel. »Doch er würde nicht zögern, allein durch Wales zu reiten, und ich auch nicht. Für ihn ist es selbstverständlich, daß der Kirche und Kutte Respekt bezeugt werden. Doch sicher werde ich für jeden Rat dankbar sein, den ihr mir geben könnt.
    Ihr beide wißt viel besser als mein Bischof oder ich, welche Bedingungen in Wales gelten mögen. Ich habe vor, direkt über Oswestry und Chirk zu reiten. Was meinst du?«
    »Da oben ist es ruhig«, stimmte Hugh zu. »In jedem Fall ist Madog in bezug auf Männer der Kirche eine fromme Seele, wie immer er auch Englands Laienschaft behandeln mag. Und zur Zeit führt er all die kleinen Häuptlinge von Powys Fadog an einer straffen Leine. Ja, auf dem Weg wirst du sicher genug sein, und es ist der schnellste Weg für dich, obwohl du zwischen Dee und Clwyd durch etwas rauhes Hochland reiten wirst.«
    Marks helle graue Augen zeigten seine Erwartung. Er freute sich auf sein Abenteuer. Es war großartig, eine wichtige Aufgabe anvertraut zu bekommen, als Jüngster und Niedrigster unter den Dienern seines Herrn, und so sehr ihm auch bewußt war, daß gerade sein bescheidener Rang das Kompliment dämpfen sollte, war ihm doch klar, wieviel von dem Geschick abhing, mit dem er sich seiner Aufgabe entledigen würde. Er sollte weder schmeicheln noch übertreiben, aber doch in seiner Person die wirkliche und starke Solidarität von Bischof zu Bischof repräsentieren.
    »Über welche Angelegenheiten in Gwynedd sollte ich Bescheid wissen?« fragte er. »Die Politik der Kirche muß mit der Politik des Staates
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