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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde, was damals wirklich geschehen war. Das
Schiff von den Sternen existierte nicht mehr.
Und ganz plötzlich hatte er wieder Angst. Vielleicht war seine
Erleichterung etwas vorschnell gewesen, und vielleicht hatte
Singh mit seiner Meinung über die Schwarze Bruderschaft recht
und nicht er. Sie hatten sie zwar bisher am Leben gelassen, aber
mit einem Mal war er nicht mehr so sicher, daß das auch so
bleiben würde. Vielleicht waren sie nicht nur hierhergekommen,
um Yasals Brüder aus dem Wrack zu bergen, sondern auch, um
die Spuren ihrer Anwesenheit zu verwischen.
Und sie taten es sehr gründlich.
Die nächsten Tage wurden zu einem Wettrennen mit der Zeit.
Sie gewannen es, aber buchstäblich um Haaresbreite. Die
NAUTILUS fuhr fast die gesamte Zeit unter Wasser, so daß am
Ende selbst ihr Sauerstoffvorrat knapp zu werden begann, und
Trautmans Gesicht schien sich jedesmal, wenn Mike ihn
anblickte, mehr zu verfinstern. Der Steuermann fürchtete um
das Schiff. Er hatte die Maschinen, so gut er konnte, überholt,
aber Hasim belastete sie bis weit über ihre Grenzen hinaus, und
er gefährdete damit nicht nur die NAUTILUS, sondern auch das
Leben ihrer Besatzung. Zwei Stunden vor Mitternacht des
sechzehnten Februar neunzehnhundertsechzehn erreichten sie
die Nilmündung und fuhren hinein, ohne aufzutauchen oder
auch nur merklich zu verlangsamen. Hasim hatte wieder das
Steuerpult übernommen, wogegen Trautman diesmal nichts
einzuwenden hatte. Es war schon gefährlich genug gewesen, das
Schiff in diesem Tempo durch das Mittelmeer mit all seinen
Untiefen und Inseln zu steuern. Hier, in dem Fluß, der zwar
breit, aber nicht besonders tief war, grenzte es an Selbstmord.
Sie waren alle wieder im Salon zusammengekommen und
blickten abwechselnd zu Hasim, der konzentriert hinter dem
Steuer stand, und dem großen Aussichtsfenster. Das Wasser
schoß nur so daran vorüber, aber ein paarmal glaubte Mike auch
einen dunklen Schatten entlanghuschen zu sehen, und einmal
konnten sie alle spüren, wie die NAUTILUS etwas streifte und
daran entlangschrammte.
»Wir sind bald auf der Höhe der Pyramiden«, sagte Trautman
plötzlich. »Wenn es diesen geheimnisvollen Kanal wirklich
gibt, müßten wir ihn allmählich erreichen. «
Niemand antwortete - aber Mike war nicht der einzige, dem
sich bei Trautmans Worten die Haare zu Berge stellten. Die
Vorstellung, mit der riesigen NAUTILUS durch einen
unterirdischen Kanal zu fahren, war schon schlimm genug; es in
diesem mörderischen Tempo zu tun, das war etwas, was sich
Mike gar nicht vorstellen wollte.
»Ich frage mich, was passiert, wenn wir zu spät kommen«,
murmelte Juan.
Mike tauschte einen stummen Blick mit Singh und sah in
dessen Augen die gleiche Furcht, die auch an ihm nagte.
Offensichtlich dachte Singh an dasselbe wie er: Mike fragte sich
nämlich nicht, was geschah, wenn sie es nicht schafften,
sondern vielmehr, was passieren würde, wenn sie es schafften,
die Pyramiden rechtzeitig zu erreichen. Er hatte während der
gesamten Fahrt an nichts anderes gedacht, aber keine Antwort
auf diese Frage gefunden. Singh und er waren die einzigen
Menschen, die das Geheimnis der Schwarzen Bruderschaft
kannten.
»Wir werden langsamer«, sagte Trautman plötzlich. Alle
wandten sich wieder dem Fenster zu. Das Wasser sprudelte
noch immer daran vorüber wie ein Wildbach, doch sie verloren
tatsächlich an Geschwindigkeit. Trotzdem schoß die
NAUTILUS dreimal so schnell unter Wasser dahin, als es
jedem anderen Schiff möglich gewesen wäre.
Und dann, ganz plötzlich, wurde es finster. Das bißchen Licht,
das bisher durch das Wasser gedrungen war, erlosch schlagartig.
»Der Kanal«, flüsterte Trautman. »Wir sind drin. « Mike fuhr
sich nervös mit dem Handrücken über die Lippen. Seine Hände
und Knie zitterten ein wenig, und sein Magen zog sich zu einem
schmerzenden Klumpen zusammen. Er konnte die Wände des
unterirdischen Kanals nicht sehen, aber seine Phantasie gaukelte
ihm ein wahres Labyrinth aus steinernen Speeren und Klingen
vor, das nur darauf wartete, die NAUTILUS aufzuspießen.
Dabei wußte er nicht einmal, wie groß dieser Kanal war.
»Wir sollten nach oben gehen«, sagte Trautman. »In den
Turm. «
»Und wozu?« fragte Ben mit einem schiefen Grinsen. »Um
eine bessere Aussicht zu haben?« »Nein«, antwortete Trautman.
»Aber vielleicht eine winzige Überlebenschance, falls doch
etwas passiert. « Er warf Hasim einen nervösen Blick zu. »Hast
du etwas dagegen?«
Hasim sah
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