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Die Schuld

Titel: Die Schuld
Autoren: John Grisham
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und mit dem Gewinn das Land verlassen. Lauf, Max, lauf. Sollte er jemals erwischt und vor Gericht gestellt werden, bestünde die Gefahr, dass er all ihre schmutzigen Geheimnisse ausspuckte.
    Auf Oscars Checkliste standen noch Dutzende andere Punkte, aber Clay wurde müde.
    »Braucht du heute Nacht eine Krankenschwester?«, flüsterte Paulette in der Küche.
    »Nein, Rebecca ist hier.«
    »Du bringst dich gern in Schwierigkeiten, was?«
    »Sie stellt morgen den Scheidungsantrag. Sie trennen sich einvernehmlich.«
    »Was ist mit deinem Betthäschen?«
    »Falls sie jemals aus St. Barth zurückkommt, mache ich mit ihr Schluss.«
    Während der nächsten Woche verließ Clay das Haus kaum. Rebecca packte Ridleys gesamten Besitz in Hundert-Liter-Müllsäcke, die sie im Keller deponierte. Obwohl Clay sie darauf hinwies, dass er das Haus demnächst verlieren werde, holte sie einige eigene Sachen. Sie kochte exquisite Mahlzeiten und pflegte ihn, wann immer es nötig war. Sie sahen sich bis Mitternacht alte Filme an und schliefen dann bis spät in den Vormittag hinein. Sie fuhr ihn zum Arzt.
    Ridley rief jeden zweiten Tag von der Insel aus an. Clay sagte ihr nicht, dass ihr Platz nun besetzt war; das würde er persönlich tun, falls sie jemals zurückkam. Die Renovierung machte gute Fortschritte, obwohl Clay das Budget stark gekürzt hatte. Seine finanziellen Probleme schienen ihr nicht bewusst zu sein.
     
    Der letzte Anwalt, der in Clays Leben trat, war Mark Munson, ein Insolvenzexperte, der sich auf große, komplizierte Pleiten von Privatpersonen spezialisiert hatte. Nachdem Clay ihn engagiert hatte, zeigte Crittle ihm Bücher, Mietverträge, Vereinbarungen, Prozessakten, Vermögenswerte und Verbindlichkeiten - einfach alles. Als Munson und Crittle zu ihm nach Hause kamen, bat Clay Rebecca zu gehen. Er wollte ihr die schmerzlichen Einzelheiten ersparen.
    In den siebzehn Monaten, seit er das OPD verlassen hatte, hatte Clay hunderteinundzwanzig Millionen Dollar an Honoraren eingenommen. Dreißig Millionen hatte er als Bonus an Rodney, Paulette und Jonah gezahlt, die Aufwendungen der Kanzlei und die Gulfstream hatten zwanzig Millionen verschlungen, sechzehn Millionen hatte er für Werbung und Tests für Dyloft, Maxatil und Skinny Bens in den Sand gesetzt, vierunddreißig Millionen für bereits bezahlte oder angefallene Steuern, vier Millionen für die Villa, drei Millionen für die Segeljacht. Eine Million hier und dort - das Haus in Georgetown, das »Darlehen« an Max Pace und die üblichen Extravaganzen der Neureichen.
    Ein interessanter Punkt war Jarretts Katamaran. Clay hatte zwar dafür bezahlt, aber die Firma mit Sitz auf den Bahamas, in deren Eigentum er sich befand, gehörte ausschließlich seinem Vater. Munson war der Meinung, dass das Konkursgericht die Jacht entweder als Geschenk betrachten würde, was bedeutete, dass Clay Schenkungssteuer zahlen musste, oder davon ausgehen würde, dass sie schlicht und einfach einem Dritten gehörte und damit nicht Clays Vermögensmasse zuzurechnen war. Auf jeden Fall blieb sie Eigentum von Jarrett Carter. Außerdem hatte Clay bei seinem Handel mit Ackerman-Aktien 7,1 Millionen Dollar verdient. Einen Teil davon hatte er zwar in Offshore-Fonds vergraben, aber diese Gelder würde er zurückholen. »Wenn Sie Vermögenswerte verheimlichen, landen Sie im Gefängnis«, hatte ihn Munson belehrt und keinen Zweifel daran gelassen, dass er ein solches Verhalten nicht dulden würde.
    Die Bilanz wies einen Nettowert von rund neunzehn Millionen aus und nur wenige Gläubiger. Dagegen sah es bei den bedingten Verbindlichkeiten katastrophal aus. Mittlerweile sechsundzwanzig frühere Mandaten hatten ihn wegen des Dyloft-Fiaskos verklagt. Diese Zahl würde vermutlich noch steigen, und obwohl es unmöglich war, den Wert der einzelnen Fälle genau zu beziffern, überstieg Clays gesetzliche Haftung sein Nettovermögen beträchtlich. Der Konflikt mit den Mandanten der Hanna-Sammelklage, die dabei waren, sich zu organisieren, schwelte weiter. Die Maxatil-Geschichte würde eine heftige, langwierige Gegenreaktion auslösen. Auch hier ließen sich die Kosten nicht vorhersagen.
    »Soll sich der Konkursverwalter damit herumschlagen«, meinte Munson. »Sie werden dann nur noch das besitzen, was Sie am Leibe tragen, aber zumindest haben Sie keine Schulden.«
    »Vielen Dank«, sagte Clay, der immer noch an die Segeljacht dachte. Wenn es ihnen gelang, sie aus dem Konkurs herauszuhalten, konnte Jarrett das Schiff
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