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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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Arzneibestände, übertrug Bruder Winfrid frohgemut seinen Garten und stattete vorsorglich Sankt Giles einen Besuch ab, um sicher zu sein, daß die Krankenhausschränke entsprechend ausgestattet waren und Bruder Oswin heiter das Kommando über seine Herde führte.
    Dann wandte er sich den Ställen zu, um sich sein Reittier für die Reise auszusuchen. Dort fand Hugh ihn am frühen Nachmittag, wie er sich froh mit einem eleganten, schmalen Rotschimmel beschäftigte. Das Tier hatte eine sahnefarbene Mähne und rieb sich behaglich an Cadfaels streichelnder Hand.
    »Zu groß für dich«, sagte Hugh über die Schulter. »Dafür brauchst du jemand, der dir in den Sattel hilft, und das würde Mark nie schaffen.«
    »Ich bin noch nicht so dick oder vom Alter so verschrumpelt, daß ich nicht mehr auf ein Pferd steigen könnte«, sagte Cadfael würdevoll. »Was bringt dich dazu, daß du schon wieder nach mir schaust?«
    »Na, ein guter Einfall von Aline, als ich ihr berichtet habe, was Mark und du vorhabt. Der Mai steht schon vor der Tür, und in ein oder höchstens zwei Wochen sollte ich Giles und sie für den Sommer nach Maesbury bringen. Er darf dort die Aufsicht über das Landhaus führen, und für ihn ist es besser, aus der Stadt raus zu sein.« Es war bei ihm Sitte, seine Familie aufs Land zu bringen, bis die Schafe geschoren und die Felder abgeerntet waren, während er seine Zeit zwischen zu Hause und den Geschäften seiner Grafschaft aufteilte. Cadfael war diese Gewohnheit vertraut. »Sie meint, warum ziehen wir den Umzug nicht um eine Woche vor und reiten morgen mit euch und begleiten euch bis Oswestry? Der Rest meiner Leute kann später folgen, und wir hätten mindestens einen Tag eurer Gesellschaft, und ihr könnt, wenn ihr wollt, bei uns in Maesbury übernachten. Was sagst du dazu?«
    Cadfael sagte herzlich gerne ja, und Mark genauso, als er den Vorschlag zu hören bekam, obgleich er mit Bedauern die Unterkunft für die Nacht ablehnte. Er war entschlossen, Llanelwy in zwei Tagen zu erreichen und zu einer zivilen Zeit einzutreffen, spätestens um die Mitte des Nachmittags, um vor der Abendmahlzeit Zeit für die Annehmlichkeiten der Gastfreundschaft zu haben. Also zog er es vor, vor der Nachtruhe über Oswestry hinaus und ein Stück nach Wales hineinzureiten, um für den zweiten Tag einen leichten Abschnitt übrigzulassen. Wenn sie das Tal des Dee erreichten, konnten sie dort bei einer der Kirchen Unterkunft finden und am frühen Morgen den Fluß überqueren.
    So schien alles bereits ausgemacht zu sein, und es blieb nichts mehr zu tun, als ehrfürchtig zu Vesper und Komplet zu gehen und dieses Unternehmen wie alle anderen dem Willen Gottes zu unterwerfen, vielleicht auch mit einer sanften Mahnung an Sankt Winifred, daß sie in ihre Heimat reisten.
    Falls sie geneigt war, unterwegs ihre zarte Hand über sie zu halten, würden sie diese Geste sehr zu schätzen wissen.
    Am Morgen der Abreise begab sich ein kleiner Zug von sechs Pferden und einem kleinen Packpferd über die Brücke nach Westen und aus der Stadt heraus auf die Straße nach Oswestry. Da waren Hugh auf seinem bevorzugten eigenwilligen Grauen mit seinem Sohn vor sich im Sattel und nach ihnen Aline auf ihrem weißen Maultier, trotz der hastigen Vorbereitungen ganz gelassen, schließlich ihre Zofe und Freundin Constance, die hinter einem der Knechte im Damensattel ritt. Ein zweiter Pferdeknecht ritt hinterher und führte das Packpferdchen an einem Zügel mit. Ihm folgten schließlich die beiden Pilger nach Sankt Asaph, die von der Familie ein Stück weit auf ihrem Weg begleitet wurden. Es war der letzte Tag im April, ein Morgen ganz grün und silbrig.
    Cadfael und Mark waren vor dem Morgengrauen aufgebrochen, um Hugh mit seiner Reisegesellschaft im Ort zu treffen. Ein fast unmerklich feiner Nieselregen erfüllte die Luft, verfolgte sie über die Brücke, unter der der Severn voll, aber friedlich strömte, und ließ Blätter und Gräser funkeln, als die Sonne hervorkam. Mit jeder Welle erschien der Fluß in dem eigenwillig funkelnden Licht wie vergoldet. Ein guter Tag, um aufzubrechen, und dabei war es nicht wichtig, warum und wohin.
    Die Sonne stand hoch, und der silbrig-dunstige Morgennebel löste sich auf, als sie bei Montford den Fluß überquerten. Die Straße war gut, ein Teil der Wegstrecke von weiten Grasrändern gesäumt, wo sie bequem und schnell vorankamen. Giles verlangte gelegentlich nach einem langsamen Galopp. Er war viel zu stolz, um bei jemand
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