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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand
Autoren: Gunnar Staalesen
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und verlangte,
ernst genommen zu werden.
»Diese Episode mit der Lederjacke –«
Furubø richtete den Blick wieder auf mich und knurrte: »Ja,
was ist damit?«
»Ich kann den Zusammenhang nicht ganz verstehen.«
»Da gab es auch keinen Zusammenhang! Diese … Meine
Tochter, die wir hier vor uns sehen, hätte ich beinahe gesagt,
hatte sie geklaut. Ich habe verlangt, daß sie sie zurückgibt, und
…«
»Aber die Geschäftsführerin war sicher, daß sie gekauft und
bezahlt war.«
»Sicher? Das war eine dumme Kuh! Das Ganze war ja ein
paar Wochen her, wie konnte sie da so sicher sein?«
»Ein paar Wochen? Es war doch am letzten Donnerstag, daß
ich das erste Mal hier war, und da …«
»Ja und, was da?«
Ich wandte mich wieder an Åsa. »Wie ist deine Version der
Geschichte?«
»Mit der Lederjacke?«
»Ja.«
»Die …« Ihr Blick huschte wieder in Richtung ihres Vaters.
»Es stimmt, was er sagt. Ich hatte sie gestohlen.«
Ich betrachtete sie milde. »Hör mal … Jetzt ist alles andere auf
dem Tisch, Åsa. Sie wissen, wie du dir etwas dazuverdient hast.
Kannst du nicht genausogut zugeben, daß du sie gekauft hast,
wie die Frau gesagt hat, für das Geld, das du auf diese Weise
verdient hast?«
»Schon, aber … Es ist nur, daß Papa die Jacke erst gefunden
hat an dem Tag, als Sie …«
Ich wandte mich wieder an Furubø. »Haben Sie da begriffen –
oder sind Sie mißtrauisch geworden, in was Åsa da verwickelt
war?«
»Ja, ich …«
Seine Frau sah ihn gekränkt an. »Davon hast du mir gar nichts
gesagt!«
»Nein, ich wollte nicht, daß du …«
»Aber trotzdem bekam sie schon ab Freitag Hausarrest – vor
fünf Tagen.«
»Ja?«
Sie sahen mich beide gleich fragend an. Sogar Åsa richtete
ihre Aufmerksamkeit einen Augenblick lang auf etwas anderes
als ihr eigenes schwarzes Gewissen.
Ich sah noch immer Furubø an. »Nein, nicht weil Torild
verschwunden war, sondern weil Sie wußten, warum sie
verschwunden war, vielleicht sogar, wo sie geblieben war?«
»Was?!«
Randi Furubø sah verständnislos zu ihrem Mann. »Trond?
Wovon redet er eigentlich?«
Ich beugte mich vor und starrte ihn an. »Wo waren Sie am
Donnerstag abend, Furubø?«
»Bei der Arbeit, wie immer!«
»Das werden wir schon noch überprüfen. Es ist doch nicht so
abwegig anzunehmen, daß Sie auch kurz was in der Stadt
erledigt haben, oder?«
»In der … Trond!«
»Die Polizei ist jetzt bei Holger Skagestøl. Sie haben das Auto
anhand eines Fotos identifiziert. Er wurde auf frischer Tat
ertappt, als Hurenkunde auf dem Strich.«
»Welches Auto?«
»Holger!« Randi Furubø sah von ihrem Mann zu mir. »Jetzt
glaub ich aber. Sie spinnen. Ich könnte mir Holger doch niemals
als – als Hurenkunden vorstellen?«
»Nein? Und Ihren Mann?«
»Veum! Dafür haben Sie keine Beweise!« platzte Furubø
dazwischen.
»Ach nein?« Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder ihm
zu.
»O doch! Holger Skagestøl hat mir als Beispiel dafür, was für
gute Freunde Sie waren, erzählt, daß Sie öfter die Autos
getauscht haben, wenn eines in der Werkstatt war. War das auch
so an dem Januarabend, als Sie mit seinem Wagen ein Mädchen
aufgegabelt haben? Genau darauf ist Laila Mongstad gestoßen.
Das heißt, sie glaubte vielleicht noch, daß es sich um Holger
handelte. Hat sie Sie angerufen, um zu fragen, was Sie dazu
meinen? Hatte sie begriffen, daß Holger, wenn man ihn mit
diesen Anklagen konfrontierte, den Ball wieder Ihnen zuwerfen
würde?«
»Sie … Aber was ist mit … Sie vergessen den Einbruch – von
außen.«
»Das kann jeder Lausbube vortäuschen, vor allem, wenn sich
derjenige schon im Gebäude befand. Eine Spur in die eine
Richtung und eine in die andere. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß die Spur zuerst nach draußen und dann wieder hinein
führte und nicht, wie wir glauben sollten: rein und danach
wieder raus.«
»Das sind bloße Behauptungen.«
»Die Polizei wird sie schon zu beweisen wissen.«
»Dann sollte ich also …«
»Sie wußten, was Åsa und Torild und ihre Freundinnen trieben, denn Sie hatten Torild aufs Zimmer bekommen, an dem
Abend, als sie ermordet wurde, und deshalb haben Sie darauf
bestanden, daß Åsa vom folgenden Tag an Hausarrest bekam.
Sie konnten nur nicht verhindern, daß sie an dem Vormittag in
die Stadt ging, denn noch ahnte ja niemand, was mit Torild
geschehen war. Aber von Montag an holten Sie sie nach der
Schule immer ab, stimmt’s?«
Die Gesichtsausdrücke der beiden Frauen waren jetzt
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