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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Autoren: Håkan Nesser
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Ganze zu leicht nimmst«, sagte er zum Schluss. »Vielleicht sollten wir uns treffen und alles noch mal gründlich besprechen.«
    Sie überlegte.
    »Warum nicht?«, sagte sie dann. »Schaden kann es ja wohl kaum. Wann und wo?«
    »Wann hast du Zeit?«
    »Immer. Die Schule fängt erst nächste Woche wieder an.«
    Er schlug einen Spaziergang im Wollerimspark am nächsten Abend vor, und sie fand das eine gute Idee.
    Der folgende Abend war ein Mittwoch und einer der heißesten im ganzen Sommer. Nach einem ziemlich kurzen Spaziergang ließen sie sich auf einer Bank unter einer der herabhängenden Weiden am Kanal nieder und redeten mehr als eine Stunde lang miteinander. Anschließend machten sie eine Wanderung durch die Stadt. An der Langgraacht entlang, durch Landsloorn und hinaus bis nach Megsje Bojs. Sie war diejenige, die am meisten redete. Erzählte von ihrer Kindheit, von dem Tod ihres Vaters, von ihrer Mutter. Von den Problemen in der Schule und von Freundinnen, die sie nur im Stich ließen. Er hörte zu und stellte Fragen. Als sie auf einen Wanderweg in den Wald einbogen, hakte sie sich bei ihm ein. Als sie ein wenig weiter im Dunkel waren, wo es keine Laternen mehr gab, legte er ihr einen Arm um die Schulter, und irgendwann kurz vor Mitternacht konnte sie feststellen, dass sie jetzt wirklich ein Liebespaar geworden waren.
    Irgendwie ging das so weiter.
    Nach dem Abend und der Nacht draußen in Megsje Bojs ließ er die folgenden vier Tage nichts mehr von sich hören. Erst am späten Sonntagabend, als sie wiederum allein zu Hause war. Erneut bat er um Entschuldigung, erklärte, dass es unverantwortlich war, und dass das, was sie da trieben, beendet werden müsste, bevor es ein schreckliches Ende nähme.
    Sie redeten zehn Minuten lang hin und her, beschlossen, sich dann ein letztes Mal zu treffen, um alles endgültig zu klären. Am Dienstag holte er sie von der Schule ab, sie fuhren in seinem Auto ans Meer, und nach einem langen Spaziergang am Strand liebten sie sich in einer Kuhle zwischen den Dünen.
    Als sie sich trennten, erwähnte keiner mit einem Wort, dass sie das abbrechen wollten, was da vor sich ging, und in den ersten Schulwochen war er zweimal bei ihnen in der Moerckstraat zu Besuch. Beide Male blieb er die Nacht über bei ihrer Mutter, und in der hellhörigen Wohnung konnte sie hören, dass sie sich bis weit in die Morgenstunden hinein liebten.
    Aber sie wusste, dass er eines Tages zu ihr zurückkommen würde.
    Das ist nicht gescheit, dachte sie. Das ist der reine Wahnsinn.
    Aber sie tat nichts, überhaupt nichts, um der Sache ein Ende zu bereiten.
    Noch nicht.
    Die Schule war ernüchternd. Ihre Hoffnungen auf eine Veränderung, darauf, dass sie eine neue Chance bekommen würde, jetzt, wo sie auf dem Gymnasium anfing, wurden bald zunichte gemacht.
    In der ehrwürdigen alten Bungelehranstalt – in die übrigens auch ihr Vater vor langer Zeit gegangen war – landete sie zwar in einer Klasse mit überwiegend neuen, unbekannten Gesichtern. Aber es gab auch ein paar Bekannte darunter, und es dauerte nur ein paar Tage, dann war ihr klar, dass diese alten so genannten Freunde und Freundinnen aus der Deijkstraaschule beschlossen hatten, sie in der Rolle zu belassen, die ihr nun mal ein für alle Mal zustand. Die sie ganz allein für sie kreiert und geschneidert hatten.
    Es war den neuen Gesichtern problemlos anzusehen, dass sie wohl das Eine oder Andere wussten. Dass sie so einiges gehört hatten, obwohl doch erst ein paar Tage des Schuljahrs vergangen waren. Wie sie lebte und wie es um ihre Mutter stand beispielsweise. Die Geschichte von der Kotze und der Badewanne, die sie einer äußerst zuverlässigen Freundin vor ein paar Jahren anvertraut hatte, war in keiner Weise gegessen, nur weil sie die Schule gewechselt hatte. Und auch nicht die weit verbreitete Onanielektion. Eher schien es, als hätten die Gerüchte neuen Wind unter die Flügel bekommen.
    Man wusste schließlich Bescheid. Dass Monica Kammerle ein bisschen eigen war. Kein Wunder. Mit so einer Mutter. Es war nun mal so, da war es auch nicht überraschend, dass sie sich lieber von den anderen fern hielt, die Ärmste.
    Und wenn sie an Benjamin dachte und daran, was in ihrem Zuhause vor sich ging, konnte sie nicht anders, als ihren Mitschülern Recht geben.
    Klar, sie war merkwürdig. Sie war nicht wie die anderen. Sie nicht und ihre Mutter auch nicht.
    Vielleicht nicht einmal Benjamin. Als sie das dritte Mal mit ihm ins Bett ging – daheim in der
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