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Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Die Schöne und der Leopard (German Edition)

Titel: Die Schöne und der Leopard (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Aussehen war nicht ausschlaggebend. Ed hatte ein freundliches Wesen, und er war clever und klug. Schöpferisch veranlagt, war er angenehm in seinen Umgangsformen, mutig, wie Sue-Ann festgestellt hatte, und meist ausgeglichen.
    Seine Eigenheiten als Künstler tolerierte Sue-Ann, zumal sie nicht sie belasteten, sondern das Budget der Filmgesellschaft.
    Reichtum und Position beeindruckten den Filmstar Sue-Ann weniger, obwohl sie auf dem Gebiet verwöhnt war. Ein Millionenvermögen und eine Villa in Malibu hatte Sue-Ann selbst. Sie empfand es jedoch als angenehm, dass der erfolgreiche Regisseur sie bestimmt nicht wegen des Prestiges oder ihres Vermögens begehrte.
    Sie küssten sich lange. Sue-Ann hatte wieder das Verlangen, mit Ed zu schlafen. Zuvor war sie eine ganze Weile blockiert gewesen. Durch die Heimsuchungen des Leopardenmannes hatte sie sich beschmutzt und elend gefühlt.
    Das war jetzt weg. Die Schauspielerin wünschte sich mit aller Kraft, dass die Heimsuchung vorbei war und sie die Alpträume nicht mehr hatte. Dann war sie bereit, Lomungé über jede psychiatrische Koryphäe in den USA zu erheben und mit Engelszungen zu loben und preisen.
    Sie hatte alles Mögliche versucht, um den Alptraum abzuschütteln, der sie verfolgte. Auf Norma Blakes und Doc Filmores Theorien hörend, war sie nachts allein geblieben, weil die beiden Ed Andersons Anwesenheit in ihrem Bett als sexuellen Druck und Auslöser für die psychotischen Träume erklärt hatten. Das war genauso fruchtlos geblieben wie autogenes Training, Entspannungsübungen und medikamentöse Behandlung.
    Die Tabletten, die Doc Filmore ihr verschrieb, hatte Sue-Ann mit Misstrauen betrachtet und nur einmal genommen. Danach war sie völlig benommen gewesen und hatte wie eine Schlafwandlerin vor der Kamera gestanden.
    An dem Tag hatte sie überhaupt keine vernünftige Szene drehen können, und Ed Anderson hatte gemeint, der Film hieße nicht »Die Somnambule«, was sie bitte beachten möchte. Auch das war inzwischen vorbei.
    Sue-Ann nahm überhaupt keine Tabletten mehr. Sie hatten ihr sowieso nicht geholfen. In der ersten Zeit, als die Alpträume sie heimsuchten, hatte die Schauspielerin versucht, sich mit trockenen Martinis die nötige Bettschwere zu verleihen.
    Doc Filmore – er musste es schließlich wissen – hatte ihr geraten: »Trinken Sie einfach eine ganze Flasche. Dann spüren Sie nicht mal mehr, wenn ein Elefant über Ihr Bett trampelt.«
    Doch Sue-Ann konnte sich nicht betrinken. Ihre Mutter war Alkoholikerin gewesen. Die Schauspielerin hatte als Kind sehr darunter gelitten. Heute konnte sie nicht mehr als zwei, drei Gläser hinunterbringen.
    Das aber reichte nicht, um ihr Bewusstsein auszuschalten. Schlaftabletten hatten als Therapie ebenso wenig genützt wie die Beruhigungspillen. Sue-Ann hatte dem Traum nie entgehen können. Ed Anderson hatte ihn nicht verscheucht. Im Gegenteil, auch er war in Mitleidenschaft gezogen worden, wenn Sue-Ann am Ende des Alptraums schweißgebadet hochfuhr und fürchterlich schrie.
    Sie hatte ihn mit dem Leopardenmann verwechselt und ihn zerkratzt und auf ihn eingeschlagen. Weil er ihr sowieso nicht helfen konnte und sie seine Nähe noch für negativ hielt, hatte Sue-Ann ihn dann weggeschickt, was sie jetzt wieder ändern wollte.
    Nach langen Küssen und Zärtlichkeiten kehrten sie ins Filmcamp zurück. Die Dreharbeiten sollten bald fortgesetzt werden. Sue-Ann fühlte sich wie neugeboren und fieberte ihnen entgegen.
    Die beiden ahnten nicht, dass sie wieder beäugt wurden, und zwar von dem Leoparden, der sie schon in dem Dorf Bouradake belauert hatte. Die Raubkatze schlich durchs Unterholz. Ihre grünen Augen hafteten auf der schlanken Schauspielerin.
    Der Ausdruck dieser Raubkatzenaugen war nicht zu deuten. Doch er verhieß nichts Gutes. Normal war das Verhalten des Leoparden nicht. Entweder ein Leopard schlug seine Beute, oder er schlug sie nicht. Dass er einen bestimmten Menschen belauerte, ja, ihn sogar verfolgte oder ihm nachstellte, war selten. Und dass die Aufmerksamkeit dieses Leoparden gerade der Geliebten des Leopardenmanns galt, war unerklärlich.
     
    *
    An diesem Abend drehte Sue-Ann unter den funkelnden Sternen Afrikas die große Liebesszene mit Tom Rawlins Diego Cabrez. Der Bandama-Fluss plätscherte. Die nächtlichen Tierstimmen des Urwalds, die man allerdings auch hätte einsynchronisieren können, gaben den akustischen Background ab.
    Nach einem flammenden Sonnenuntergang mit Weichfilter fotografiert,
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